Dreifaltigkeitssonntag
Die Dreifaltigkeit ist uns vertraut: von ihr wird in der Liturgie am meisten gesprochen. Vater, Sohn und Geist - ein Gott in drei Personen. Wir begegnen ihm im Kreuzzeichen, zu Beginn eines jeden Gottesdienstes, in unzähligen Liedern, im "Ehre sei dem Vater", im Glaubensbekenntnis.
Zugleich ist sie uns völlig fremd: Vielleicht sind Sie selber schon einmal stutzig geworden, wenn Sie beten wollten und nicht wussten, ob Sie den Vater, Jesus oder den Heiligen Geist ansprechen wollten; dann haben Sie vielleicht einfach "Gott" gesagt.
Die teilweise abstrusen Spekulationen über das innere Leben in Gott helfen uns nicht weiter. Viele Theologen haben Angst, etwas Falsches über Gott zu sagen; deshalb reden sie so viel über ihn. Manchmal wäre es besser gewesen, sie hätten einfach geschwiegen. Hl. Bernhard von Clairvaux: "Ich weiß, was Gott für mich ist; was er an und für sich ist, weiß er."
Weiter hilft die Heilsgeschichte, von der Schöpfung bis heute, denn in ihr offenbart sich ein dreifaltiger Gott. Ihn haben wir in Jesus Christus erkannt; ihn erfahren wir im Geist.
Jesus nennt den, der Himmel und Erde gemacht hat, seinen Vater.: Abba, Seine Gottesbeziehung ist so einmalig, dass er sagen kann: "Ich und der Vater sind eins!" Nach seiner Auferstehung spüren die Jünger, dass sie von ihm erzählen müssen. Sie merken, dass er ihnen nahegeblieben ist. Und sie nennen den, der sie führt und leitet, den Heiligen Geist. Aus der Offenbarung geht hervor, dass Gott den Menschen auf dreifache Weise nahegekommen und nahegeblieben ist.
So ist es zur Formulierung von einen Gott in drei Personen gekommen.
Was wir heute mit Person meinen, nämlich eigenständige Menschen, das ist etwas ganz anderes. Lateinisch: persona, Maske des Schauspielers, seine Rolle, die durch diese Maske dargestellt wird; Charakterrolle. Auch dieser Begriff ist nur ein schlechter Notbehelf; nicht drei Wesen sind gemeint, sondern drei Weisen, in denen sich der eine Gott den Menschen gezeigt hat. Was wir von Gott erfahren, ist jeweils die Seite an ihm, die gerade im Vordergrund steht:
Der Vater ist der Gott-alles-in-allem. Der Sohn ist der Immanuel, der Gott-mit-uns, und der Geist ist der, der uns in Bewegung bringt, der Gott-in-uns.
Gott-alles-in-allem, Gott-mit-uns, Gott-in-uns. Hier wird deutlich, dass die Dreifaltigkeit zutiefst mit der Beziehung Gottes zu uns Menschen zu tun hat. Das haben wir gefeiert: zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Das ist sozusagen die Wirkseite Gottes, die Art, wie er sich den Menschen gezeigt hat: als Schöpfer, als wirklicher Mensch, als Geist in uns.
Nachdem wir das alles gefeiert haben, ist am Sonntag nach Pfingsten die Innenseite im Blick. Und wir sagen:
So wie Gott sich in der Heilsgeschichte gezeigt hat, so ist er auch wirklich. Also ist Gott, obwohl er einer und einzig ist, kein vereinsamtes Einzelwesen In ihm selber gibt es Beziehung, in ihm selber ist Raum zur Liebe. Gott ist Gemeinschaft, er ist die Liebe in Person. In ihm klingt mehr als nur ein Ton. Er ist nicht eintönig, sondern der Grundakkord allen Lebens.
Wir dürfen uns von Gott kein Bild machen. Aber er ist für uns Vorbild, denn wir sind nach seinem Bild geschaffen! Wenn also Gott Liebe ist und Beziehung, vom Vater zum Sohn, vom Sohn zum Vater, und wenn wir durch den Heiligen Geist in diese Beziehung hineingenommen sind, dann ist er Vorbild für jedes Menschsein und jede menschliche Gemeinschaft.
Amen.