Denken wir an jene die zu uns gehören!
Denken wir auch an jene die zu uns gehören!
Wenn ich sonntags die Wort-Gottes-Feier eröffne, dann lade ich manchmal nach der Begrüßung die versammelte Gemeinde dazu ein mit den Worten: „Denken wir in dieser Feier auch an jene, die zu uns gehören, die aber heute nicht hier sind oder nicht hier sein können.“ Anschließend halte ich eine kurze Stille um diesen Gedanken auch bei allen ankommen zu lassen. „Wer von denen die nicht anwesend sind gehört da noch zu uns?“ Jetzt, wo vielen von uns die Kirche als öffentlichen Raum der Begegnung, aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie, verwehrt ist, ändert sich die Perspektive. Jene die diese Gemeinschaft gewohnt sind, empfinden sich nun auch zu jenen gehörend, die „nicht-dabei-sein“ können.
Was es bedeutet, wenn Begegnung in Gemeinschaft nicht möglich ist, können wir in diesen Zeiten gut nachempfinden. Vielleich vermögen hier die Gedanken der Jugendlichen unserer Pfarre, die in ihrer Vorbereitung zur Firmung, kunstvoll ein Fastentuch für die Pfarrkirche gestaltet haben, Trost spenden und Mut machen.
Das Fastentuch besteht aus alten und gewaschenen Bettlacken und Leintüchern, die von der Pfarrgemeinde erbeten wurden. Es wurde zu einem 8,50m² großen Tuch zusammengenäht und lila eingefärbt. Mit durchgehender schwarzer Schrift wurde das Tuch mit Zitaten Jesu und mit Themen die die jungen Menschen in unserer Zeit bewegen, beschriftet und gestaltet und in der Kirche im Altarbereich aufgehängt. Auf diese Weise ist ein Fastenbegleiter entstanden, der die ganze Pfarrgemeinde miteinander verbindet. So kann dieses Fastentuch das in der Kirche hängt und zu dem viele beigetragen haben, als verbindendes Element verstanden werden. Den die Botschaft dieses Tuches drückt aus, was der Kern unseres Lebens ist. In der Mitte des Tuches steht groß das alles Verbindende unseres Glaubens. Die Liebe. Dieses Wort verbindet mit den letzten Worten Jesu am Kreuz „es ist vollbracht“ - die unten zu lesen stehen - mit denen ganz oben. Dort sieht man was folgen wird. „Er wird den Tod in uns wandeln in Licht“.
Das Evangelium vom 3. Fastensonntag (Joh 4,5-42) erzählt von einer Begegnung am Jakobsbrunnen. Jesus trifft dort eine Frau, sie ist eine Samariterin. Der Jakobsbrunnen ist ein besonderer geschichtsträchtiger Ort. Die Geschichte lädt dazu ein, über unsere Geschichte, unsere besonderen Orte der Begegnung und der Gottesbegegnung nachzudenken.
Für viele ist vermutlich auch unsere Pfarrkirche so ein Ort. Deshalb ist sie auch in diesen geprägten Zeiten tagsüber geöffnet und lädt zur stillen Andacht und zum Gebet ein. Vielleicht kann in dieser stillen Andacht auch ein ähnliches Zwiegespräch entstehen, wie aus der Begegnung Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen, bei dem die Frage nach einem Schluck Wasser zu einem Gespräch über Glauben, Leben und die eigene Geschichte wurde.
Die Einladung dazu steht – das Wort das uns miteinander verbindet steht in der Mitte auf dem Fastentuch. Es ist die Liebe. Möge es auch in Zeiten der Entbehrungen, Ängste und der Sehnsucht nach Heil immer als das Verbindende in uns und zueinander sein.
Gott, der die Liebe ist, segne Dich!
Franz Winter, Diakon
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