Diözesankunstpreis 2025
Überreicht wurde der Förderpreis von Dr. Johann Hintermaier, Bischofsvikar für Bildung, Kunst und Kultur der Diözese Linz, dem die Kunst ein besonderes Anliegen ist: „Kunst ist ein Schlüssel, der Zugang zur Vielschichtigkeit der Welt öffnen kann. Die Auseinandersetzung mit Kunst stachelt an, immer tiefer zu blicken und tiefer in sich blicken zu lassen.“
v.l.n.r. Rektorin Brigitte Hütter, Maria Reitter-Kollmann (Obfrau DKV), Preisträgerin Daniela Gutmann, Bischofsviikar Johann Hintermaier; Foto: Mark Sengstbratl
Seit der Initiierung im Jahr 1996 zeichnet der Förderpreis Abschlussarbeiten an der renommierten Kunstuniversität Linz aus, die nicht nur durch ihre herausragende künstlerische Qualität, sondern auch durch ihre ethische, soziale oder religiöse Relevanz überzeugen. Die sozial-ethische Komponente der Masterarbeit von Daniela Gutmann liegt darin, dass sie traditionelle Blick- und Rollenverhältnisse hinterfragt und alternative, inklusive Perspektiven wie den female oder queer gaze zugänglich macht und das in außergewöhnlich künstlerischer Exzellenz sowie innovativen Ansätzen.
Daniela Gutmann
ON THE GESTURE OF THE GAZE.
Eine Untersuchung über den Blick als körperlich-performative Praxis im Rahmen der filmischen Werkserie „on the gesture of the gaze“.
(Studienrichtung Bildende Kunst: Plastische Konzeption, Keramik)
„Wie können klassische Rollen- und Blickverhältnisse aufgelöst werden?” und „Wessen Blick ist es, wenn man einen Film betrachtet bzw. macht?“ „Wie wird (Körper-) Bewegung und/oder Kamera zu Blick, zu Film und weiters zu Sprache?“
Das Medium Film ist in der heutigen Zeit allgegenwärtig und prägt maßgeblich unsere Wahrnehmung und unser Verständnis von Wirklichkeit. Es beeinflusst, wie wir Menschen, Gesellschaften und Ereignisse sehen und interpretieren. Daher ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Medium unerlässlich, um zu hinterfragen, wie unser Blick gelenkt wird, welche Perspektiven privilegiert oder marginalisiert werden und welche Machtstrukturen sich darin widerspiegeln.
Die Masterarbeit hinterfragt traditionelle Blick- und Rollenverhältnisse und macht alternative, inklusive Perspektiven wie den female oder queer gaze zugänglich. Die Arbeit fragt: Wer schaut? Wer wird gesehen? Und wie kann der Blick selbst zum Gegenstand performativer Forschung werden? Daniela Gutmann setzt sich für eine bewusste Reflexion darüber ein, wer beim Betrachten und Machen von Filmen sichtbar wird und wer nicht, sowie für die Dekonstruktion normativer Sehgewohnheiten. Ihr Werk basiert auf einer experimentellen, körpernahen Methode, bei der das Medium Film als Werkzeug des Widerstands genutzt wird, um dominante Blickregime zu dekonstruieren und neue Ausdrucksformen zu erproben. Der Körper dient dabei als Ausgangspunkt für Gestik, Bewegung und Präsenz, während Film als offenes, kollaboratives Feld verstanden wird, in dem Rollenbilder, Machtstrukturen und Repräsentation neu verhandelt werden. Durch die Analyse der Materialität des Sehens, des Verhältnisses zwischen Technik und Körper sowie der Veränderung von Kameraarbeit aus queer-feministischer Sicht fördert Daniela Gutmann eine inklusive, respektvolle und kritische Auseinandersetzung mit Repräsentation und Wahrnehmung im filmischen Kontext. Damit trägt sie zur Sensibilisierung für Diversität und Gleichberechtigung in der visuellen Kultur bei.
Im Rahmen der Präsentation im bb15 – Raum für Gegenwartskunst vom 17. bis 21. Juni 2025 hat Daniela Gutmann eine differenzierte und ausgeklügelte Ausstellung gezeigt, die das Medium Film in vielfältigen Präsentationsformen erfahrbar macht und dessen Vielseitigkeit sowie seine Bedeutung in der zeitgenössischen Kunst reflektiert.
Daniela Gutmann, MA, geboren 1991, lebt und arbeitet in Linz, 2020 - 2025 Masterstudium „Plastische Konzeptionen/Keramik“, Kunstuniversität Linz; 2024-2025 Schule Friedl Kubelka für unabhängigen Film, Wien; 2022-2023 Institute of Dance Arts, Bruckneruniversität Linz; 2020 Intermedia and Sculpture, Academy of Fine Arts Gdansk, Polen; 2018 SNDO (School for New Dance Development) Intensive Course, Amsterdamse Hoogeschool voor de Kunsten, NL; 2017-2020 Bachelorstudium Plastische Konzeptionen/Keramik, Kunstuniversität Linz; Zahlreiche Ausstellungen in Österreich und Taiwan.
Die Vergabe des Diözesanen Kunstpreises ist auch in diesem Jahr mit einer Ausstellung der ausgezeichneten Arbeiten verbunden, die einen faszinierenden Einblick in das kreative Kunstschaffen der jungen Talente bietet. Die Eröffnung der Ausstellung mit den Werken der Preisträger:innen der letzten drei Jahre findet am 24. September 2025 um 19 Uhr in der Ursulinenkirche in Linz statt.