Verwaltungsvorständ:innen reflektieren: “Die Diözese ist eine gute Arbeitgeberin!”
Pitchtraining und Co
Von Mai bis Juni 2025 findet der Verwaltungsvorständ:innenkurs statt, bei dem sich an rund 30 Terminen die sieben Verwaltungsvorständ:innen aus den Dekanaten Pettenbach, Mattighofen, Ottensheim, Schwanenstadt, Gaspoltshofen, Linz-Süd, Freistadt und Eferdinger Land treffen und sich in den verschiedensten Bereichen fortbilden. Außerdem nehmen an ausgewählten Modulen auch die zukünftigen pfarrlichen Referent*innen aus Schwanenstadt, Gaspoltshofen, Freistadt und Linz-Süd teil. Diese sollen in Zukunft die Verwaltungsvorständ:innen in ihren Pfarren unterstützen.
Die Angebote im Kurs reichen von Pitchtraining, liturgischen, sowie kirchenrechtlichen Grundlagen, Steuerrecht und Changemanagement, um nur einige der Themen zu nennen. Die Lehrgangsleiterin Mag.a Eva Reitbauer erklärt worauf bei der Auswahl der Referent:innen wert gelegt wird: “Für die Wissensvermittlung setzen wir auf ein Team aus externen und internen Vortragenden. So soll sichergestellt werden, dass nicht nur Wissen vermittelt wird, sondern auch die Besonderheiten im kirchlichen und pfarrlichen Kontext in den einzelnen Bereichen ausreichend berücksichtigt werden.” Abgerundet wird der Kurs zudem durch regelmäßige Besprechungen der angehenden Verwaltungsvorständ:innen mit Vertreter:innen aus dem Fachbereich Verwaltung in Pfarren, insbesondere der Fachbereichsleitung, um im Kurs auftretende Fragen rasch aufgreifen und beantworten zu können.
Da der Großteil der Verwaltungsvorständ:innen zuvor im nicht-kirchlichen Bereich tätig waren, blicken sie mit einem - noch - externen Blick auf ihr neues Wirkungsfeld. Umso spannender ist es, danach zu fragen, was sie in an dieser neuen Herausforderung gereizt hat und was sie in ihrer neuen Tätigkeit beschäftigt. Im Modul “Pastoraltheologische Fragen im Zusammenwirken von Verwaltung und Pastoral” gemeinsam mit Mag.a Monika Heilmann der Leiterin des Bereichs Pfarre & Gemeinschaft gab es die Möglichkeit zur Reflexion.
“Hier geht eine neue Art von Kirche an”
Als Grund für den Wechsel in die Diözese nannten die Verwaltungsvorständ:innen das neue Strukturmodell der Diözese. “Die Strukturreform war alternativlos, gleichzeitig steht und fällt in den neuen Pfarren alles mit dem Seelsorgeteam, das hat mich gereizt, denn ich hatte das Gefühl, hier geht eine neue Art von Kirche an”, so einer der Teilnehmer.
Die Verwaltungsvorständ:innen waren sich einig darin, die Chance gesehen zu haben, in ihrer neuen Funktion mitgestalten und ein Teil von etwas Neuem sein zu können. “Wir können probieren und schauen, wo es hingeht”, so der Grundtenor.
Bereichsleiterin Monika Heilmann, die die Strukturreform mit Blick auf die Kirchengeschichte als eine Jahrhundertreform bezeichnete, betonte die zentrale Rolle der Verwaltungsvorständ:innen im neuen Modell: “Der Diözesanleitung ist durchaus bewusst, dass diese Struktur ohne euch nicht möglich ist. Generell ist sie so gebaut, dass jeder jeden braucht. Es geht um das sowohl als auch.”
Aha-Effekte
Bereits in den ersten Wochen ihrer Tätigkeit stellte sich bei einigen Verwaltungsvorständ:innen ein “Aha”- oder auch “Wow-Effekt” ein. Etwa mit Blick auf das große Leistungsspektrum der Ehrenamtlichen in unserer Diözese: “Das nimmt man erst durch den Blick von Innen wahr – auch wenn man schaut, was die Pfarrsekretärinnen alles tun.”
Ein anderer beschrieb sein persönliches Highlight aus dem Modul mit Prof. Franz Gruber, der deutlich machte, dass 2/3 der Kirchenbeitragszahler:innen selbst keine Angebote der Diözese in Anspruch nehmen: “Das sind quasi Sympathisant:innen und damit ein großes Potential das wir haben! Seitdem ich das gehört habe, sehe ich auch das Grüß Gott Magazin in einem anderen Licht.”
Von einer Irritation, die sich in einen “Aha-Effekt” wandelte erzählt eine Verwaltungsvorständin: “Jeden Tag trafen sich die Kolleg:innen um 9:00 in meinem Büro auf einen Cafe. Beim ersten Mal war ich irritiert, dann musste ich feststellen, dass das täglich passiert. Schließlich habe ich genau dieses Procedere schätzen gelernt, denn diese Cafegespräche ersparen einem alle möglichen Teambuildingmaßnahmen, die es oft in anderen Unternehmen gibt.”
Herausforderungen im Spannungsfeld von Verwaltung und Pastoral
Aber die Verwaltungsvorständ:innen sind auch bereits auf erste Herausforderungen gestoßen. So stellt sich etwa in der Zusammenarbeit mit den Seelsorger:innen die Frage: “ Wie weit sollen wir, als Wirtschaftsleute, uns auf die pastoralen Fragestellungen einlassen, ohne unsere Kompetenzen zu überschreiten.” Im Gespräch entwickelte sich dazu bereits ein Ansatz: “Es geht wohl darum, wichtige pastorale Themen zu kennen und zu verstehen. Unsere Aufgabe ist es, den Nährboden für die pastorale Arbeit zu bereiten und wir müssen wissen, wovon die Rede ist.”
Monika Heilmann ergänzte: “Wir sind alle Christ:innen und dürfen zu theologischen bzw. pastoralen Themen eine Meinung haben, auch wenn wir eine andere Profession haben. Denn, das betrifft ja die Mehrheit der Kirchenmitglieder. Die meisten arbeiten etwas anderes, aber haben dennoch das Recht auf eine Meinung zu kirchlichen und pastoralen Themen.”
Erstes Anliegen: Dienlich sein
Wichtig ist den Verwaltungsvorständ:innen, dass die hauptamtlichen Seelsorger:innen, sowie die Seelsorgeteams spüren, dass sie ein Mehrwert sind. “Insofern müssen wir uns immer die Frage stellen, wie wir dienlich sein können”, so einer der Teilnehmer.
Dabei ist den Vorständ:innen die Etablierung einer Fehlerkultur, sowie Vernetzung und Teambuilding wichtig: “Wir müssen gut aufeinander schauen! Auch in der Gruppe im Kurs. Jede:r hat so seine und ihre Problemchen, da ist es gut, wenn man merkt, dass es auch den anderen so geht.” Aber auch innerhalb des Pfarrvorstandes ist es den Teilnehmer:innen wichtig, als Einheit wahrgenommen zu werden: “Die Außenwirkung muss sein: Wir tragen das zu dritt!”
Benefit der neuen Verwalter:innen
Dabei ist den Verwaltungsvorständ:innen in den ersten Wochen ihrer Tätigkeit bereits aufgefallen, dass einige Dinge im pfarrlichen Kontext nicht klar benannt werden, sei es im Wirtschaftsrat oder in anderen Gremien. “Manchmal traut man sich nicht heikle Themen, wie Personalfragen oder Bauliches, anzusprechen. Da fehlt die Konfliktfreude.” Aber genau da könnte der Benefit der neuen Verwaltungsverantwortlichen sein: “Der:die Verwaltungsvorständ:in kann das Denken und die Türen öffnen, indem er oder sie gleich fundierte Antworten geben kann, was möglich ist und was nicht.” Dabei merken die Verwalter:innen bereits nach kurzer Zeit, dass die Seelsorgeteams aufatmen und merken: Da hört uns jemand von der Verwaltung zu. Aber auch von den Seelsorger:innen haben die Verwaltungsvorständ:innen bereits positive Resonanz erhalten. “Auch die sind oft froh um unser Knowhow”, so der Eindruck.
Kirche als Arbeitgeber:
Und wie bewerten die neuen Mitarbeiter:innen ihren Arbeitgeber? “Die Wertschätzung in der Diözese ist sehr hoch im Vergleich zu anderen Firmen und auch die Bezahlung ist gut, insbesondere mit Blick auf den ländlichen Bereich”, da sind sich die Verwaltungsvorständ:innen einig. “Wir sind ein gutes Unternehmen und ein guter Arbeitgeber!”