Gedanken zum Tag von Pfarrer Maximilian
Predigt Allerheiligen, 1.11.2025
Perikopen: 1 Joh 3,1-3 Mt 5,1-12a
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
In unseren Kirchen finden sich viele Darstellungen von uns bekannten Heiligen. Aber die Heiligen, die hier auf Säulen stehen, oder auf Bildern abgebildet sind, sind nur ein kleiner Ausschnitt der großen Schar der Heiligen. Aber die Frage ist: wie sind sie da hinaufgekommen? Was muss man tun, nicht um ein Säulenheiliger zu werden, sondern einfach ein Heiliger? Das Zweite Vatikanische Konzil hat eine alte kirchliche Lehre in Erinnerung gerufen, die letztlich alles entscheidet, die allgemeine Berufung des Christen zur Heiligkeit. Jeder und jede ist aufgrund seiner Taufe berufen ein Heiliger, eine Heilige zu werden. Aber schaffen wir das? Wie wird man ein Heiliger? Ich kann nicht versprechen, dass wir alle irgendwo einmal auf so einer Säule stehen werden. Und trotzdem sind wir alle berufen zur Heiligkeit! Ist das Übertreibung? Ist das eine Anmaßung? Haben die großen Heiligen nicht immer das Gefühl gehabt, dass sie große Sünder sind? Sogar der heilige Paulus sagt von sich, dass er der erste unter den Sündern ist. Also wie ist das mit der Berufung zur Heiligkeit? Drei Gedanken dazu.
Erstens: Wir sind umgeben und gestützt von einer ganz großen Schar. Ich möchte da an ein Wort erinnern, vom 24. April 2005, als Papst Benedikt seinen Dienst als Nachfolger des Petrus angetreten hat. Da hat er gesagt: „Wir sind von Freunden Gottes umgeben, geleitet und geführt. Ich brauche nicht alles allein zu tragen, was ich wahrhaft allein nicht tragen könnte. Die Schar der Heiligen schützt und stützt und trägt mich“. Das ist einmal der erste und wunderbare Gedanke an Allerheiligen. Wir sind getragen, geschützt und gestützt von einer großen Schar der Heiligen. Zuerst natürlich Maria, sie ist die Königin aller Heiligen. Wir sind geschützt, gestützt und getragen. Aber wir sollen trotzdem selber Heilige werden. Wie wird man das? Ich erinnere mich an die letzte Audienz von Papst Benedikt, als er einen langen Zyklus über die Heiligen gehalten hat, die letzte dieser Katechesen war über die versteckten Heiligen. Da bin ich nun ganz sicher, dass hier unter uns versteckte Heilige sitzen. Heilige des Alltags, oder Papst Franziskus mit einem gewissen Humor sagt: „Die Mittelklasse der Heiligen“, der Mittelstand der Heiligen. Es gibt die großen Champions der Heiligkeit, aber es gibt auch sozusagen den Mittelstand, das ist nicht ein Mittelmaß, sondern das sind die versteckten Heiligen. Papst Benedikt hat uns daran erinnert, dass er selber vielen solchen Menschen begegnet ist. Papst Franziskus sagt: „Es gefällt mir die Heiligkeit im geduldigen Volk Gottes zu sehen. In den Eltern, die ihre Kinder mit so viel Liebe erziehen. In den Männern und Frauen, die arbeiten, um das tägliche Brot nach Hause zu bringen. In den Kranken, in den älteren Ordensfrauen, die weiter lächeln. In dieser Beständigkeit eines Tag täglichen Voranschreitens sehe ich die Heiligkeit der streitenden, der pilgernden Kirche. Oft ist das die Heiligkeit von nebenan“, sagt er, „die in unserer Nähe wohnen und ein Widerschein der Gegenwart Gottes sind“. Oder, um es anders auszudrücken: „die Mittelschicht der Heiligen“. Ich begrüße euch alle als Mittelschicht der Heiligen und darf zum nächsten Gedanken kommen.
Zweitens: Heilig wird man, in dem man die biblische Botschaft ernst nimmt. Zuerst die Seligpreisungen. Sie werden uns jedes Jahr am Allerheiligentag verkündet. Seligpreisungen: Jesus erklärt mit aller Einfachheit, was es heißt, heilig zu sein.. Sie sind gleichsam der Personalausweis des Christen. Daran erkennt man die Heiligen des Alltags. Selig die Barmherzigen, die Friedensstifter, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, die Verfolgung erleiden. Das sind die Heiligen des Alltags. Ein weiteres wichtiges Wort, es ist der eigentliche Maßstab, ist das große Gerichtswort Jesu in Matthäusevangelium, Kapitel 25. „Ich war hungrig, und du hast mir zu essen gegeben. Ich war durstig, und du hast mir zu trinken gegeben. Ich war nackt, und du hast mich bekleidet. Ich war fremd, und du hast mich aufgenommen. Ich war krank und im Gefängnis, und du hast mich besucht. Das, ist der große Maßstab der biblischen Botschaft, an dem misst sich die Heiligkeit des Alltags. Und so ist die ganze biblische Botschaft eine ganz große Fundgrube für den Weg zur Heiligkeit. „Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat. Wir heißen Kinder Gottes und sind es.“ So haben wir heute in der Lesung gehört, und es darf und soll auch stimmen, dass wir nicht nur Kinder Gottes heißen, sondern es auch wahrhaftig sind und so leben.
Drittens: Heiligkeit zeigt sich ganz konkret. Ich möchte da ein paar praktische Hinweise geben, es gibt freilich viel mehr. Da ist zunächst die Ausdauer und Geduld mit uns selber und miteinander. „Geduld erreicht alles“, sagt Theresia von Avila. Und ausdauernd dranbleiben, ist entscheidend. Freilich mit der Ausdauer tut man sich in einer Welt, in der man immer alles haben kann und will nicht leicht. Ein weiteres ist der Sinn für Humor. „Er, der im Himmel thront lacht,“ heißt es in den Psalm. „Und der Himmel lacht dazu“ ist der Titel eines alten Filmes. Ja, der Himmel lacht dazu, wenn Gott sieht, wie wir so leben, was wir uns da oft so denken und zusammenreimen. Da kann der Himmel nur lachen. Vielleicht sollten wir manches, vor allem uns selber, manchmal auch humorvoller und gelassener nehmen. Ich muss da immer an ein Wort des heiligen Philipp Neri denken, der von sich sagte: „Ich wäre ja schon längst ein Heiliger geworden, aber mir ist immer etwas dazwischen gekommen.“ Und ein letztes ist nun das Gebet. Das Gebet ist die große Schule der Heiligkeit. Das muss nicht das große mystische Gebet sein, das kann das arme Gebet des Alltags sein. Aber das ist unbedingt notwendig.
Liebe Brüder und Schwestern!
Oder soll ich besser sagen liebe „Mitglieder der Mittelschicht der Heiligkeit“, wir dürfen uns trauen zu sagen: auch wir sind berufen zur Heiligkeit. Wir sind gestützt und begleitet von der großen Schar, die uns umgibt, von „einer Wolke von Zeugen,“ wie der Hebräerbrief sagt. Die biblische Botschaft ist uns eine große Fundgrube für den Weg. Und dann geht es noch ganz konkret und praktisch, mit Ausdauer und Geduld, mit Humor, mit Gebet und vielen anderen positiven Eigenschaften. So geht es. „Wohl denen, die da wandeln, vor Gott in Heiligkeit, nach seinem Wort handeln, und leben alle Zeit, die recht von Herzen suchen Gott, und seiner Weisung folgen, sind stets bei ihm in Gnad.“ Amen.