Aschermittwoch - Beginn der Fastenzeit
So wie vom abendlichen Feuer im Kamin
am nächsten Tag nur kalte Asche bleibt:
so werden unsere Tage zu Asche,
ist Asche, was von unseren glühenden Worten bleibt,
ist ausgebrannt manchmal die Liebe,
die das Herz zweier Menschen erwärmte.
Ach, Mensch gedenke: Du bist Staub
und was bleibt von Dir ist Asche.
Die Asche der verbrannten Bücher,
die Asche von Auschwitz und Mauthausen,
die Asche von Dresden und Sarajewo,
die Asche von Hiroschima,
die Asche der Geschichte von Menschen:
Geschichte, Asche der Schuld.
Und auch die eigene Lebensgeschichte:
nicht ohne Schuld ist ihre Asche.
Die Seele selbst verstümmelt,
ihre Flügel gebrochen,
ihre Sehnsucht eingesperrt.
Zukunft anderer auf den Scheiterhaufen geworfen.
Auch, Mensch gedenke: Du bist voller Schuld.
Voller Schuld ist Deine Asche.
So wie im Herbst auf den Feldern,
was nach der Ernte bleibt, verbrannt wird,
und Asche und Erde,
geduldig wartend im Winter,
für neues Leben bereit werden,
oder so wie der Erzstein im Feuer gequält wird,
damit er das Silber, das Gold freigibt:
so muß wohl vieles in uns geprüft werden,
geläutert, ausgebrannt,
werden zu Asche, zu Schlacke,
damit in uns geboren wird:
der neue Mensch.
Ach, Mensch: Du bist für das Leben bestimmt.
Kehre um und glaube an das Evangelium.
Aus: Joop Roeland: Die Stimme eines dünnen Schweigens, Feldkirch: Die Quelle Verlag 1992.