„messa con spirito“ als klingendes Abschiedsgeschenk
„Bereits im Jahr 2021 habe ich den Gedanken mit mir herumgetragen, für das 30-Jahr-Jubiläum des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz ein Werk zu komponieren, das im Sinne eines Abschiedsgeschenks am Ende meiner Tätigkeit als Direktor dieser Bildungseinrichtung zur Aufführung gelangen kann“, erzählt Wolfgang Kreuzhuber zur Genese seiner inzwischen dritten Messvertonung.
So entstand mit der „messa con spirito“ zu Beginn des Jahres 2022 eine Messe in deutscher Sprache für gemischten Chor und Orgel.
Beseelt und begeistert – mit Freude am „Spirit“ für Ausführende und Zuhörende
Beseelt vom Text der Liturgie, begeistert von der Kraft der Musik präsentiert sich Kreuzhubers Vertonung des Ordinariums in gemäßigt moderner Tonsprache mit ihren in Rhythmik und Harmonik charakteristischen vier Sätzen („Herr, erbarme dich“, „Ehre sei Gott“, „Heilig“, „Lamm Gottes“) lyrisch und akzentuiert, zart und feurig – con spirito (also „mit geistvollem, lebendigem Vortrag“ bzw. „beseelt, feurig, begeistert“) ist hier mehr als nur eine musikalische Ausdrucksbezeichnung, con spirito ist wirklich auf allen Ebenen Programm.
Für die Komposition wünscht sich Kreuzhuber, „dass man sie gerne singt und gerne hört“ – denn die Besetzung und der Schwierigkeitsgrad der Messkomposition ermöglichen eine Aufführung durch viele Chöre, die Freude an diesem „Spirit“ haben. „Voraussetzung ist lediglich, dass ein Chor sauber singen kann und rhythmisch gut drauf ist, obwohl das Hauptgewicht im rhythmischen Ablauf sicherlich bei der Orgel liegt, die im Hintergrund stets als Gerüst für die Gesamtkomposition fungiert“, verrät der Komponist, der seine Messe vor einigen Wochen zum ersten Mal bei den Proben am Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz aus den Mündern der rund 40 Sängerinnen und Sänger des Chors des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz (Leitung: Andreas Peterl) gehört hat und sich schon auf die erste öffentliche Darbietung des Werks im Rahmen des Rundfunkgottesdienstes am 10. Juli 2022 aus dem Linzer Mariendom freut.
Machbar und klingend – in jedem Kirchenraum
„Schwer komponieren ist nicht schwer“, erklärt Wolfgang Kreuzhuber schmunzelnd, sein Ziel sei aber gewesen, eine Messkomposition zu schaffen, die für viele sing- und spielbar ist und dazu noch gut klingt. Das ist ihm mit der „messa con spirito“ gelungen, wie auch Andreas Peterl nach den Proben mit dem Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz bestätigt: „Ein tolles Stück. Man muss es sich halt erarbeiten, das geht nicht aufs erste Mal, aber wenn man’s drauf hat, klingt es einfach fantastisch.“
Besonders fantastisch klingt die „messa con spirito“ natürlich in jenem Raum, dessen akustische Gegebenheiten die Charakteristika der Komposition besonders zum Klingen bringen – dem Mariendom Linz, in dem Wolfgang Kreuzhuber bereits seit 1982 als Domorganist wirkt. Selbst wenn Kreuzhuber sein Werk für die Uraufführung in der größten Kirche Österreichs mit ihrer besonderen Klangqualität komponiert hat: Er ist sich aus seiner langjährigen Erfahrung als Kirchenmusiker sicher, dass die Messe in jedem Kirchenraum gut zu musizieren und zu hören sein wird.
Einleitend und ergänzend – der Introitus „Lass dein Angesicht über uns leuchten, o Herr“
Ergänzend zum Ordinarium hat Wolfgang Kreuzhuber einen Eröffnungsgesang für den 15. Sonntag im Jahreskreis (C) komponiert: Zum aus dem Antiphonale zum Stundengebet stammenden Kehrvers „Lass dein Angesicht über uns leuchten, o Herr“ (GL 46,1) schuf Wolfgang Kreuzhuber einen Chorvers über Psalm 17,15. Dieser präsentiert sich dabei als wunderbarer Partner zur „messa con spirito“ und fungiert gleichsam als Bindeglied, weil er zum einen Kreuzhubers gemäßigt moderne Tonsprache der Ordinariumsvertonung spricht und zum anderen durch seinen Ablauf Kantor – Gemeinde – Chor eine Brücke zur Messe bildet.
Besonderes Anliegen war Kreuzhuber beim Komponieren auch hier die musikalische Ausdeutung des zugrunde liegenden Textes, so erzählt er: „Stolz bin ich darauf, dass die Umsetzung der Textstelle ‚Wenn ich erwache‘ aus Psalm 17,15 so wunderbar gelungen ist – denn hier wird das Aufwachen einfach musikalisch hörbar ...“ Ähnliche Bilder für diese Textstelle verwendet Andreas Peterl, der die Uraufführung musikalisch leitet, zur Illustration für die Sängerinnen und Sänger des Chores in den Proben: „Für mich ist das einfach ein großer Sonnenaufgang …“
Stefanie Petelin