Das Wort zum Sonntag
4. Sonntag Osterzeit B – 21. April 2024, 8 h Kirchberg
Mit dem Wort „Hirt“ verbinden manche das Schaf oder auch die unselbständige
Herde. Heute will aber kaum jemand wie ein Herdentier hinter jemandem
herlaufen, sondern selber sein Leben bestimmen. Aus dem Bibeltext geht aber
hervor: der gute Hirt will nichts anderes als unsere Freiheit, er bietet Schutz vor
Bedrohungen, er gibt ein verlässliches Ziel vor. ist nicht an Fleisch und Wolle
interessiert, sondern dass es den Schafen gut geht. Er ruft sie beim Namen und
führt sie hinaus zu erfrischenden Quellen und auf saftige Weiden. Er geht
einem verlaufenen Tier nach und gibt nicht auf, bevor er es findet. Er verteidigt
alle vor Wölfen, sogar mit dem Einsatz seines Lebens.
Im Fernsehen wurde eine Reportage über einen 70-jährigen Hirten aus
Palästina gebracht: er lag unter einem Olivenbaum. Aus seinen Augenwinkeln
hatte er immer alle Schafe im Blick. Er brauchte nur kleine Signale geben: ein
Pfiff, ein Zeichen mit dem Hirtenstab, ein kurzer Ruf – und alle waren da bzw.
schauten auf ihn. So dürfen wir uns Gott bzw. Jesus vorstellen: Er hat mich
immer im Blick, lässt mir aber freien Lauf. Er gibt manche Zeichen: durch ein
Wort der Bibel, durch einen Traum, durch manchen guten Einfall oder Zufall,
durch Worte von Menschen.
Für die junge Kirche war das Bild des Guten Hirten das häufigste, das sie
malten.
Aus dem 3. Jahrhundert sind in den römischen Grabstätten, den Katakomben,
noch etwa 140 solcher Bilder erhalten; es sind die ältesten Christus-
Darstellungen. Eine jugendliche Gestalt, von der Kraft und Zuversicht ausgeht.
Die Christen vertrauten diesem Hirten und glaubten seinem Wort:
„Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und
niemand wird sie meiner Hand entreißen.“ Entscheidend ist, dass wir in seiner
Hand bleiben, auf seine Stimme hören und ihm folgen!
Wir sprechen auch von Hirten der Kirche, sogar von Oberhirten. Diese
Wortwahl ist etwas problematisch. Es gibt aber schon großartige Vorbilder: bei
menschlichen guten Hirten denke ich z.B. an den polnischen Arzt Janusz
Korczak: Als am 5. August 1942 etwa 200 Waisenkinder in die Gaskammern
von Treblinka geschickt wurden, ging der Arzt und Pädagoge freiwillig mit
ihnen in den Tod. Er hielt seinen Schutzbefohlenen konsequent die Treue und
ließ sie in der schwersten Stunde nicht allein.
In diesen Tagen wird um geistliche und kirchliche Berufe gebetet: ich möchte
besonders dafür beten, dass die Kirche – besonders auch durch die Synode im
Oktober – mutig Neues wagt, an Glaubwürdigkeit zunimmt, Abschied nimmt
von einer alten, unverständlichen Sprache, den Frauen gegenüber gleiche
Rechte ermöglicht, die Geheimnistuerei aufgibt z.B. bei Bischofsernennungen
u.v.m. „Er/sie muss Zeuge der Auferstehung sein!“ Das ist das alte und
wichtigste Kriterium für ein kirchliches Amt.
3. Sonntag in der Osterzeit B 2024 – 12. April, 8 h Kbg, 9 h Stift
Wenn man jetzt durch die Gegend radelt oder geht, ist man beeindruckt: die
Natur ist zur Zeit überwältigend – die volle Blütenpracht der vielen Bäume und
Sträucher, die Buntheit, das Vogelkonzert, der frische Duft - so viele österliche
Zeichen, alles Ostergrüße. Das Leben entfaltet sich total.
Wer weiß, ob es das alles in 100 Jahren noch gibt. Wie die Erderwärmung sich
auswirkt? Wie die Menschheit sich weiterentwickelt – ob ́s immer mehr Waffen
braucht oder man auf dauerhaften Frieden und gerechte Güterverteilung
hinarbeiten wird? - Wir sind hier zum Gebet für all diese Anliegen, um den
Willen zu stärken österlich zu leben, Frieden zu halten und zu teilen.
Im Evangelium wird heute wieder von einem Essen erzählt. Das Letzte, das die
Jesusfreunde mit Ihm erlebt hatten, war ein Abendmahl. Am Ostersonntag-
Nachmittag dann das Brotbrechen in Emmaus. Immer wieder Brot-Brechen.
Stellen wir uns Gott vor wie einen Backofen voller Liebe. - Mancher Mensch
erscheint zäh oder ungenießbar wie ein Teig. Christus will letztendlich alle
Menschen gleichsam „ausbacken“, mit so viel Wärme erfüllen, dass jeder
genießbar wird. Das ist auch unsere Aufgabe als Christen: Wärme zu schenken
und zu verbreiten.
Apropós Essen: In der orthodoxen Kirche gibt es eine ungewöhnliche
Tradition, deren Ursprung in der kommunistischen Zeit liegt: nachdem die
Osterfeier in der Kirche damals eingeschränkt oder verboten war, gingen bzw.
gehen noch heute die Familien am Ostersonntag auf den Friedhof und
veranstalten dort bei den Gräbern ihrer Angehörigen ein Festessen, ein Mahl.
Dieser Brauch ist ein Zeugnis für ihre Zuversicht, dass die Verstorbenen in das
Neue Leben hinübergegangen sind, zu dem wir alle unterwegs sind.
P. Anselm Grün schreibt, dass wir auf verschiedene Weise Auferstehung
erleben können: „Wir sehen den auferstandenen Christus in den scheinbaren
Zufällen, in denen sich etwas wunderbar zusammenfügt. Wir erleben Ostern
dort, wo Gottes Herrlichkeit aufleuchtet – in schönen Gesängen der Liturgie, in
der Pracht der Natur, in der Musik, die Unerhörtes zum Klingen bringt, in der
Kunst, die Unsichtbares sichtbar macht. Wir begegnen dem Auferstandenen,
wo in einem Menschen die Schönheit und Freundlichkeit Gottes aufleuchtet,
wo in einer Blume das Geheimnis des Schöpfers erstrahlt!“
2. Sonntag Osterzeit – Weißer Sonntag, 7. 4. 2024, 9.15 Uhr, Rohr
Kurz vor Ostern schrieb eine Zeitung über Glaubwürdigkeit und erwähnte 2 Beispiele: in den USA wurde durch künstliche Intelligenz die Stimme von Joe Biden benutzt, um eine Meldung herumzuschicken: bleibt zu Hause, nehmt nicht an den Vorwahlen teil! - Die Stimme war echt, die Nachricht gefälscht. Im 2. Fall die gleiche Methode: es wurde die Stimme einer jungen Frau für eine Falschnachricht verwendet – ihre Eltern bekamen einen Anruf mit der Stimme ihrer Tochter, sie habe einen Unfall verursacht und brauche Geld, um eine Anzeige bzw. Gefängnisstrafe zu vermeiden.
So kommen wir zu Thomas – er ist in diesem Sinn ein moderner Heiliger und sagt einmal: Langsam – alles genau prüfen. Die erwähnte Zeitung hat auch in diesem Zusammenhang den Apostel Paulus zitiert mit seinem Prinzip: PRÜFT ALLES – DAS GUTE BEHALTET!
Es gibt auch den anderen Zweifel, der überwunden und gewandelt werden soll. Zwei-feln meint ja zweifältig denken, zwei Wirklichkeiten sehen und die negative am meisten anzustarren: so viel Gewalt, so viel Gier und Zerstörung. Auch kirchenintern könnten einem die negativen Seiten zuerst einfallen. Es gibt aber auch die andere Realität, die sich besonders in der Bibel findet, z.B. im Römerbrief: denen, die Gott lieben, wird Gott alles zum Guten wenden!
Die Schilderung der heutigen Szene: 1. Tag der Woche, 8. Tag – verschlossene Türen – Er kam in ihre Mitte – Friedensgruß – Sendung – das alles erinnert an die Feier einer Eucharistie an den Sonntagen in der jungen Christengemeinde. Manchmal kann man in berührenden Messfeiern (oft in kleiner Runde) besonders „den Herrgott spürn“. Der Friedensgruß wird im Evangelium besonders betont. Mich berührt es oft, wenn ich denke, dass jeden Sonntag an die 100 Millionen Christen sich den Frieden zusagen. Die größte Friedensbewegung der Welt! Kürzlich gab es auch eine beeindruckende Szene in Russland (wie eine Zeitung berichtete): ein etwa 20-jähriger Russe namens Nikita stellte sich auf einen Platz mit einem Plakat: „Wenn du gegen den Krieg bist, umarme mich!“ Ungefähr 50 Personen haben es geschafft, ihn zu umarmen, bevor er von der Polizei festgenommen und eingesperrt wurde. - Auch eine österliche Erfahrung: ein sehr mutiger Mensch, mit großem Vertrauen, dass das Gute siegt.
Von Thomas stammt das Bekenntnis, das erstmals von einem Apostel abgelegt wurde: Mein Herr und mein Gott! Hier wird Christus zum ersten Mal Gott genannt. - Als das Freiburger Münster gebaut wurde, hat man das Bekenntnis des Thomas entsprechend gewürdigt: es wurden 14 Säulen eingebaut, an welchen jeweils 1 Apostel dargestellt ist: die Elf, sowie Matthias und Paulus; die vorderste Säule ist Christus gewidmet. Neben Jesus ist aber nicht Petrus gereiht, sondern THOMAS. Er steht am 1. Platz. Er hat das schönste Glaubensbekenntnis formuliert.
Ein Letztes: es ist für mich unvorstellbar, an Gott zu glauben und nicht an die Auferstehung. Ein Vergleich aus der Natur: ein Apfelkern entwickelt sich zu einem blühenden Baum mit unzähligen Früchten dran. So ähnlich will vermutlich der Schöpfer uns einmal voll entwickeln, dass wir ewig in Höchstform sind. Oder: es gibt wohl keinen Steinmetz, der eine Skulptur beginnt und irgendwann aufhört, am Werk weiterzufeilen, der dann den Steinklotz wegwirft; nein, jeder Steinmetz wird am Werk so lang basteln und feilen, bis es perfekt ist. So wird der Schöpfer uns, seine Kunstwerke, vollenden – alle Ecken und Kanten abrunden. - Diesen Glauben bekennen wir uns gemeinsam.
Ostersonntag 2024, 8 h Kirchberg, 9 Uhr Rohr, 10.30 Uhr Altenheim Kremsmünster
Mir ist in diesen Tagen die Frage gekommen: für wen würden wir wohl im Bedarfsfall eine Niere spenden? Für Familienmitglieder, Freunde, Menschen, die viel Gutes getan haben; für Unsympathische vermutlich nicht. Die Bibel sagt: Gott erwies uns seine Liebe darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren! - In der Osternacht wurde gesungen: O unfassbare Liebe des Vaters – um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin! - Weil es also unfassbar ist, dass es so eine grenzenlose Liebe gibt, haben Menschen für das größte Fest der Christen reiches Brauchtum entwickelt, um besser zu begreifen, was nicht greifbar ist. Ich nenne kurz 10 – Osterbräuche von A-Z:
A wie Antlasseier Das sind die, die am Gründonnerstag gelegt wurden. Antlass kommt von Ablass, Nachlass aller Sünden. In manchen Gegenden werden die Gründonnerstagseier besonders andächtig gegessen – in Erinnerung an Jesu Wort: MEIN BLUT ZUR VERGEBUNG DER SÜNDEN!
D wie Dorfbrunnen Mancherorts ist es Brauch, zu Ostern den Dorfbrunnen zu schmücken und von dort das Osterwasser zu holen. Die Bewohner waschen sich damit die Augen, damit sie einen österlichen Blick bekommen und Wirklichkeiten sehen, die man mit den Augen nicht erkennen kann.
E wie Eier färben, verstecken, Eier pecken Ein Ei ist etwas Wunder-bares (ob Wachtel-, Hühner- oder Straußenei...) Luftdicht und trotzdem kann später ein kleines Tier herauskommen. Ei und Grab haben eines gemeinsam: in beiden ist ein Dotter/Toter drin. Der Schöpfergott lässt Leben daraus hervorgehen!
G wie Glocken Am Gründonnerstag verstummt das Glockenläuten. Ihr Schweigen soll die Grabesruhe Jesu symbolisieren. Zum Gloria der Osternacht werden die Glocken von neuem geläutet. In der Osternacht und heute mittag erklingt auch die 20 Tonnen schwere Pummerin, die 6.größte Glocke der Welt. Als Osterglocken werden auch die Narzissen bezeichnet.
L wie Lamm Christus wird von Johannes dem Täufer als Lamm bezeichnet. Die Juden essen zum Pessachfest ein 1-jähriges Lamm. Bei uns wird es in gebackener Form zu Ostern verzehrt. Christus ist das Lamm, das alle Sünden der Welt auf sich genommen hat.
O wie Osterfeuer Vor allem im Alpenraum gilt es seit langer Zeit als fixer Bestandteil der Osternacht. Mit dem geweihten Osterfeuer wird auch die Osterkerze entzündet.
S wie Speisenweihe Nach 40 Tagen ist die Speisenweihe oder Fleischweihe der Abschluss der Fastenzeit, die Wurzeln dieses Brauches gehen bis in das 7. Jahrhundert zurück. Traditionell finden sich Brot, Schinken, Ostereier, Salz, Kräuter etc. in den Körben, die in der Osternacht und am Ostermorgen gesegnet werden.
U wie Urbi et orbi Der päpstliche Segen “Urbi et orbi, für die Stadt und den Erdkreis wird am Fest der Geburt Christi, am Ostersonntag mittag und nach einer Papstwahl gespendet..
W wie Weihfeuer In früherer Zeit, als es noch keine Streichhölzer oder Feuerzeuge gab, konnte man das Herdfeuer nicht ausgehen lassen, daher verwendete man eigene Gluttöpfe, damit das Feuer die ganze Nacht überdauerte. Nur einmal im Jahr, am Karfreitag, ließ man das Feuer bewusst ausgehen. Am Karsamstag entzündeten die Oststeirer das Herdfeuer dann mit dem „geweihten Feuer“ aus der Pfarre; manche gingen von Haus zu Haus, um das gesegnete Feuer zu überbringen.
Z wie Zeit (heute auch Zeit-Umstellung): Ostern ist die Garantie, dass die Zeit einmal einmündet in ERFÜLLTE ZEIT, auch Ewigkeit genannt.
Osternacht 2024, 30. März – 19.30 Kirchberg
Das Markusevangelium hat einen sehr ungewöhnlichen Schluss, der aber im offiziellen Lesebuch heute verschwiegen wurde. Der letzte, heute ausgelassene, Satz heißt: „Die Frauen verließen das Grab und flohen, denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie erzählten niemandem etwas davon, denn sie fürchteten sich.“ Aber jeder weiß, wie ein solches Erlebnis weitergeht: das mindeste ist, dass eine dieser Frauen zu Hause oder irgendwo andeutet: du, i hab heit beim Jesusgrab was Unglaublich`s erlebt – i sags nur dir – sags ja neamd weiter! - Und im Nu weiß es das ganze Dorf... Ja, hätten sie`s nicht erzählt, hätte auch Markus die Jesus-Geschichte gar nicht aufschreiben können...
In unserer Jugendzeit gab es den Kinofilm „Spiel mir das Lied vom Tod“ - die Melodie ist mir noch deutlich im Ohr. Heute darf gesagt werden: Spiel mir das Lied vom Leben! - Die frühen Christen haben manchmal den österlichen Christus als Musiker dargestellt, als Orpheus mit seiner Lyra, so wie diese Malerei aus den Katakomben – in Anlehnung an den griechischen Mythos des Göttersohnes Orpheus, der auf seiner Leier-Harfe so schön spielen kann, dass Bäume sich neigen und wilde Tiere ihm staunend zuhören. Als Orpheus` junge Frau Eurydike durch einen Schlangenbiss stirbt, steigt er in die Unterwelt hinab: auch das Totenreich bringt er mit seiner Musik in Bewegung und er erhält die Erlaubnis, seine Frau wieder ins Leben zurückzubringen.
Nun, die Christen kannten diese alte Geschichte und sagten: Unser Jesus Christus ist der neue Orpheus. Er hat das Lied vom Leben gespielt – mit IHM kamen ja neue Töne in die Welt, die vorher noch nie da waren; er hat den großen Dreiklang angeschlagen: Liebe zu Gott, zum Nächsten, zu mir selbst. Er hat in seinen Gleichnissen das Vorspiel der neuen Welt erklingen lassen.
Und er ist wahrhaft hinabgestiegen in das Reich des Todes (wie`s ja im Credo heißt – daran denken wir am Karsamstag – und er führt die ganze Menschheit zu einem Leben in Fülle!
Die Lyra ist auch ein Hinweis: es braucht die Musik, um dieses Fest zum besseren Verständnis dieses Festes. Augustinus sagte einmal: begreifen können wir`s nicht, schweigen dürfen wir nicht, also lasst uns singen!
In den Osterliedern spiegelt sich der Auferstehungsglaube von Jahrhunderten wider.
Schön ist es, wenn auch heutige Erfahrungen weitererzählt werden. Öfters höre ich, wenn Menschen vom Sterben eines Angehörigen berichten, dass sie z.B. sagen: das war ein besonderes Geschenk, beim Sterben dabei gewesen zu sein; es war alles so friedlich; oder: sogar die Natur draußen, die Sterne, alles war voll Harmonie. Ja wir dürfen auch heute immer wieder erleben, dass der Übergang von hier nach drüben eine machtvolle Realität ist.
Das Lied vom Tod – das war ein Western.
Das Lied vom Leben – das ist Ostern!
Palmsonntag 2024 – 24. März
Mir kommt vor: mit der Karwoche ist es ähnlich wie mit dem heurigen Wetter: da war`s
die letzten Tage so schön warm, die Natur blüht und duftet – und heute eine Störung:
Kaltfront.
Am liebsten würden wir wohl immer genießen und feiern. Die Osterferien haben
begonnen. Und doch kommt vor dem großen Fest die Leidenswoche.
Im ganzen Weltgeschehen ist es auch ähnlich: die Schöpfung bietet uns herrliche
Landschaften, eine Vielfalt der Tierwelt, wir freuen uns über die wunderbaren
Mitmenschen, Kunst und Kultur. Alles ist bewundernswert und perfekt durchdacht – und
doch wird dieses Leben immer wieder durchkreuzt durch Unglück oder auch durch
Bosheit. Der Apostel Paulus versucht in der Lesung aus dem Philipperbrief eine Antwort –
aus der Sicht Gottes: ER, der GOTT gleich war, wollte uns gleich werden, um diese
Störung am eigenen Leib zu spüren. Er wollte einerseits vorleben, wie eine Welt ohne
Gewalt, ohne den von Hauch von Egoismus ausschauen würde. Möglich ist es. Und
zugleich wollte er der Welt zeigen, wie Gott denkt und fühlt: Gott geht es am meisten
darum, den Leidenden beizustehen, darum leidet Er mit ihnen. Gott ist es so wichtig, dass
es allen gut geht, dafür ist Jesus bereit, alles zu geben. - Wir feiern in dieser Woche den
neuen Menschen, der alle guten Anlagen voll entfaltete, den mit der größten Geduld und
Freundlichkeit. Dem wollen wir heute zujubeln und in seine Fußstapfen treten.
5. Fastensonntag B, 17. März 2024, 8 h Kirchberg, 9 h Rohr (Vorstellgd.)
Meine Stunde ist da! Das ist mehr als eine bestimmte Uhrzeit. Etliche Male hieß es in vorhergehenden Texten, dass seine Stunde noch nicht gekommen war. Jetzt ist der Moment der Entscheidung. Hier scheint mir der Vergleich mit einem Zollstab angebracht: ER hatte immer wieder einen neuen Maßstab vorgegeben: keine Gewalt – Liebe zum Feind – Dienen statt herrschen – Teilen ohne kleinlich zu rechnen – nicht über andere urteilen – unbegrenztes Gottvertrauen... > jetzt ist die Stunde gekommen, den letzten Teil dieses Maßstabes geradlinig weiterzugehen: die Hingabe seiner selbst!
Das Weizenkorn muss in die Erde fallen. – Ich erinnere mich, als ich ein kleiner Bub von ein paar Jahren war, dass eines Tages der Nachbar mit dem Traktor gekommen ist, auf der Hydraulik ein Gerät zum Kartoffel einlegen. Dann hab ich zugeschaut, wie meine Eltern da die guten, schmackhaften Erdäpfel in die Erde legten, anstatt sie zu kochen und bei der Jause zu essen. Es war mir so leid um diese vorzüglichen Lebensmittel, die da in der Erde verschwanden. Im Herbst jedoch staunte ich sehr, als wir so viele frische Kartoffel vom Feld heimführen konnten... Es geht hier nicht bloß um das irdische Ende, wenn unser Körper einmal in die Erde gelegt wird, sondern um diese Haltung: wer krampfhaft stets seine Vorteile sucht, wem das Immer-mehr-Haben so wichtig ist, ist ein Verlierer. Wer seine Talente und Möglichkeiten gern teilt, ist ein guter Sämann und hat sinn-voll gelebt.
Mit dem heutigen Passionssonntag werden die Kreuze verhüllt, damit man am Karfreitag noch bewusster das Kreuz anschaut. Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen! Jemanden an sich ziehen bedeutet, ihn oder sie zu umarmen. Am Kreuz hat Christus alle Menschen umarmt! Das Kreuz bestätigt auch: Gott lässt sich auf diese Haltung der ausgetreckten Arme festnageln! Gott kann gar nicht anders als jedem seine Hände hinzuhalten; und jeder Mensch, der das annimmt, wird vom Gekreuzigten reingewaschen.
Wer mir dienen will, folge mir nach! Damit sind wir bei der typisch christlichen Haltung, die wir uns alle aneignen sollen: einerseits Dinge loslassen und gleichsam in die Erde legen – das kann z.B. ein Ärger sein, eine Kränkung, die man möglichst sofort begraben soll. Und eben die weit ausgestreckten Arme, die niemanden ausschließen: eine Einübung in das himmlische Miteinander, zu dem wir unterwegs sind.
4. Fastensonntag – 10. März, 9 Uhr, Kirchberg (Übertragung durch Servus-TV)
Sonntag Laetare – freue dich! Den Grund zur Freude können wir aus den
Lesungen ableiten. Und jeder der 3 Bibeltexte könnte einer der christlichen
Tugenden zugeordnet werden, die auch auf der Kanzel dargestellt sind: Glaube,
Hoffnung, Liebe. - Zum Verständnis der 1. Lesung, die den Zustand des Volkes
Israel vor gut 2500 Jahren beschreibt: Jerusalem mit dem prachtvollen Tempel
war zerstört und viele angesehene Bürger ins Ausland verschleppt worden. Und
jetzt die große Hoffnung: jener Nachbarkönig, der Israel überfallen hatte,
Nebukadnezzar, wurde selbst von einem andern König, von Kyros, besiegt.
Und dieser Kyros wird wie ein Held, ein Befreier empfunden – er lässt die
Verschleppten heimkehren, sie dürfen den Tempel wieder aufbauen. Eine Zeit
des Aufatmens kommt. Freut euch! - Wer denkt da nicht an die Konfliktgebiete
im Osten – mit der Hoffnung auf baldige Befreiung und Frieden.
In der 2. Lesung dominiert das Wort „Gnade“. Dieser Begriff kommt offenbar
in der Bibel etwa 300x vor. Griech. Charis; davon wiederum das deutsche
Wort: Charme. Zu Weihnachten wird uns verkündet: „Die Gnade Gottes ist
erschienen, also sein Charme, seine Zuwendung, um alle Menschen zu retten!“
Es gibt die schöne Erzählung vom König Umberto I. aus Italien (+1900),
dessen Justizminister ihm das Gnadengesuch eines Gefangenen vorlegte.
Dieser Inhaftierte hatte gebeten, ihm etliche Jahre der Strafe zu erlassen. Der
Justizminister allerdings war dagegen und schrieb unter das Gesuch: “Gnade
unmöglich, im Gefängnis zu belassen!” Der König, offenbar ein mitfühlender
Mensch, griff zur Feder, jedoch vor dem Unterschreiben verschob er den
Beistrich um 1 Wort: GNADE, unmöglich im Gefängnis zu belassen!” Dann
unterschrieb er. Damit war der Mann frei. Für uns Christen gilt, wie Paulus
schreibt: Aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet! Christus hat das
Komma verschoben – oder besser: Er hat aus den Minus, die wir verursacht
haben, ein Plus gemacht, ans Kreuz mitgenommen. - Glauben heißt: diese
Gnade dankbar annehmen. Glaube wird mit dem Kreuz dargestellt – das große
Plus! - Laetare – Freue dich!
Im Evangelium sagt Jesus zum Ratsherrn Nikodemus: Gott hat die Welt
unendlich geliebt... Hier schauen auf wir auf die 3. Figur mit dem brennenden
Herzen, die Liebe. Er, Christus, ist darum nicht gekommen zu richten, sondern
die Welt zu retten. Einen Vorgeschmack auf Gottes Gericht bekommen wir am
Karfreitag, wenn Jesus Gott bittet, seinen Mördern zu vergeben. Und wenn
Jesus der Richter ist bei der Endabrechnung (das bekennen wir ja im Credo:
Richter der Lebenden und der Toten), dann dürfen wir erwarten, dass diese
Vergebung auch jedem ermöglicht wird. Er sagt uns heute: Wer glaubt, wird
nicht gerichtet – hier erscheint mir der Vergleich mit einer Geburt angebracht:
wenn das Baby – bevor es zur Welt kommt – im Bauch der Mutter richtig liegt
(also mit dem Kopf voran), braucht es nicht gedreht oder gerichtet werden. Wer
sich an Christus orientiert in all seinem Denken, Reden und Tun, der liegt
richtig und braucht nicht gerichtet zu werden....Darum: laetare – freut Euch! Es
gibt eine unvorstellbare Liebe, die Gott heißt. Gott sei Dank!!
3. Fastensonntag B 2024 – 3. 3., 10 Uhr – Jugendmesse Kirchberg
2 Aspekte zum heutigen Thema: mich fasziniert der Mut Jesu. Zuerst: er geht dorthin, wo seine Gegner sitzen und kritisiert ihren Machtapparat: Reisst diesen Tempel nieder! Das hört sich irgendwie so an wie: Wehrt Euch gegen die Diktatur des Kreml. - Beide Aussagen sind ungefähr gleich gefährlich.
Beim Tempel ist es dem Jesus sicher nicht bloß um die Heiligkeit des Gotteshauses gegangen, sondern es gab viele Ungerechtigkeiten: die hohe Tempelsteuer hat die Leute ausgebeutet; zigtausende Opfertiere wurden unnötig geopfert, weil man glaubte, Gott habe Freude am Blut; dann die Ungleichheit: Männer durften in den Innenhof, Frauen mussten im Vorhof bleiben; viele religiöse Gesetze wurden im Tempel erlassen, die die einfachen Leute gar nicht lesen und einhalten konnten... > der Tempel war wunderschön; aber der Tempelkult für viele eine Riesenbelastung.
Daher: mutig auftreten, nicht schweigen, wenn`s um Wichtiges geht!
Alexej Navalny hat gesagt: Für den Triumph des Bösen braucht es nur eines: nämlich die Tatenlosigkeit der guten Menschen! Seid also nicht tatenlos! -
Ich war kürzlich bei den Klima-Botschaftern. Da wurde gesagt: Klima ist heuer kein Wahlkampfthema. Dabei ist es eines der wichtigsten!! - Was muss man tun? Ganz einfach: es braucht 3,5 Prozent der Bevölkerung, die das fordern. Dann wird es automatisch thematisiert. Also: an Politiker schreiben, reden, Multiplikator sein! Und zwar bald! - Also von Jesus schaue ich mir ab, wie mutig und furchtlos er aufgetreten ist...
2. Thema: Paulus schreibt an die Korinther: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass Gottes Geist in eurer Mitte wohnt? Gottes Tempel ist heilig, und dieser Tempel seid ihr!
Die Bibel hat eine so hohe Auffassung vom Menschen: ich bin ein Gotteshaus, und jeder andere auch. Die Fastenzeit ist eine Gelegenheit, diesen Tempel mehr zu pflegen, zu reinigen. Manches Gift auszuscheiden durch Meiden von ungesunden Konsumgütern, mir mehr Zeit nehmen für mich – um in der Natur zu sein, in der Sonne, die gut tut. Stille, etwas Gutes lesen, mit dem „Gott in mir“ zu sprechen...
D.h. Ich darf mir immer meiner Würde bewusst sein, dass Gott in mir wohnt. - Dieser Respekt übertragt sich auch auf andere, die ich ebenfalls als Kirche, als Haus Gottes sehe.
2. Fastensonntag B 2024 – 25. Februar, 8 h Kirchberg, 9 h Stiftskirche
Die Lesung aus dem 1. Buch der Bibel, die eine Szene vor etwa 3800 Jahren
beschreibt, bedarf einer Erklärung. Es stört sicher manche Leser, dass dieser
Gott von Abraham eine derartige Prüfung verlangt, er solle seinen Glauben
unter Beweis stellen und bereit sein, den jungen Isaak zu opfern. - Diese
Geschichte sollte – das war die Absicht der Verfasser – ein für alle Mal
klarstellen, dass es in Israel Menschenopfer nie geben darf, wie sie in
verschiedenen Kulturen damals leider üblich waren. Ich hab einmal in Peru
einen Opferstein gesehen, wo die Inkas Kinder opferten, wenn es ein Erdbeben
gab, um die Gottheit gnädig zu stimmen...
Welche Opfer will dann Gott? Auch schon im Alten Testament sagt ein
Prophet: Barmherzigkeit will ich – nicht Opfer! (spricht Jahwe). Welche
Fastenopfer sind sinnvoll? Fasten zugunsten der Gesundheit / aus Solidarität
mit den Armen / verzichten um der Schöpfung willen / Projekte unterstützen
für mehr Gerechtigkeit! - So kommen wir schon zum heutigen Familienfasttag:
Die Kfb unterstützt Projekte in aller Welt – von Indien über Afrika bis
Lateinamerika – und fördert an 1. Stelle Bewusstseinsbildung,
Berufsausbildung, Rechtsberatung, nachhaltige Nutzung der Natur,
Gleichberechtigung der Frauen in männerdominierten Gesellschaften,
Maßnahmen gegen alle Formen von Gewalt... Klimagerechtigkeit ist heuer das
zentrale Thema. Beispielland Nepal: dort erfahren hunderte Frauen
landwirtschaftliche Fortbildung, um bei verändertem Klima bestmögliche
Land- und Viehwirtschaft betreiben zu können; darüber hinaus werden
sie über die Rechte der Frauen unterrichtet.
Das Motto ist: TEILEN.SPENDET.ZUKUNFT. Ich denke gern an die
Parabel von den Kamelen, die das TEILEN etwas schmackhafter
macht: Ein Gutsbesitzer hatte 17 Kamele. Bevor er starb, schrieb er ins
Testament, dass der Älteste seiner Nachkommen die Hälfte bekommen
sollte, der zweite ein Drittel, der dritte ein Neuntel. Als die Brüder nun
keine Lösung fanden, wie sie die Zahl 17 gerecht teilen sollten, kam ein
Fremder auf einem Kamel des Weges. Er hörte sich ihre Geschichte an
und meinte dann: damit ihr leichter eine Lösung findet, schenke ich
euch mein Kamel. Dann sind es 18. Der erste bekommt 9 (die Hälfte),
der zweite 6 (ein Drittel), der dritte 2 (ein Neuntel); das macht 17. - Nun
konnte der Fremde sein Tier schon wieder mitnehmen... Teilen ist
göttlich, macht nicht nur dem Beschenkten Freude, sondern auch dem
Schenkenden. Wie es in einem Lied heißt: es bleibt immer etwas Duft
an den Händen, die eine Rose schenken! Teilen und schenken macht
uns Gott ähnlich.
1. Fastensonntag B 2024 – 18. Februar, 8 h Kbg / 9 h Stiftskirche
Kremsmünster
In der 1. Lesung wird ein interessanter Aspekt betont: Nach der Sintflut schließt
Gott einen Bund mit den Menschen, den Tieren und der Schöpfung. Dieser
Bund schließt unsererseits den Generationenvertrag ein, nämlich dass unsere
Nachkommen eine möglichst intakte Schöpfung vorfinden sollen. Nicht: hinter
uns die Sintflut! -
Unser Linzer Moralprofessor Michael Rosenberger schreibt diesbezüglich:
Sind wir bereit, Gottes Bundesvertrag mit den Tieren zu unterschreiben? Das
hätte Konsequenzen, z.B. faire Preise zahlen, damit alle Tiere gut leben
können. Bzw. es muss auch nicht teurer werden, denn die Fastenzeit ruft ja auf,
weniger und bewusster zu konsumieren, gute, regionale Ware zu kaufen, wo bei
der Herstellung auf Tier- und Klimafreundlichkeit geachtet wurde.
Unser Bischof Manfred Scheuer schreibt im heutigen Fastenhirtenbrief,
hauptsächlich Bezug nehmend auf die Schöpfung (möglicherweise hat er die
neueste Studie der Universität Utrecht von den Niederlanden vor Augen, deren
Forscher voraussagen, dass in den nächsten Jahrzehnten der Golfstrom im
Atlantik zusammenbricht mit ungeheuren Folgen – wenn die Menschheit nicht
jetzt drastisch gegensteuert): „Ziel unseres Tuns, unseres Wirtschaftens muss
die Fülle des Lebens sein, das gute Leben – nicht unbegrenztes Wachstum.
Dafür braucht es Achtsamkeit der Schöpfung gegenüber. Die Bereitschaft zur
Selbstbeschränkung möge die Maßlosigkeit ablösen. Da wird kein Weg daran
vorbeiführen.“ Dann zitiert er Papst Franziskus, der in „Laudato si“ schreibt,
dass durch Einschränkung das Leben nicht an Qualität verliert, sondern im
Gegenteil: „In Wirklichkeit kosten diejenigen jeden einzelnen Moment mehr
aus, die aufhören, auf der ständigen Suche nach dem zu sein, was sie nicht
haben.“ D.h. Wer zufrieden ist, lebt glücklicher als der, der immer noch mehr haben will...
Am Ende des Hirtenbriefes schreibt Scheuer: „Es gibt zahlreiche regionale
Umwelt-Initiativen, viele gerade auch in den oberösterreichischen Pfarren, die
sich seit vielen Jahren für das Umdenken im Kleinen einsetzen. Erzählen wir
darüber, schöpfen wir Hoffnung und lassen wir uns ermutigen, das uns
Mögliche zur Umkehr im Leben beizutragen und das richtige Maß im Umgang
mit der Schöpfung zu finden.
So wünsche ich uns für diese Österliche Bußzeit die Bereitschaft, unsere
Verbindungen zur Schöpfung zu bedenken und die Beziehung zu Gott, unserem
Schöpfer, gut zu pflegen. Gott, der ‚Freund des Lebens`, gebe uns den Mut, das
Gute zu tun, ohne darauf zu warten, dass andere damit anfangen, und ohne zu
warten, bis es zu spät ist.“
Ich schließe mit einem Aufruf von Alexej Navalny, der gesagt hat: Für den
Triumpf des Bösen braucht es nur eines: nämlich die Tatenlosigkeit der guten
Menschen! Seid also nicht tatenlos! - Mögen diese 6 Wochen helfen, unser Leben
zu überdenken, wo ich bewusster handeln oder mich einsetzen kann zum Wohl
benachteiligter Menschen, der Tiere oder unserer wunderbaren Schöpfung.
Faschingspredigt 2024 – Kremsmünster
Heilung des Aussätzigen (heutiges Evangelium)
Es gab damals für d` Leprakranken
hohe soziale Schranken:
sie durften keine Stadt betreten,
auch nicht in Synagogen beten.
Die Kranken hat man isoliert,
weil man sich sonst infiziert.
Aussatz stinkt, und man kriegt Beulen,
die Haut wird weiß, es ist zum Heulen.
Finger, Zehen fallen ab,
die Zukunft ist nur noch das Grab.
Lepra ist zum Glück gebannt,
zumindest gilt das hier im Land. --
Gibts einen Aussatz auch im Geist?
Der zum Beispiel Bosheit heißt,
Korruption, Gewaltverbrechen,
die unsere Gesellschaft schwächen!
Ein Krieg ist solch eine Bedrohung:
führt zu moralischer Verrohung.
Brutalität ist dann normal,
Zerstörung, Tötung wird legal -
Was durch Putin grad passiert:
alle werd`n manipuliert.
Das Volk wird – so ist der Effekt –
vom Lügenvirus angesteckt.
Beten wir, dass diese Seuche
geheilt wird und für immer weiche!
Geduld - eine Kardinaltugend
(Warum in der Kirche alles sooo lang dauert…)
Fünf Jahre wartet Schönborn schon
auf seine Bischofspension.
Hat er seinen Brief vielleicht,
den er beim Papst hat eingereicht,
einer Brieftaub`m umgehängt?
Weil ein Kardinal sich denkt:
weiße Taube - heilger Geist...
wenn der mein Schreiben runterschmeißt
wird bald entschieden sein in Rom
der Nachfolger für`n Stephansdom.
Jedoch, wir warten noch vergeblich
(fünf Jahre sind nicht unerheblich).
Vermutlich ist die Taube schuld
und Schönborn braucht noch viel Geduld...
Ähnlich ist es auch in Linz:
es hieß: mit Neuem Jahr beginnt`s,
dass wir die NEUE PFARRE starten.
Doch müssen wir jetzt leider warten,
weil da wo ein Einspruch war
gegen diese neue Pfarr.
Man schreibt nach Rom zwar digital,
doch dauert es auf jeden Fall
ein halbes Jahr, so nimmt man an,
bis d` Antwort kommt vom Vatikan.
Die Kirche lässt sich oft viel Zeit -
Ihr Maßstab ist die Ewigkeit!
Auch habt Ihr sicher schon erfahren:
es hat der Papst vor gut 2 Jahren
zum synodalen Weg gerufen.
Der Weg erfolgt in mehr`ren Stufen:
Es können alle Katholiken
Wünsche sammeln und dann schicken,
Dann trifft man sich kontinental
- bei uns war das in Prag der Fall -
dort wird alles z`samm getragen,
alle Wünsche, alle Fragen.
Später wird in kleinen Kreisen
diskutiert manch heißes Eisen.
Im Herbst ist die Synod zu Ende.
Kommt dann wohl die große Wende?
Vermutlich tritt der Papst ans Pult –
und sagt zwei Worte: Habt Geduld!
Geduld ist manchmal auch von Nöten
wenn wir in der Kirche beten:
wennst meinst, der Priester bei der Predigt
hätt seine Ansprach jetzt erledigt,
und man auf die Landung wartet,
er noch einmal voll durchstartet;
und alle, die zur Messe kamen,
warten auf das Predigt-Amen.
Geduld sollt üben jeder Christ –
weil Gott mit uns geduldig ist!
Vorschlag zu den Kirchenaustritten
Wie ich im Schematismus lese
gibt`s jetzt in unsrer Diözese
neunhunderttausend Katholiken,
Wenn wir ein wenig rückwärts blicken,
gabs gut eine Million vor Jahren,
die römisch und katholisch waren. --
Die Kirchen in Oberösterreich
sind manche alt und manche neich,
sind Wahrzeichen in Dorf und Stadt,
weil jede einen Kirchturm hat.
Wertvolle Kunst man häufig sieht,
Paul Troger oder Kremser Schmidt.
In schlechtren Zeiten als wie diesen
habm Leute Gott die Ehr erwiesen
durch ein schönes Gotteshaus.
Was schließen wir wohl nun daraus?
Das zu erhalten, das ist Pflicht.
Drücken darf man sich hier nicht.
Drum ich hier einen Vorschlag wage:
es gibt 10 Kirchen-Feiertage,
von Dreikönig bis Stefani.
Diese freien Tag allani
sind tausende von Euro wert.
Drum wär es sicher nicht verkehrt,
wenn der, der austritt, sich nicht ziert,
und unbezahlt sich engagiert
und am betreffenden Feiertag
zupackt, so wie er`s vermag:
im Heim, im Gasthaus, überall,
wo heute fehlt das Personal... --
Ein andrer Vorschlag ist schon alt:
wer keine Kirchensteuer zahlt,
der kann ans Jugendzentrum denken,
dem j@m den Kirchenbeitrag schenken. -
Doch die`s betrifft, seid wohl nicht Ihr,
die Ausgetretenen sind - scheints - nicht hier...
60 Jahre Liturgiereform
Vor 60 Jahr`n hat Rom beteuert:
die Liturgie wird jetzt erneuert!
Statt dass zur Wand man zelebriert,
werd`n Volksaltäre eingeführt.
Die Messe ganz in deutscher Sprache,
ja das war eine tolle Sache!
Verständlichkeit stand nun im Fokus
statt latein`schem Hokus-Pokus.
Doch d` Kirchensprache ist auch heute
oft nicht verständlich für die Leute.
welcher Mensch versteht das schon,
wenn`s heißt: der „eingeborne“ Sohn?
Ist denn Gott ein Indianer?
„erhebt die Herzen“ versteht à kaner.
Auch „Ewige Ruhe“ klingt sehr fad,
als ob im Himmel sich nix tat.
„Gebenedeit“ versteht man net,
„Geheimnis“ klingt auch ziemlich blöd.
Bei „Lasst uns beten“ denk ich dann:
derfst eh, wer hindert dich daran?
Erneuerung braucht die Kirche ständig,
dann bleibt sie jung und auch lebendig!
Gleichnisse Jesu
Die Evangelien berichten
von Gleichnissen und Bildgeschichten,
mit denen Christus uns erzählt
wie Gott sich vorgestellt die Welt.
Vom Sämann und von 100 Schafen,
von Jungfrau`n, die sehr lange schlafen,
vom Weinberg mit den bösen Knechten.
von guten Menschen und von schlechten,
vom Sohn, der s ganze Geld verzockte,
(vom andern, der zuhause hockte),
vom Senfkorn, das dann wird zur Staude,
vom Hochzeitsmahl mit Riesengaude...
Ein Vergleich ist mir gekommen,
als ich im Hallenbad geschwommen:
der Mensch, bevor zur Welt er kimmt,
im Mutterleib 9 Monat schwimmt,
Und häufig schon, bevor er lauft
wird er mit Weihwasser getauft.
Wenn er dann schwimmen lernt im Pool,
merkt er: das Wasser trägt – wie cool!
So sind wir unser ganzes Leben
von unserm guten Gott umgeben
und schwimmen so im Strom der Zeit
bis es dereinst ist so weit,
dass wir zum Ozean gelangen,
von Gottes Liebe voll umfangen!
Christi und Mariä Himmelfahrt
Kürzlich meinte ein Kabarettist,
dass Christus aufgefahren ist
zu Gott, und zwar im Monat Mai.
Die Frage, die sich stellt dabei:
Maria hatt` nen spätren Start:
im August ist ihre Himmelfahrt.
Wenn man die Umwelt schützen möcht,
wär a Fahrgemeinschaft auch nicht schlecht!
Schilling und Euro
Für`n Schilling gabs in Österreich
2001 die große Leich.
Die alten Scheine, so geschätzt,
wurden alle nun ersetzt.
Sie kamen zu der Himmelspforten.
Petrus begrüßt sie mit den Worten:
„Warum seid ihr denn alle hier?
Schilling-Münzen und -Papier?“
Sie sag`n: „das hat der Euro gmacht -
der hat uns alle umgebracht.
Er lässt zuerst die Münzen rein,
vom Zehnerl bis zum Zwanzger-Schein.
Nachher ist die Pforte zu.
Die da draußen sagn: Nanu?
Die Fuchzger pumpern an das Tor,
alle schreien dann im Chor:
„Warum denn lasst ma uns net eine -
uns die teuren Schilling-Scheine!?“
Sagt Petrus drauf: ich muss gestehen
hab Euch im Körberl nie gesehen!“
Ich danke allen Herrn und Damen,
für Eure Aufmerksamkeit, Amen.
5. Sonntag B 2024, 4. Februar, 8h Kbg /9h Rohr
Jesus hat eine Schwiegermutter geheilt (böse Zungen sagen: das hat ihm Petrus
offensichtlich lang nicht verziehen...). Schauen wir nun auf die heutigen
Bibellesungen, die von den Schattenseiten des Lebens sprechen.
Das Buch Ijob zählt zur Weltliteratur. Ein unbekannter Verfasser hat diese
weisheitliche Dichtung geschrieben, nachdem man 538 v.Chr. aus dem Exil im
heutigen Irak nach Palästina heimgekehrt war. Dieses Buch ist ein Meilenstein
in der Deutung des Leides: im alten Israel war die Überzeugung verbreitet, dass
es guten Menschen gut gehen müsse und Sündern eben schlecht... Denn Gott
belohne doch die Guten und bestrafe die Bösen. So dachte man immer und
vielleicht denkt mancher heute noch so. Seit dem Buch Hiob ist aber
klargestellt: Unglück oder Leid hat mit Versündigen und mit Strafe Gottes
absolut nichts zu tun. Es ist vielmehr eine Aufforderung an alle, Leiden zu
mindern und Schicksalsschläge mitzutragen.
Jede Art von Schmerz kann auch ein Impuls sein, etwas im Lebensstil zu
verändern. Es gilt also, nach der Botschaft einer Krankheit zu fragen: wenn
meine Krankheit reden könnte, was würde sie mir sagen? – Z.B.: meine
Schulter schmerzt. Sie könnte mir vielleicht mitteilen: überleg dir, welche
Lasten du trägst – solltest du mehr auf dich selbst achten??
Gesund leben kann heißen: in der Gegenwart zu leben: der Christ lässt das
Gestern hinter sich und legt es in Gottes Hand. Er sorgt sich auch nicht zu viel
um das Morgen. Kinder leben im Jetzt. Darum: „Wenn ihr nicht werdet wie die
Kinder...“ Der Schriftsteller Jameson schreibt: Ich glaube, die wenigsten
verstehen es, in der Gegenwart zu leben. Die meisten Menschen verbringen 59
von 60 Minuten in der Vergangenheit (von der sie gern reden), oder in einer
Zukunft (nach der sie sich sehnen oder vor der sie sich fürchten). Nur der lebt
wirklich, der jede Minute als ein nicht wiederkehrendes Wunder begreift.
Christentum ist eine therapeutische Religion. Es fällt auf, dass Jesus oft
Menschen – selbst Unberührbare – berührt hat: er nahm den Blinden bei der
Hand, berührte den Aussätzigen, fasste die Schwiegermutter des Petrus an der
Hand und richtete sie auf, rührte eine Totenbahre an, ließ sich von einer
Sünderin salben, wusch staubige Füße, empfing den Judaskuss, berührte
schließlich das verletzte Ohr des Malchus. Es dürfte ihm sehr wichtig gewesen
sein, allen zu zeigen, wie sehr Gott uns anrührt und Kontakt haben möchte.
Der heutige Text bestätigt: Christus ist gekommen um aufzurichten. Wenn wir
Ihn als Richter bezeichnen, meint das: einer der zurecht richtet, aufrichtet, oder
wie man in der Mundart sagt: Er wird`s scho richtn!
4. Sonntag B 2024, 28. Jänner, 8 h Kirchberg, 9 Uhr Rohr
Papst Franziskus möchte, dass am 3. Jahressonntag die Bibel in den Mittelpunkt
gerückt wird. Da an diesem Tag auch die Einheit der Kirche gedacht wird, ist
vielerorts der letzte Jännersonntag der Hl. Schrift gewidmet.
Ein Beispiel aus unserer Zeit: Vor ca. 50 Jahren befahlen die Kommunisten,
Überfälle auf Bibel- und Gebetsgruppen durchzuführen. Ein Bursch namens Sergej
Kourdakov machte in einer solchen Schlägergruppe mit und leitete etwa 150 solcher
Razzien. U.a. wurde dabei auch ein Mädchen verprügelt und an die Wand
geschleudert – diesem widmete er sein Buch: „Vergib mir, Natascha“. In diesem
Buch schreibt er, dass er nach einem solchen Überfall auf eine Bibelgruppe selbst
eine Bibel zur Hand nahm. Mehr aus Langeweile beginnt er darin zu blättern und
liest, dass ein Christ denen, die ihm Unrecht tun, vergibt. Ihm, bohrten sich diese
Worte ins Herz. Sie schienen nicht nur auf dem Papier zu stehen. „Es war mir“,
schreibt er, „als wenn jemand mit mir im Raum weilte, und mich diese Worte
verstehen lehrte. Auch wenn ich die Bibel zur Seite legte, kreisten diese Worte
unaufhörlich in meinem Kopf.“ Daraufhin setzt dieser 23-jährige Kommunist alles
daran, aus Russland zu fliehen. Er sprang von einem Schiff ins eiskalte Wasser und
schwamm etliche Kilometer nach Kanada. ---
Das Wort Gottes hat zu allen Zeiten verändernde Kraft. Wäre schön, wenn die Bibel
auch in unseren Häusern einen besonderen Platz hätte und möglichst jeden Tag uns
ein Bibelwort begleitete. Auch wenn wir die Psalmen sprechen, beten wir biblische
Texte.
Jesu Wort hatte göttliche Vollmacht – so haben es seine Zeitgenossen empfunden.
„Schweig – unreiner Geist!“ Und durch dieses Wort war der Mann frei.
Damals nannte man übrigens viele unerklärliche Krankheiten wie Epilepsie oder
psychische Erkrankungen „Besessenheit“. Es gibt aber auch heute ganz alltägliche
Arten dieses Phänomens: wenn man besessen ist von einem Wahn, einem Trieb, von
Hass oder Fanatismus. Wenn man zum Beispiel mit einem Menschen nicht mehr
diskutieren kann, weil er so von seiner engen Sichtweise überzeugt ist, dass kein
neuer Gedanke mehr Platz hat.
Ich habe gerade ein Buch gelesen über die Schauspielerin Hedwig Kiesler aus Wien
(die spätere Hedy Lamarr – eine der besten Hollywood-Darstellerinnen in Amerika).
Die hat auch eine Erfindung gemacht, die den 2. Weltkrieg früher beenden hätte
können: eine störungsfreie Fernsteuerung zum Abschuss von Torpedos von U-
Booten oder Schiffen aus. Doch das Kriegsministerium in Washington, das die
Erfindung zwar für genial hielt, entschied sich, dieses System nicht anzuwenden mit
dem Argument, die Erfindung einer Frau würde beim (männlich dominierten) Militär
nicht akzeptiert werden...
Zusammenfassend meine ich: Das 1. Zeichen Jesu, das der Evangelist Markus
beschreibt, ist, dass ein Mensch im Kopf gesund wird, frei von Engstirnigkeit, von
Vorurteilen, von krankmachenden Abhängigkeiten, von wahnsinnigen Ideen. Das
Christentum ist eine therapeutische Religion und will heilen, vor allem den Kopf frei
machen von negativen Gedanken. Jesus hat seine Freunde bevollmächtigt, zu heilen
und befreiend zu wirken. Auch wir sind beauftragt, durch unser Wesen, unsere Worte
und unsere Zuwendung den heilenden Christus zu vergegenwärtigen. Und wir dürfen
das Unfassbare erhoffen: dass Gott einmal alles heilen wird, wo Menschen
Unheilvolles gewirkt haben.
3. Sonntag B 2024 21. 1., 8/9 Uhr Kirchberg/Stiftskirche Kremsmünster
Gebetswoche für die Einheit der Christen (18.-25. Jänner). Was nützte es, wenn
es zwar nur eine einzige Kirche gäbe, diese aber sich nicht engagierte, um die
Welt zu verbessern? Darum sagt das Leitbild der heurigen Gebetswoche für die
Einheit der Christen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben, und deinen
Nächsten wie dich selbst!“ Es geht um das Eins-Werden im gemeinsamen Tun.
Kürzlich war der ökumenische Weltkirchenrat – bestehend aus 348
verschiedenen kirchlichen Gemeinschaften – in Deutschland versammelt und
hat eine gemeinsame Entscheidung zum Thema „Klimakrise“ getroffen. Es
wurde ein Klimaschutzkonzept erstellt, in dem "null Emissionen bis 2035" -
etwa bei Mobilität und Heizung - vorgegeben sind. Der Weltkirchenrat rief
dabei in einem dringenden Appell zum Schutz der Umwelt und der
Artenvielfalt auf. D.h. die Kirchen verpflichten sich zum gemeinsamen
Handeln, um die phantastische Schöpfung Gottes lebens- und liebenswert zu
erhalten. Das ist gelebte Einheit!
Beim Versuch einer gemeinsamen Position zum Ukrainekrieg gab es keine
Einheit, da auch die russisch-orthodoxe Kirche dieser Organisation angehört
und diese leider den Krieg verteidigt.
Die Lesung erzählt vom Propheten Jona, der in einer großen Stadt auftritt und
den Leuten zuruft: „Ihr müsst Euch radikal ändern, sonst ist die Stadt in 1 1⁄2
Monaten zerstört!“ Kirchen haben die Mission, „moralische Stimmgabel“ zu
sein (wie es der Kreml-Kritiker, der russ. Priester Gregori ausgedrückt hat).
Ähnlich wie bei Jona ist das 1. Wort Jesu im Markus-Evangelium: Denkt
radikal neu! Das was ich Euch jetzt verkünde, Reich Gottes, ist ganz anders als
ihr es auf der Welt vorfindet! (Das ist so neu wie damals 1633, als Galilei in
Rom klar und deutlich sagte: nicht die Sonne bewegt sich, sondern die Erde! -
Da haben sicher viele gesagt: aber das sieht man doch, dass die Sonne aufgeht
– das sagen wir sogar noch heute). „Metanoete“ - Denkt neu, versucht so zu
denken wie Gott! Und das zeigt sich in Aussagen wie: die Letzten werden die
Ersten sein; Oder: versöhnt leben ist wichtiger als Gaben zum Altar bringen.
Oder: Keinerlei Gewalt, weder in Worten noch in Werken!
Dann beruft er 4 Leute, 2 mal zwei Brüder, alles Fischer. Und da heißt es jedes
Mal: sogleich, also stanto pede ließen sie alles zurück und folgten ihm.
Ich denke, wir sind alle dankbar, dass Christus uns in diese Gemeinschaft
gerufen hat (vielleicht sagt mancher: ich habe das selber entschieden oder ich
bin von kleinauf hineingewachsen). Auf jeden Fall ist es schön, wenn wir uns
berufen fühlen, von höchster Stelle, um in Gottes Reich mitzuarbeiten. Immer
wieder höre ich jemand sagen: i möcht einfach zur Ehre Gottes was tun – oder:
aus Dankbarkeit – oder: weil mir die Gemeinschaft was wert ist... Wir als
einzelne sind berufen; und die „Kirche“, lateinisch „ecclesia“ ist die
Herausgerufene, um eine Vorzeigegemeinschaft zu sein...
2. Sonntag B 2024, 14. Jänner, 8 Uhr Kirchberg, 9 Uhr Stiftskirche
Gibt es ein Ereignis, von dem wir noch genau den Kalendertag und die Uhrzeit
wissen – auch noch nach Jahrzehnten? - Ein Erlebnis, an das ich mich genau
erinnere: 13. Juli 1980, ca. 9 Uhr: der heutige Arzt Dr. Weingartner, damals 14-
jährig, und sein Bruder fuhren mit 2 Pferden und einer geschmückten Kutsche
vor meinem Elternhaus vor, um mich für die Primiz abzuholen. Es war eine
totale Überraschung. Und anschließend die berührende Feier in der Kirche mit
den vielen Angehörigen, Freunden und Gästen... - Wahrscheinlich wird jedem
etwas einfallen: besondere Erlebnisse und Begegnungen, wo man sich auch
nach langer Zeit noch genau erinnert. - 2 Fischer, Andreas und Petrus, treffen
zum 1. Mal den Wanderprediger Jesus – es war um die 10. Stunde (4 Uhr
nachmittag), das wussten sie auch nach 40 Jahren noch.
Der Dichter Paul Claudel erzählte, dass er am Weihnachtstag 1886 mit 18
Jahren aus Langeweile am Nachmittag in die Kirche ging, wo gerade die
Vesper gebetet wurde. Beim gesungenen Magnificat traf ihn das göttliche
Licht. Er schreibt: „Ich hatte plötzlich das durchbohrende Gefühl der
Unschuld, der ewigen Kindschaft Gottes. Es ist wahr: Gott liebt und ruft
mich!“
Wahrscheinlich gibt es auch Momente, wo wir für unseren Glauben etwas
Wichtiges erkannt haben, sei es im Religionsunterricht, bei einem Kurs, einem
Gespräch, beim Bibellesen, durch irgendein ein markantes Ereignis, bei einer
Feier in der Kirche, sodass wir überzeugt sind wie Andreas, der sagt: wir haben
den gefunden, der dem Leben Sinn gibt!
Interessant ist, dass die Bibel Vergleiche mit Tieren bringt, wenn sie von Gott
bzw. Christus spricht. Im Internet kann man Tests machen, z.B. welches Tier
passt zu meinem Wesen. Dann muss man etliche Fragen beantworten. Die
Ergebnisse, die ich von Jugendlichen gelesen habe, sind hauptsächlich
folgende: zu mir passt die Katze, sehr häufig auch Hund, Meerschweinchen
oder Adler. Manchmal auch: Wolf oder Löwe. Das Lamm ist interessanterweise
als Ergebnis gar nicht vorgesehen. Der Täufers Johannes sagt: SEHT DAS
LAMM GOTTES! Auf Bildern ist Johannes immer mit einem Lamm
dargestellt, auf das er hinzeigt. (auch in der Stiftskirche, 2. Altarbild von
hinten).
Gott ist wie ein LAMM – kein Kind fürchtet sich, wenn ein Lamperl
daherkommt. Ein sympathisches Tier, gutmütig, opferbereit, das seinen Mund
nicht auftut, wenn es zum Schlachten geführt wird. Ein geduldiges Tier! Wenn
nun Jesus bzw. Gott mit dem Lamm verglichen wird, heißt das: Gott ist die
absolute Geduld. - Das Lamm bzw. Schaf verschenkt auch alles, was es hat –
Wolle, Milch, zuletzt sein Fleisch.
Nach meiner Erfahrung zeichnet das auch im wesentlichen die Mitglieder einer
Pfarrgemeinde aus: dass es das Bemühen gibt, geduldig miteinander zu sein,
Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken, das Gemeinsame zu suchen.
Taufe Jesu 2024, 7. Jänner, 8 h Kbg, 9 h Stiftskirche
Von einem Kinderarzt hab ich folgende Begebenheit gelesen: Es war bei der
Untersuchung von Kindern vor der Grundschule. Um ihnen die Scheu zu
nehmen, empfing er jedes Kind mit dem freundlichen Satz: „Da kommt aber
ein liebes Kind!“ - Die Kinder lächelten und hatten dann auch meist keine
Angst. Dann kam ein kleiner Bub, der schüttelte ganz ernst den Kopf: „Nein,
ich bin kein liebes Kind!“ „Aber das sehe ich doch“, sagte der Arzt, „so wie du
vor mir stehst, bist du ein liebes Kind!“ „Nein!“ sagte der Bub. „Ich bin der
böse Peter.“ Das sagte er, weil er`s bisher immer wieder so gehört hatte. Nun
ich denke, es wird heutzutage wohl selten vorkommen, dass jemand zu Hause
oder in der Schule gedemütigt und als böse oder dumm bezeichnet wird. Eltern
haben ja die besondere Aufgabe zu motivieren, dass ein Kind etwas kann und
eine Menge guter Anlagen hat. - Die Taufe ist Motivation von ganz oben: du
bist göttlichen Ursprungs, du hast Anteil an den Eigenschaften Gottes!! In dir
stecken unzählige gute Anlagen!
Die Taufe ist aus biblischer Sicht wie eine Hochzeit. So wie beim Heiraten 2
Menschen sich versprechen, in guten in bösen Tagen zusammenzuhalten, so
passiert in der Taufe ein Treue-Bund. Und die Bibel sagt: selbst wenn wir
untreu sind, Gott bleibt treu! - Aus diesem Grund wohl hat Martin Luther in
seinen Schreibtisch die 3 Wörter geritzt: ICH BIN GETAUFT!
Immer verbunden mit der Taufe war das Glaubensbekenntnis, dessen älteste
Formulierung nur 2 Wörter umfasste: κύριος Ιἠσοῦς – Jesus ist der Herr! (Röm
10,9) – Das ist unser Part des Taufbundes: Christus täglich als meinen Herrn zu
wählen, der das Steuer meines Lebens führen soll.
Taufort: Man taufte anfangs in den Flüssen. Wenn ich könnte, würde ich das
wieder einführen. Allerdings ginge das nur bei Erwachsenen. Die Getauften
bekamen zu spüren: das Wasser trägt mich. So trägt Gott mich durchs Leben. -
In der Stiftskirche haben wir (Pfarre, Stift, Diözese) gemeinsam die
Entscheidung getroffen, zwischen rechtem Seitenschiff und Michaelskapelle
(wo zur Zeit die Guntherplatte liegt) den Taufbrunnen aufzustellen.
Mir ist auch wichtig, dass die weiteren Zeichen in angemessener Weise
vollzogen werden, besonders die Salbung: wenn der Täufling mit Duftöl
reichlich gesalbt wird, sollen alle spüren, dass Gott diesen Menschen mit
göttlichem Geist stärkt und mit königlicher und priesterlicher Würde ausstattet.
– Die Taufe ist reich an Symbolen, weil man das großartige Geschehen mit
Worten nicht erfassen und ausdrücken kann.
Fest Erscheinung des Herrn 2024, 8 h Kirchberg, 9 h Rohr
Die Weisen als Vorbild für christliches Verhalten
Die 3 Könige auf ihrer langen Wanderung sind ein Bild für den suchenden
Menschen. Sie suchen Orientierung am Himmel. Die königliche Haltung ist, das
Haupt zu erheben. Die Untergebenen, die Diener nehmen eine gebeugte Haltung
ein. Christen dürfen immer erhobenen Hauptes durchs Leben gehen: in der Taufe
hat uns Christus zu Königen, Propheten und Priestern gemacht.
Jeder Mensch trifft täglich die Wahl, wem er gleichen will: dem König Herodes,
der beherrscht wird von seinen Launen, Eifersucht und Egoismus, oder einem
weisen König, der sich selbst beherrscht, der ein Suchender bleibt und zum
Schenkenden wird.
Die Welt als dreiblättriges Kleeblatt – Jerusalem als Mittelpunkt
Es gibt eine mittelalterliche Landkarte, die die damals bekannten 3 Erdteile in
Form eines Kleeblatts zeigt. Jerusalem ist die Mitte. Die Stadt Gottes. Das Ziel
der Weltgeschichte. Dieses Bild passt gut zum heutigen Fest: alle Völker finden
zur Mitte. Christus wird als Mittelpunkt der Weltgeschichte erkannt. Jerusalem ist
mehr als eine Stadt auf der Landkarte – 5 km entfernt liegt Bethlehem; Jerusalem
ist der Ort der Kreuzigung und Auferstehung. Das Neue Jerusalem ist der Ort
unserer ewigen Heimat.
Heute bzw. morgen ist Weihnachten in der orthodoxen Kirche
Durch den russischen Angriff ist das Verhältnis zwischen kath. und russisch-
orthodoxer Kirche sehr gespannt. Paul Krisai, unser ORF-Korrespondent in
Moskau, schreibt in seinem neuen Buch „Russland von innen“ u.a. von einem
mutigen orthodoxen Priester, Grigori, der den Krieg scharf verurteilt und sich
trotz Militärzensur was zu sagen traut; in St. Petersburg hilft er allen Flüchtenden
und Bedürftigen. Er sagt, die russisch-orthodoxe Kirche wurde im Interesse und
Auftrag des Staates gegründet. Kirche muss aber unabhängig und moralische
Stimmgabel sein! - Wie kann man Weihnachten, die Geburt des Friedenskönigs
feiern inmitten von so viel Gewalt und Unterdrückung....
70 Jahre Dreikönigsaktion
1954 wurde das Licht aus Lourdes in einem Staffellauf in 12 europäische Länder
gebracht. In Österreich wurde dieser Staffellauf von der Katholischen Jungschar
organisiert, begleitet von einem Jeep der MIVA (Missions-Verkehrs-AG). Die
Spenden wurden für den Ankauf von 3 Motorrädern für die Mission in Uganda
gegeben. Dieser überraschende Erfolg ermutigte die Bundesleitung der Jungschar,
die Sternsingeraktion in größerem Maßstab durchzuführen, und zwar in ganz
Österreich. Mittlerweile sind ca. 85.000 Sternsinger jedes Jahr unter-wegs mit
einem Sammelergebnis von ca. 20 Millionen für Entwicklungsprojekte in aller
Welt. Allen Kindern, JS-Leitern und Spendern sei herzlich gedankt!
Neujahr 2024 – Kirchberg 9.15 Uhr
Ein Jesuit, Ludwig Esch, hat 4 kurze Begriffe bzw. Verhaltensweisen für die
Gestaltung eines Tages oder Jahres formuliert: dankbar rückwärts, mutig
vorwärts, gläubig aufwärts, liebevoll seitwärts!
Mit dem 1. Begriffspaar meint er wohl: Vergangenes ruhen zu lassen, Negatives
möglichst nicht aufzuwärmen, an Vergebung zu glauben. Dankbar rückwärts!
ist die heilsamste Art zu leben.
Mutig vorwärts! Ein gutes Programm auch für die Gemeinschaft der Kirche
oder für eine Pfarre. Wenn alles sich weiterentwickelt, kann der Rückwärtsgang
nicht zielführend sein. Unsere Bundeshymne ermutigt auch, „mutig in die
neuen Zeiten“ zu gehen. Ängstlichkeit passt nicht zu Menschen, die an einen
mitgehenden „Gott mit uns“ glauben.
Gläubig aufwärts! Die sogenannten 4 G – Gemeinschaft, Gottesdienst, Gebet,
Geistliche Schriften können die Quellen sein für einen vertieften Glauben, der
aufwärts treibt. Auch angesichts der vielen beängstigenden Nachrichten über
Kriege und Umweltschäden gilt es, gläubig aufwärts zu schauen. Und
schließlich:
Liebevoll seitwärts! Respekt und Wertschätzung soll nicht bloß der erfahren,
der einem sympathisch ist. Sören Kierkegaard sagte ja: „Die Welt besteht aus
lauter Gelegenheiten zur Liebe!“ Und das gilt auch wieder besonders für ein
neues Jahr.
Die Lesung stellt an den Beginn des Jahres den alten Aaronsegen. „Segen“
kommt vom lateinischen Wort »signum« und meint „Zeichen“. Menschen
suchen oft Zeichen, aus der Natur oder aus Zufällen wie z.B. durch Bleigießen
oder andere sinnlose Dinge. Wir Christen haben sehr klare Zeichen: heute am
8. Tag nach der Geburt wird dem Kind der Name gegeben: Jeschua = Gott
rettet! Das Neue Testament ist überzeugt: in diesem Namen ist eine ungeheure
Kraft! Dieser Name sei über jeden Tag ausgerufen. - Anno Domini 2024 – ein
Jahr des Herrn soll es sein!
Gebet Herr, segne den 1. Tag dieses Jahres, und alle bis zum letzten. Meine
Hände mögen segnen, was sie anfassen. Meine Ohren mögen segnen, was sie
hören. Meine Augen mögen segnen, was ihnen begegnet.
Mein Mund möge segnen mit jedem Wort! Meine Nachbarn segne ich, und sie
mögen mich segnen. Lass mich nicht aus deinen Augen, mein Gott, aus deinen
Händen, aus deinem Ohr, aus deinem Herzen, an diesem Tag und an allen
Tagen des Jahres, die noch vor uns liegen. Altirischer Segen, übertragen v. Jörg Zink
Fest der hl. Familie 2023, 31. 12., 8 Uhr, Kirchberg
Eine Großfamilie, in der Jesus aufgewachsen ist, wird uns im Neuen Testament
an verschiedenen Bibelstellen geschildert. Als der Erstgeborene hatte er die
Pflicht, für die gesamte Familie zu sorgen, nach dem vermutlich frühen Tod des
Josef. Drum blieb Jesus auch bis zum 30 Lj. daheim, um als „tekton“,
Zimmermann, Baumeister, den Unterhalt zu verdienen. - Die hl. Schrift
berichtet sehr offen von Spannungen, die es in der hl. Familie gegeben hat: mit
dem 12-jährigen, der eigenmächtig in der Stadt bleibt; mit dem 30-jährigen
Wanderprediger, den alle Familienangehörigen für verrückt halten und mit
Gewalt heimholen möchten; es wird erzählt von der kühl wirkenden Haltung
Jesu: „wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?“ Und schließlich ist
unterm Kreuz nur die Mutter gegenwärtig und sonst kein Verwandter, auch
nicht der Apostel Jakobus, der stets „Bruder des Herrn“ genannt wurde. - Also
eine ganz normale Familie, kann man sagen, mit glücklichen Erfahrungen, aber
auch oftmaligen Differenzen.
Vor 100 Jahren, 1923 hat Khalil Gibran, ein christlich-arabischer Philosoph,
das Buch „Der Prophet“ herausgegeben, an dem er 25 Jahre geschrieben, also
jeden Satz sehr gut überlegt hat. Es sind Texte über Beziehungen, Ehe, Kinder,
und zuletzt über den Tod.
Über die Beziehung Mann-Frau schreibt Gibran: Steht zusammen, doch nicht zu
nahe beieinander. Auch Eiche und Zypresse wachsen nicht im Schatten des
andern! Das meint wohl: Wo Vertrauen herrscht, klammert man nicht am
anderen, da hat jeder seinen Freiraum, ohne Misstrauen und Eifersucht.
Dann heißt es: Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie kommen durch euch,
doch nicht aus euch. Und sind sie auch bei euch, gehören sie euch doch nicht.
Dieser Gedanke kann für Eltern entlastend sein zu wissen: Gott selbst
übernimmt Verantwortung für alle seine Söhne und Töchter, Er geht jedem
nach, wie es das Gleichnis vom Guten Hirten b