auf.orgeln mit Christoph Keibl
Die Rudigierorgel ist für mich...
... eine der großartigsten und schönsten Orgeln und die Kathedralenorgel Österreichs.
Beeindruckend ihre Klangvielfalt, -fülle und Kraft, mit der sie den großen Raum des Mariendoms bewegt – ganz gleich ob im Pianissimo oder im Tutti.
Zeitlos schlicht fügt sie sich in ihrer Schönheit wunderbar in das neugotische Bauwerk ein. Ein Meisterwerk der Orgelbaukunst.
Ich verbinde mit Charles Tournemire...
„L´Orgue Mystique. Ste-Clotilde, Paris. Symphonie Nr.3 'Moscou'“.
Charles Tournemire war als hervorragender Orgelimprovisationskünstler bekannt und wirkte lange Zeit, bis zu seinem Lebensende, als Organist an der Pariser Kirche Sainte-Clotilde.
Ein großer Teil seiner Musik ist tief in seinem katholischen Glauben verwurzelt, in dem er Zuflucht und eine Lösung für die Schrecken des zeitgenössischen Materialismus fand.
Im befreiten, vergnügungssüchtigen Paris der 1920er-Jahre war Tournemire zu einer zunehmend isolierten Figur geworden.
Er war der Überzeugung, dass der einzige wahre Zweck der Musik der Ausdruck spiritueller Wahrheit sei: Musik, die nicht zur Ehre Gottes geschrieben wurde, war unfruchtbar. Eine Verschwendung von Zeit.
Tournemire widerstand allzu modernen Einflüssen in seiner stets tonalen Tonsprache, auch wenn er zum Beispiel der asiatischen Musik und der Polytonalität und -rhythmik nicht abgeneigt war.
Sein größtes Orgelwerk, sozusagen sein Magnum Opus „L´Orgue Mystique“ entstand zwischen 1927 und 1932. Es umfasst 51 zyklische Werke mit insgesamt 255 Stücken. [1]
An Pierre Cochereau und seiner Musik fasziniert mich...
... die Vielzahl seiner so einzigartigen Improvisationen in der französischen post-romantischen Tradition – unzählige Entrées, Offertoires, Communions, Sorties, Suites, Variations, sogar ganze Orgelsymphonien – ob im Rahmen der Liturgie an seiner Wirkungsstätte als Titularorganist in Notre-Dame de Paris vorgetragen oder bei Konzerten auf der ganzen Welt.
Cochereaus Kunst wurde immer wieder auf Tonträger bzw. sogar auf Video aufgezeichnet und ist mittlerweile auch mehrfach transkribiert, wodurch er heute noch für jedermann hör- und greifbar ist.
Ein Satz über Stanislav Prepreks „Pastorale“ …
„Ein wertvolles Zeugnis aus der musikalischen Schöpfung eines weitgehend noch unbekannten, kroatischen Komponisten...“
Die Pastorale steht an vierter Stelle der fünfsätzigen Orgelsuite (Suita za orgulje, op. 163), die der kroatische Musiker, Dichter, Lehrer und Maler Stanislav Preprek in den Jahren 1936 und 1939 komponierte.
Preprek war als vielseitiger und origineller Mensch angesehen, dessen Horizonte des geistigen Lebens als sehr weit und dessen Vorstellungskraft als lebendig und glänzend beschrieben werden.
Er war ein zu seiner Zeit moderner Künstler, der ein äußerst bescheidenes Leben führte, das von Schicksalsschlägen geprägt war. Mit 23 Jahren erblindete er auf einem Auge, im Alter von 59 Jahren dann völlig. 1943 kam sein einziger Sohn Kasimir, der für die kroatische Armee an die Front musste, ums Leben. Diese schmerzhafte Tragödie spiegelt sich in den danach entstandenen Werken wider. Preprek hörte nicht auf zu komponieren. Etwa 300 Kompositionen für Klavier, über 40 Lieder für Solostimme, 31 Messen, 111 Hymnen, Orgelkompositionen und Kantaten umfassen letztendlich seine musikalische Schöpfung. Bemerkenswert ist, dass Preprek seine Musik nie mit Hilfe von Musikinstrumenten geschaffen hat. Er spricht von einer inneren Erfahrung, die es ihm ermöglicht hat, seine Werke entstehen zu lassen: „Ich war nie auf Experimente aus; ich wollte immer verständlich bleiben, denn Musik kreiert man nicht für die Zukunft, sondern für die Gegenwart - und wenn sie gut ist, dann wird es auch die Musik der Zukunft sein, so wie die Musik vergangener Zeiten auch die Musik unserer Zeit ist.“ [2]
Percy Whitlocks „Reflections“ sind für mich...
... neben den „Five Short Pieces“ eine wunderbare Möglichkeit, den Komponisten ein wenig näher kennenzulernen. Whitlock war einer der herausragendsten britischen Komponisten und Organisten des beginnenden 20. Jahrhunderts. Seine Werke sind ausdrucksstark, unverkennbar durch seinen sehr persönlichen Stil und auch immer wieder inspiriert von Delius, Elgar, George Gershwin und Rachmaninow.
„Carillon de Westminster” beschrieben in fünf Worten...
„Westminstervierteln – leise, lauter, mächtig. Ohrwurm.“
Im Jahr 1924 reiste Vierne im Rahmen einer Konzerttournee nach London und wurde vom dort ansässigen Orgelbauer Henry Willis III. während eines Konzerts auf der großen Orgel der Westminster Cathedral ersucht, über „The chimes of the clock at the Houses of Parliament“ zu improvisieren. Vierne nützte diese Improvisation als Basis für sein Carillon de Westminster, das er neben anderen Werken der 3. Suite für Orgel, op. 54, im Sommer 1927 komponierte und mit der Widmung „à mon ami Henri Willis, facteur d’orgues à Londres“ versah. Das Carillon spielte Vierne unter großer Begeisterung seiner Zuhörer zum ersten Mal öffentlich am 29. November 1927 als Sortie in der Kathedrale Notre-Dame in Paris, noch vor der offiziellen Premiere, die ein paar Tage darauf bei der Inauguration der restaurierten Orgel der Kirche St.-Nicolas du Chardonnet in Paris stattfand. Louis Vierne dazu: „Das zauberhafte Instrument, dessen glücklicher Titular ich seit siebenunddreißig Jahren bin [Notre Dame, Paris], hat in meinem künstlerischen und intellektuellen Leben eine beherrschende Rolle gespielt. In diesem Ambiente habe ich komponiert, was ich komponiert habe, und mir eine Ästhetik des „Kathedralenorganisten“ geschaffen, indem ich mich bemühte, mich selbst in Einklang zu bringen mit seinem majestätischen Klang, im grandiosen Rahmen der Basilika und den mit ihr verbundenen bedeutenden religiösen und nationalen Gedenkfeiern. Für die hohe Mission, die mir anvertraut wurde, habe ich, wie ich glaube, mein Bestes gegeben, alle Treue und alle Ergebenheit meines Herzens als Künstler und gläubiger Mensch.“[3]
Mein Programm lässt sich mit folgendem Motto überschreiben...
Orgelmusik. Geschaffen für Kathedralen. Von Frankreich nach Kroatien, Großbritannien und zurück.
Wenn ich nicht die Musik am Mittag am 29. Juli 2018 spielen würde, dann...
... würde ich bestimmt das Wochenende genießen und Kraft tanken. Vielleicht entdeckte ich dabei auch Neues zum Thema Orgelmusik aus dem 20. Jahrhundert.
Wenn ich nach meiner Musik am Mittag mit einem/r Künstler/in oder Komponisten/in aus Vergangenheit oder Gegenwart zu Mittag essen gehen könnte, wäre das...
... Hubert Marte. Zu einem Gedankenaustausch über die vergangene Zeit und natürlich über die Musik.
Anmerkungen:
[1] Quellenangabe:
Cohrs, Benjamin G. (2006), Charles Tournemire 1870-1939. In: Romantische Sinfonien. URL: http://www.klassik-heute.com/4daction/www_komponist_text?id=2922&text=269 [Stand 06/2018]
o.A. (o.A.): Charles Tournemire 1870-1939. In: Klassische Musik. URL: https://www.naxos.com/person/Charles_Tournemire/23893.htm [Stand 06/2018]
o.A. (o.A.): Info Track & Listen. In: L´Orgue Mystique. Charles Tournemire 1870–1939. URL: https://www.heraldav.co.uk/product/lorgue-mystique-charles-tournemire-1870-1939/ [Stand 06/2018]
[2] Quellenangabe:
Rajković, Ðuro (o.A.): O Stanislavu Prepreku. In: HKUPD (Hrvatsko kulturno umjetničo prosvjetno društvo) „Stanislav Preprek“. URL: www.stanislavpreprek.org [Stand 06/2018] | Übersetzung: Mag. Matja Tunjic
[3] Quellenangaben:
Smith, Rollin (1999): Louis Vierne: Organist of Notre Dame Cathedral. The Complete Organ, No 3. In: The Organ Works, Troisième Suite, op. 54, Hillsdale, New York: Pendragon Press. S. 555ff.
Cole, Charles (o.A.): The Grand Organ. In: Westminster Cathedral: Music Department. The Organs. URL: http://www.westminstercathedral.org.uk/organs.php [Stand 06/2018]
Steinhaus, Hans (2004) (Hrsg.): Louis Vierne: Meine Erinnerungen. Köln: Dohr.