Jahresabschlussmesse 2018
Unter der Leitung von Andreas Peterl musizierten am 24. Juni 2018, dem Hochfest der Geburt des Heiligen Johannes des Täufers, die Solistinnen und Solisten Marie-Antoinette Stabentheiner (Sopran), Rita Peterl (Alt), Josef Habringer (Tenor) und Manfred Mitterbauer (Bass) sowie der Chor des Konservatoriums für Kirchenmusik der Diözese Linz, das Domorchester Linz und Domorganist Wolfgang Kreuzhuber die „Missa brevis in B”, KV 275, von Wolfgang Amadeus Mozart. Zelebriert wurde der Gottesdienst im sommerlich-warmen Mariendom von Bischofsvikar und Dompropst Wilhelm Vieböck.
Musikalische Gestaltung
Mozarts „Missa brevis in B”, KV 275, bildete das gesamte Ordinarium (Kyrie – Gloria – Credo – Sanctus – Benedictus – Agnus Dei). Künstlerische Vollendung und Klangschönheit sind darin mit den liturgischen Erfordernissen vereint.
Chor und Gemeinde sangen als Eröffnungsgesang gemeinsam das Gottesloblied „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (GL 554). Nach der ersten Lesung aus dem Buch Jeremia (Jer 1,4-10), dem Antwortgesang (Kehrvers: GL 444, Psalm: Antwortpsalmen und Rufe vor dem Evangelium, Heinrich Rohr) , vorgetragen von Kantor Andreas Peterl, und der zweiten Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Petrus (1 Petr 1,8-12) erklang zum Ruf vor dem Evangelium das Halleluja mit einem Vers zum Hochfest der Geburt des Heiligen Johannes des Täufers (GL 175,1, Freiburger Kantorenbuch 2, Michael Meuser).
Noch mehr Bilder von der Jahresabschlussmesse gibt's in der Bildergalerie zum musikalischen Studienjahrabschluss im Mariendom!
Zum Auszug improvisierte Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Rudigierorgel eine Toccata im französischen Stil.
Predigtgedanken
Das Evangelium (Lk 1,5-17) rückte natürlich Johannes den Täufer in den Fokus („Sie wird dir einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben”). Wie die anderen Evangelisten berichtet Evangelist Lukas über das Auftreten Johannes' des Täufers – er erzählt aber als einziger Evangelist von der Kindheitsgeschichte des Johannes und zwar als Kindheitsgeschichte Jesu, womit er die enge Verbundenheit zwischen den beiden betont. Johannes erscheint so als Vorläufer, der dem kommenden Herrn die Wege bereitet.
Domkapitular Wilhelm Vieböck machte sich in seiner Predigt auf eine Spurensuche zu diesem Wegbereiter und lud dazu ein, diesen aus zwei Perspektiven zu betrachten – zum einen aus der Perspektive der Eltern, die lange ein Kind ersehnten und nicht mehr mit ihrer Elternschaft rechneten, aber nun glücklich und dankbar ein Kind erwarten und sich – wie ihr Umfeld – fragen, was aus ihm werden wird. Vieböck dazu: „Doch die Frage beunruhigt nicht. Es gibt ein Grundvertrauen. Die Hand des Herrn ist mit ihm. Neben der elterlichen Sorge und Fürsorge gibt es noch eine größere Macht, die ihre Hand auf das Kind hält. Gläubige Eltern können damit rechnen. Das ist die eine Perspektive."
Die zweite Perspektive sei jene eines Erwachsenen im Rückblick, so der Bischofsvikar für pastorale Aufgaben. Vieböck richtete den Blick auf den Aspekt einer persönlichen Gottesbeziehung und die Berufung von Anfang an – bei Jeremia, bei Johannes dem Täufer, bei Jesus oder auch bei uns: „Nicht zu verstehen als von Gott vorprogrammiert, sondern als Grundlegung eines höchstpersönlichen Weges. Schon im Mutterleib geformt, berufen und mit Namen genannt. Der Psalm 139 sagt: Deine Augen sahen wie ich entstand.‘ So hörten wir’s im Antwortvers. Und ein Lied im Gotteslob versucht, die Gedanken dieses Psalms nachzuvollziehen: ‚Tief im Schoß meiner Mutter gewoben, als ein Wunder vollbracht, deine Liebe durchformte mein Leben.‘ So ist die Grundlegung für den je persönlichen Lebensweg als Gabe und Aufgabe, als Sendung und Berufung.“ Vieböck zitiert darum eine weitere Strophe des Gotteslobliedes, in dem man auch Johannes mit heraushören könne: „In den Mund, der kaum wusste zu sprechen, ist der Ton schon gesenkt, ist das Lied mir geschenkt, das auf immer das Schweigen kann brechen.“
Anschließend richtete der Dompropst den Blick auf das Heranwachsen dieser wortgewaltigen Lichtgestalt: „Der Täufer Johannes wuchs heran zu einer wortgewaltigen Lichtgestalt. Auch Jesus suchte seine Nähe. Nach den Berichten der Bibel kamen die ersten Jünger Jesu aus diesem Umfeld. Zu seinem Charakter gehört ebenso die Bescheidenheit. Es geht nicht um mich, so hören wir es aus seinem Mund immer wieder.“ Vieböck stellte dabei eine Verbindung zur Ikonographie dar, insbesondere am Beispiel des Isenheimer Altars, in dem Johannes der Täufer mit dem überlangen Zeigefinder auf Jesus Christus hinweist.
Dazu erläuterte Vieböck: „Das charakterisiert das Wesen dieses Johannes. Wirklich große Menschen müssen sich nicht aufblasen. Sie können andere groß sein und groß werden lassen.“
Dank zum Schluss
Wilhelm Vieböck bedankte sich am Ende der Messe für die musikalische Gestaltung und sorgte für ein zufriedenes Schmunzeln der Mitfeiernden: „Gestern gab's Klassik am Dom, heute gab's Klassik im Dom! Danke dafür!“
Quellenangabe:
Isenheimer Altar, ehemals Hauptaltar des Antoniterklosters in Isenheim/Elsaß, Werktagsseite, Mittelbild: Kreuzigung Christi (Link zum Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mathis_Gothart_Grünewald_022.jpg). © Mathias Grünewald/wikimedia.commons.org/PD
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