Taufe
In der Zeichenfülle der Liturgie wird die Zuwendung Gottes zum Ausdruck gebracht und die Einzigartigkeit einer Person beschrieben. Seit nahezu zweitausend Jahren werden Menschen so in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen. Die Eltern nennen den Namen ihres Kindes und sprechen gemeinsam mit den Paten ein lebensgültiges Ja aus. Mit dem Kreuzzeichen wird der Täufling besiegelt und in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen. Im Gebet der Gemeinde wird ein großer Horizont für das junge Glaubensleben gespannt. Die Mitfeiernden erneuern ihr eigenes Taufversprechen.
In Erinnerung an die Heilstaten Gottes durch die Geschichte der Menschen hindurch wird das Taufwasser geweiht. Unter der Anrufung des dreifaltigen Gottes gießt der Zelebrant (Priester oder Diakon) das Wasser über den Kopf des Kindes. Das erinnert an das ursprüngliche Untertauchen und meint im Wiederauftauchen die Geburt für das neue Leben in Gott. Darauf deutet auch das weiße Taufkleid hin: Wer getauft wird, zieht Christus an wie eine zweite Haut. In der Chrisamsalbung empfängt der neugetaufte Mensch den Heiligen Geist und wird eingereiht in das große Volk Gottes, er gehört für immer als Christin oder als Christ Christus an. Die Taufkerze, die auch selbst gestaltet werden kann, erinnert an das neue Leben, das von Gott kommt. Daher erhält sie das Licht von der Osterkerze, die in der Osternacht gesegnet wurde und an Christus, das Licht der Welt, erinnert. Die Osterkerze ist Symbol für die Gegenwart Christi. Im Effata-Ritus schließlich bittet der Zelebrant Gott darum, dem Kind Herz, Sinn und Geist für die Frohe Botschaft zu öffnen.
Das Sakrament der Taufe wird in der Kirche (Pfarrkirche) gespendet. Nur in Notsituationen darf es an allen Orten gespendet werden. Die Feier der Taufe ist ein Fest für die Pfarrgemeinde St. Michael.
Bereits vor der Taufe betet die eucharistische Gemeinde (die Gemeinschaft, die sich um den Tisch des Brotes am Sonntag versammelt) für das Taufkind. Dies ist die Freude darüber, dass durch jedes Menschenkind Gott in der Welt sichtbar werden kann. Beim Übergießen des Kindes mit dem Taufwasser wird die große Glocke unserer Basilica Minor St. Michael geläutet. Alle Gläubigen sollen wissen: Unsere Gemeinschaft ist um eine Christin, um einen Christen reicher geworden.
Wir taufen, weil Jesus es gesagt hat.
Vielleicht sagen Sie: „Wir lassen unser Kind taufen, weil wir es so gelernt haben und selber getauft worden sind.“ Möglicherweise haben dabei auch die Eltern oder Großeltern ein Wort mitgesprochen. Die Tradition ist ein wichtiger Grund für die Taufe, aber nicht der einzige. Um in den christlichen Glauben hineinwachsen zu können ist es unbedingt notwendig bereits als Kleinkind beginnen zu dürfen. Vergleichbar ist dies mit der Erziehung zu Grundkenntnissen der Lebensregeln und Verhaltensweisen, damit wir im Leben zu einer vernünftigen und beherzten Lebensart aus dem Glauben finden können. Auch für das Erlernen der Sprache ist es entscheidend, schon bald zu beginnen und nicht erst abzuwarten bis das Kind die Entscheidung dafür getroffen hat. Um in einer christlichen Gemeinschaft leben zu können, ist die Taufe die Lebensquelle, aus der wir reich schöpfen können um zu einem geglückten Leben zu finden.
Bei jeder Taufhandlung werden die alten Worte gesprochen:
„Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie
auf den Namen des Vaters
und des Sohnes
und des Heiligen Geistes,
und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“
(Matthäus 28,18-20)
Dieses Vermächtnis gab Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern, als er von ihnen ging. Es wurde bis heute von einer Christengeneration zur nächsten weitergegeben. Wir taufen, weil Jesus es gesagt hat.
Taufen heißt: Gott ist bei dir
Mit dem Auftrag zu taufen ist das Versprechen verbunden: „Ich bin bei euch“. Die Erfahrung, dass Gott jederzeit und überall da ist, haben Menschen in einem Psalm der Bibel so ausgedrückt:
„Herr, du hast mich erforscht
und du kennst mich.
Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir.
Von fern erkennst du meine Gedanken.
Du umschließt mich von allen Seiten
und legst deine Hand auf mich.
Steige ich hinauf in den Himmel,
so bist du dort;
bette ich mich in der Unterwelt,
bist du zugegen.
Nehme ich die Flügel des Morgenrots
und lasse mich nieder am äußersten Meer,
auch dort wird deine Hand mich ergreifen
und deine Rechte mich fassen.
Denn du hast mein Inneres geschaffen,
mich gewoben im Schoß meiner Mutter.
Ich danke dir, dass du mich
so wunderbar gemacht hast.“
aus: Psalm 139,1-14
Dieser Psalm und die ganze Bibel bekennen, dass Gott als Schöpfer sich um alles sorgt, was er von Beginn des Lebens an geschaffen hat. Dem Kind und seiner Familie wird durch die Taufe bezeugt: Es ist ein Gott da, der dieses Kind gewollt und ihm das Leben geschenkt hat, der es behütet und begleitet auf seinem Lebensweg.
Taufe bedeutet: Ich bin ein geliebter Mensch
Sie als Vater und Mutter freuen sich, dass Ihr Kind da ist. Sie geben ihm zu essen und zu trinken, sorgen dafür, dass es warm und trocken liegt, halten es in Ihren Armen zärtlich geborgen. Sie wiegen es, lachen es an, reden mit ihm. Den Sinn Ihrer Worte versteht es noch nicht, aber es spürt, wie Ihre Stimme seine Seele streichelt.
Es ist das Allerwichtigste, dass ein Kind am Anfang seines Lebens erfährt: „Ich bin geliebt. Es ist gut, dass ich da bin.“ Daraus erwächst ein Urvertrauen ins Leben, zu anderen Menschen und zu Gott. Denn in der Liebe der Eltern zueinander und zu ihrem Kind spiegelt sich die Liebe Gottes zu uns Menschen wider. Gott ist für uns da, nicht weil wir etwas Besonderes besitzen oder vorzuzeigen haben, nicht wegen unserer Leistung, Tüchtigkeit und Schönheit, sondern einfach deshalb, weil es uns gibt, weil wir seine Töchter und Söhne sind.
Wenn Kinder im Gottesdienst getauft werden, soll das die Erwachsenen an ihre eigene Taufe erinnern und daran, dass sie selber von Gott geliebt und für wert geachtet sind. Somit sind alle Mitfeiernden eingeladen ihre eigene Taufkerze mitzunehmen.
Taufe bedeutet: Meine Schuld wird vergeben
Am Anfang der Christenheit war es noch so, dass nur Erwachsene getauft wurden. Wer zum Glauben an Jesus Christus gekommen war, ließ sich zum Zeichen dafür taufen. In der Bibel wird erzählt, wie Jesus selbst getauft wurde: Johannes der Täufer nahm ihn bei der Hand und stieg mit ihm in den Fluss, tauchte ihn dort unter und zog ihn wieder heraus. So haben es die Christen in der ersten Zeit auch gemacht.
Sie haben die Taufe als Reinigungsbad gedeutet. Sünde und Schuld waren abgewaschen, der Getaufte war frei ein Leben im Sinne Gottes zu führen.
Der Gedanke der Sündenvergebung tritt bei der Taufe eines Kindes in den Hintergrund. Aber wenn man sich als Erwachsener an seine Taufe erinnert, kann einem diese Bedeutung der Taufe auch sehr tröstlich werden. Sie besagt, Gott trägt uns unsere Versäumnisse und Verfehlungen nicht nach. Er gibt uns die Möglichkeit zu bereuen und neu anzufangen. Die Taufe erinnert uns daran, dass jeder Tag eine neue Gelegenheit bietet, das Leben gut und sinnvoll zu gestalten.
Der Apostel Paulus hat mit dem Untertauchen im Wasser noch einen weiteren Gedanken verbunden. Er schreibt: „ Wir werden getauft auf Jesu Tod.“ Das Eingetauchtwerden ist also auch ein Gleichnis für das Sterben, und das Herausgezogenwerden aus dem Wasser ein Gleichnis für das Auferstehen. So ist in der Taufe symbolisch unser ganzes Leben abgebildet und von Gott umfasst. Wenn wir heute einem Täufling dreimal eine Handvoll Wasser über den Kopf gießen, ist diese Bedeutung mitgemeint.
Taufe bedeutet: Den anderen Menschen in seinem Anderssein annehmen
Die bedingungslose Liebe ist oft schwer durchzuhalten. Wenn das Baby nicht so pflegeleicht ist wie die Kinder anderer Eltern, Tag und Nacht viel schreit, verlieren manche Eltern die Nerven und sie reagieren gereizt. Wenn das Kind dann älter wird, tut es das eine oder andere, was den Eltern nicht gefällt oder es entscheidet sich nicht so, wie die Eltern es sich wünschen. Sehr viele Eltern haben den heimlichen Wunsch, der Sohn oder die Tochter mögen das verwirklichen, was sie selber nicht geschafft haben. Es ist ein mühsamer Lernprozess zu begreifen, dass die Kinder eigenständige Wesen sind und nicht einfach Kopien ihrer Eltern. Die Liebe zum Kind schließt immer ein, sein Anderssein anzunehmen.
Taufe bedeutet: Mit dem Heiligen Geist begabt sein
Von Jesu Taufe wird erzählt:
„Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“
(Markus 1,10-11)
Hier wird beispielhaft berichtet, was Gott jedem Menschen schenkt. Er sendet seinen Geist, der zu einem Leben im Sinne Jesu anstiftet, der tröstet und Mut macht und Freude am Leben weckt. Dieser Geist umgibt uns wie die Luft, die wir atmen. Er ist wie ein Wind, voller Kraft und Bewegung.
Taufe verbindet die Welt
Die Bibel erzählt, dass Gott zu Pfingsten seinen Geist über die Jünger Jesu ausgoss. Auch Frauen und Männer haben diese Kraft des Heiligen Geistes empfangen. Die Anhängerinnen und Anhänger Jesu hatten plötzlich Mut, Jesu Worte und Taten zu verkünden. Der Heilige Geist verbindet die Menschen unabhängig von Sprache, Hautfarbe, Geschlecht und sozialer Herkunft.
Zum Zeichen dieser weltumspannenden Einheit wird überall auf der Erde getauft. An manchen Orten mit einer Handvoll Wasser, anderswo werden die Täuflinge untergetaucht. Die Bedeutung ist überall gleich: Wer getauft ist, ist ein Kind Gottes. Darum sind alle Getauften untereinander Schwestern und Brüder.
Es gibt ein Wort für die weltweite Verbundenheit der Christen: Ökumene. Das heißt übersetzt, der ganze bewohnte Erdkreis. Überall da, wo Menschen leben, ist auch der Glaube an den Gott zu Hause, der Himmel und Erde geschaffen hat, der die Menschen begleitet und auf ihren Wegen führt und der ein großes Ziel für alle hat: Schalom, gerechten Ausgleich unter den Menschen, sodass alle genug haben, um froh und in Frieden leben zu können.
Taufe bedeutet: Es ist noch Hoffnung
Die Zukunft ist sehr ungewiss. Viele Erwachsene entscheiden sich, kein Kind haben zu wollen. Sie glauben, es nicht verantworten zu können, ein Kind in diese von Krieg, Zerstörung und Ungerechtigkeiten zerrissene Welt zu setzen. Wer es dennoch wagt, ein Kind zu zeugen, vermehrt damit die Hoffnung in der Welt. Denn jedes neugeborene Kind bringt die Botschaft, dass Gott sein Vertrauen in den Menschen nicht verloren hat. Kinder bereichern die Gesellschaft und ermöglichen ein Vertrauen in die Weitergabe des Guten. Erst durch die Gemeinschaft mit den Kindern entsteht eine Familie.
Jeder kann etwas zu den drei großen Menschheitsaufgaben beitragen: Frieden schaffen, Gerechtigkeit üben und die Schöpfung bewahren.
Die Taufe erinnert die Erwachsenen an ihre Verantwortung für die Zukunft der Kinder. Es kommt darauf an, wirklich etwas tun zu wollen. Dazu ist es hilfreich, andere Menschen zu haben, mit denen man gemeinsam etwas tun kann. Die christliche Gemeinde ist ein Ort, wo solche Menschen zu finden sind.
Wo und wie man sich engagieren kann? Das ist von Ort zu Ort verschieden. Wer aufmerksam das Leben um sich herum wahrnimmt, wird erkennen, wo eigener Einsatz nötig ist.
Taufe bedeutet: Mitglied der Gemeinde sein
Liebe Eltern!
Die Pfarre St. Michael freut sich über Ihre Entscheidung, Ihr Kind in die Pfarrgemeinschaft St. Michael aufzunehmen. Zugleich soll Ihr Kind Jahr für Jahr immer mehr hineinwachsen in die Gemeinschaft der Kirche.
Ihr Pfarrer Reinhard Bell und der PGR St. Michael
Vorlage zur Tauffeier finden Sie hier