Der dreifache Nachbar

Wenn Simon Ertl von seiner Wohnung in der Rudigierstrasse zu seinem Büro in der Steingasse unterwegs ist, setzt er sich oft für ein paar Minuten in den Dom, um innezuhalten: „Stille tut auch gut“. In seinem Alltag geht es im wahrsten Sinn des Wortes rund. Der Innviertler aus St. Martin im Innkreis hat innerhalb eines Jahrzehnts eine Konzertagentur mit angeschlossenen Unternehmen aufgebaut, die rund 80 Mitarbeiter beschäftigt. Seine größten Aushängeschilder sind KLASSIK AM DOM, das Open-Air-Festival beim Mariendom, und das sommerliche „Woodstock der Blasmusik“ in seiner Heimatgemeinde St. Martin.
Partnerschaft mit Potential
„Ich war als Trompeter des Volksopernorchesters engagiert und daher auch mit Elina Garanca in Kontakt“, erzählt Ertl von seinen Anfängen als Konzertmanager. So wusste er, dass die Star-Sopranistin im Sommer im Stift Göttweig auftrat. „Das wollte ich auch machen“. In Clemens Pichler, dem Dommeister, fand er einen Verbündeten, in der Rudigierstiftung eine famose Partnerin. Der Platz um den Linzer Mariendom wurde zur Arena für Stars der Klassik. „Von Placido Domingo bis Anna Netrebko waren inzwischen alle da“, freut sich Ertl. Seit 2012 wurde der Platz auch sukzessive für Stars anderer Musikrichtungen geöffnet. „Mein persönliches Highlight war Zuccero, musikalisch fantastisch!“
Ein einzigartiger Platz
Die Stars schätzen die besondere Atmosphäre des Domplatzes bei Nacht. „Der Blick von der Bühne zum Dom und ins Publikum ist einzigartig.“ War die erste Saison akustisch noch herausfordernd, hat man inzwischen die technischen Herausforderungen im Griff. Die Nachbarn beschweren sich über die sommerliche Beschallung nicht, im Gegenteil, sie lauschen gerne von Balkonen und Fenstern aus. Ertl nützt auch den Innenraum des Doms für Konzerte: „Brass funktioniert in der Akustik besonders gut“. Geigenvirtuose David Garett spielte schon im Dom auf, „Voices of Christmas“ waren zu Gast.
Die Ruhe lernen
Und wie ist es, wenn der umtriebige Manager versucht, im Dom still zu werden? „Das musste ich erst lernen.“ Nicht minütlich aufs Handy zu schauen, die Ruhe zu spüren, das gelingt ihm besonders gut nach Konzerten. „Wenn wir spätnachts mit dem Aufräumen fertig sind, fühle ich mich in der Atmosphäre des Doms besonders wohl.“ Die Pläne für die nächsten Konzerte am Domplatz bleiben dann für ein paar Minuten in der Warteschleife.
Text: Christine Haiden