Das war der „Raumklang”!
Einfach grandios! So könnte man den „Raumklang Grandioso“ am 10. Juni 2017 im Linzer Mariendom beschreiben.
Orgel trifft Blasorchester – ein mächtiger Klang!
Eingeladen hatten sich die beiden Organisten Wolfgang Kreuzhuber und Heinrich Reknagel für den achtzehnten Raumklang im Linzer Mariendom ein ganzes Blasorchester: den Musikverein Geboltskirchen. Unter der Leitung von Kapellmeister Manfred Payrhuber spielt der 1893 gegründete Verein ein vielseitiges Repertoire: von traditioneller Blasmusik über klassische Werke bis hin zu modernen Kompositionen. Und diese musikalische Vielfalt stellte der aus dem kulturellen Leben Geboltskirchens nicht mehr wegzudenkende Verein auch an diesem Konzertabend unter Beweis.
Noch mehr Bilder von den Proben und dem Konzert gibt's in der Bildergalerie!
Raumklang – ein Garant für außergewöhnliche Erlebnisse!
Im Jahr 2000 wurde der Raumklang durch Domorganist Wolfgang Kreuzhuber aus der Taufe gehoben: seither schenken die zwei Orgeln im Linzer Mariendom in Verbindung mit unterschiedlichen Solokünstlern oder Ensembles Raum- und Klangerlebnisse besonderer Art. Musizieren mit dem Raum, auch als Zuhörender – eine Erfahrung, wie sie nur in wenigen Kirchen in ganz Europa überhaupt gemacht werden kann. Viele erleben und erfühlen den Dom beim Raumklang jedes Mal wieder ganz neu.
Wolfgang Kreuzhuber und Heinrich Reknagel sind inzwischen schon versiert, Originalliteratur zu finden oder spannende Bearbeitungen und Arrangements verschiedenster Werke für den Raum und die jeweilige Besetzung zu machen.
Lebendige Fanfaren und farbenreiche Programmmusik!
Mit der von Wolfgang Kreuzhuber eigens für Bischof Manfred Scheuers Amtseinführung 2016 komponierten Fanfare „Spiritus vificat“ („Der Geist macht lebendig“) eröffneten vier Blechbläser des Musikvereins Geboltskirchen und die beiden Organisten Kreuzhuber und Reknagel den Raumklang. Daran schloss Dieter Herborgs titelgebendes „Grandioso“ für Blasorchester an, bevor die beiden Organisten gemeinsam einen religiösen (in Paris war es üblich, zum Ein- und Auszug Märsche zu spielen!) und doch heiteren „Marche“ aus der Feder des Franzosen Louis J. A. Lefébure-Wélys zum Besten gaben. Die Bearbeitung für zwei Orgeln sorgte für ein spannendes Wechselspiel zwischen Rudigierorgel und Pflüger-Chororgel. Auf eine feierliche Festfanfare des früheren Linzer Domkapellmeisters Franz Xaver Müller für vier Blechbläser und Orgeln folgte Programmmusik eines jungen Oberösterreichers: Im „CMYK“ des Pergers Thomas Asanger wurden die Farben des Vierfarbdrucks je als eigenes musikalisches Motiv in verschiedenen Schattierungen vorgestellt, bevor im Finale die Motive übereinandergelegt und die Farben wie beim Druck gemischt wurden, sodass ein Bild entstand. Ein achtminütiges Farbenfeuerwerk.
Virtuose Improvisationen und pompöse Märsche!
Eine freie Improvisation von Domorganist Wolfgang Kreuzhuber beeindruckte besonders Dompfarrer Maximilian Strasser – diese Improvisation verdeutlichte einmal mehr Kreuzhubers Virtuosität und Meisterschaft im Improvisieren.
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Mit James Barnes‘ 1984 entstandener „Yorkshire Ballad“ entführte der Musikverein Geboltskirchen anschließend in „die wunderschönen Täler in Yorkshire in Nordengland, die grünen Hügel und das schier endlose Weideland“, die der Komponist in Töne zu gießen versucht hatte. Und das ist ihm gelungen: Das herrliche Stückchen Erde tauchte musikalisch vor den Augen des Publikums auf. Im Anschluss an diese lieblichen, volksliedhaften Klänge erklang von Heinrich Reknagel an der Rudigierorgel Félix-Alexandre Guilmants kraftvolles und rhythmisch exaltiertes Scherzo aus seiner „Cinquième Sonate“.
Ruhige Choräle und pompöse Märsche!
Etwas ruhiger wurde es wieder mit Jan van der Roosts ruhigem, breittönigen „Canterbury Chorale“, der anlässlich der Besichtigung der Kathedrale in Canterbury für die Brass Band Midden Brabant geschrieben wurde. Die vom Musikverein Geboltskirchen musizierte Fassung für symphonisches Blasorchester nutzte die reiche Klangfarbenpalette aus: zarte Solo-Abschnitte folgen auf mächtige Tutti-Passagen. Etwas ganz Besonderes hielten beide Klangkörper – Blasorchester und Orgeln – dann für die Zuhörerinnen und Zuhörer bereit: Anton Bruckners „Locus iste“ in einer noch nie gehörten Fassung. Domorganist Wolfgang Kreuzhuber und Organist Heinrich Reknagel führten gemeinsam improvisierend zum Werk hin und überließen den Liedsatz dem Musikverein Geboltskirchen. Nach einem kurzen Intermezzo durch die Orgeln übernahm wieder das Orchester, bevor mit improvisierten Klängen über Bruckners bekanntestes Werk die Töne verebbten und das Publikum mit Gänsehaut zurückblieb.
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An den in der Blasmusikwelt nicht unbekannten Trauermarsch „Pax vobis“ des Dvorák-Schüler Julius Fučík reihte sich Henri Letocarts „Méditation“ in einer Bearbeitung für zwei Orgeln an, bevor das Konzert pompös mit Edward Elgars jährlich im Rahmen der Last Night of the Proms erklingendem „Pomp & Circumstance March No. 1“ endete. Wenn das nicht auch der perfekte Abschluss für das Konzert mit grandiosen Klangerlebnissen war!
Mit freundlicher Genehmigung durch Arrangeur Albert Loritz (mehr zu seiner Person und seinem Schaffen: www.albert-loritz.de).
(sp)