„Gott ist Licht! In ihm ist keine Finsternis!”
Hans Haselböck – von Niederösterreich hinaus in die Welt!
Hans Haselböck, 1928 in Nesselstauden geboren, besuchte das Gymnasium in Krems. Nach seiner Matura 1947 studierte er an der Musikhochschule Wien Kirchenmusik sowie an der Universität Wien Altphilologie und Germanistik.
Ab 1949 war Hans Haselböck Organist der Dominikanerkirche in Wien und unterrichtete nach Abschluss seines Studiums Latein und Deutsch an einem Wiener Gymnasium.
Im Jahr 1960 gewann er zum dritten Mal in Folge den ersten Preis beim Internationalen Orgelwettbewerb im niederländischen Haarlem. Und im selben Jahr erhielt er auch einen Lehrauftrag für Orgel und Improvisation an der Musikhochschule Wien.
Von 1963 bis 1987 fungierte Haselböck schließlich als Leiter der Abteilung Kirchenmusik, 1972 wurde er zum Professor für Orgel und Improvisation ernannt. 1985 bis 1990 war er schließlich stellvertretender Rektor der Musikhochschule Wien.
Ö1 widmete ihm 2015 ein Menschenbild: "Die Welt der Orgel – Hans Haselböck", in dem seine lebenslange Liebe zu dem klanggewaltigen Instrument in den Fokus gerückt wurde. Einen Einblick in diese Liebe gewähren auch seine Bücher "Barocker Orgelschatz in Niederösterreich" (1972), "Von der Orgel und der musica sacra" (1988) und "Vom Glanz und Elend der Orgel" (1999). Daneben erschienen auch zahlreiche musikwissenschaftliche Aufsätze.
Konzerte im In- und Ausland machten ihn als Organist und Komponist über Österreich hinaus bekannt. Haselböck hielt nicht nur international zahlreiche Kurse ab, sondern war auch Jury-Mitglied bei renommierten Orgelwettbewerben wie in Haarlem, Leipzig, St. Albans, Chartres. Außerdem war Haselböck mehrfach in Rundfunk- und Fernsehsendungen rund um den Themenkomplex Orgelkunde zu erleben und als Sachberater bei Orgelneubauten und Orgelrenovierungen tätig.
Das "Psalmenproprium" – sein wohl bedeutendstes kirchenmusikalisches Werk!
Als "Proprium" (von lateinisch für "das Eigene", "das Wesentliche") bezeichnet man im kirchenmusikalischen Sinne die wechselnden Gesänge einer Messfeier im Unterschied zu den so genannten Ordinariumsgesängen (Kyrie, Gloria, Sanctus und Agnus Dei). Zu den Propriumsgesängen zählen Introitus (Eröffnungsvers), Graduale (Antwortpsalm), Halleluja/Tractus (Ruf vor dem Evangelium), gegebenenfalls mit Sequenz, Offertorium (Gesang zur Gabenbereitung) und Communio (Kommuniongesang). Während die meisten Messvertonungen (zum Beispiel für Orchestermessen) auf das Ordinarium zurückgriffen, setzte Haselböck mit der Vertonung des Propriums 1968 einen kompositorischen Meilenstein.
Das "Psalmenproprium" für Vorsänger, Gemeindegesang, gemischten Chor und Orgel entstand als Auftragswerk für die Katholische Jugend Wien und wurde am 7. Oktober 1968 im Wiener Stephansdom uraufgeführt.
Die Texte wurden von Hartwin Schmidtmayr aus Bibelstellen und Psalmversen ausgewählt und folgen dem Wunsch, dass das Proprium nicht an spezielle Feste im Kirchenjahr gebunden ist, sondern bei verschiedenen Anlässen gesungen werden kann.
Die Gemeinde ist durch die zwei wiederkehrenden Rufe "Gott ist Licht! In Ihm ist keine Finsternis." und "Alleluja, alleluja, alleluja." ins musikalische Geschehen eingebunden.
Wie auch in anderen Kompositionen ist Haselböck "um eine Mitte zwischen harmonischer Farbigkeit und linearer, sanglicher Durchsichtigkeit bemüht". In seinem kirchenmusikalischen Schaffen nimmt das "Psalmenproprium" eine herausragende Position ein – gemäßigt modern ist es Ausdruck eines erneuerten Liturgieverständnisses. Und so haben der "Alleluja"-Ruf als Nummer 739 und der Kehrvers "Gott ist Licht!" als Nummer 912,2 auch Einzug in den Österreich-Eigenteil des Gotteslobs (2013) gefunden.
Die Texte – voll Licht!
Eingangslied |
Gott ist Licht! In Ihm ist keine Finsternis.
Wir haben einen Fürsprecher beim Vater, Er ist das Sühnopfer für unsere Sünden!
Gott ist Licht! In Ihm ist keine Finsternis.
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir,
Wir haben einen Fürsprecher beim Vater, Er ist das Sühnopfer für unsere Sünden!
Gott ist Licht! In Ihm ist keine Finsternis. Wolltest Du, Herr, der Sünden gedenken,
Wir haben einen Fürsprecher beim Vater, Er ist das Sühnopfer für unsere Sünden!
Gott ist Licht! In Ihm ist keine Finsternis. |
Allelujalied |
Daran sehen wir,
Wer sein Wort hält,
daß wir in Ihm sind.
Daran sehen wir,
Alleluja, alleluja, alleluja!
Gepriesen sei Gott,
Alleluja, alleluja, alleluja! |
Zur Gabenbereitung |
Gott ist Licht! In Ihm ist keine Finsternis.
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Mahlgesang |
Hoch erhebt meine Seele den Herrn;
Alleluja, alleluja, alleluja!
Er hat in Gnaden geschaut auf Seine niedrige Magd;
Großes hat der Gewaltige an mir getan.
Alleluja, alleluja, alleluja!
Macht hat Er geübt mit Seinem Arm
Alleluja, alleluja, alleluja!
Israels, Seines Knechts, hat Er sich angenommen,
Hoch erhebt meine Seele den Herrn;
Alleluja, alleluja, alleluja! |
Quellenangabe:
o.A. (1994): Hans Haselböck. In: Goertz, Harald (Hrsg.) (1994): Beiträge ‘94. Österreichische Komponisten unserer Zeit. Kassel / Basel / London: Bärenreiter (= Beiträge der Österreichischen Gesellschaft für Musik 9).
Haselböck, Hans (1968): Psalmenproprium für Vorsänger, Gemeindegesang, gemischten Chor und Orgel. Wien / München: Verlag Doblinger.
music information center austria: Hans Haselböck. URL: http://db.musicaustria.at/node/55506 [Stand: 01/2017]
(sp)