Mittwoch 24. April 2024
Linz 2009 - Kulturhauptstadt Europas

SONUS LOCI – Neue Musik für sakrale Räume

In zwölf Linzer Kirchen und Sakralräumen finden Konzerte und konzertähnliche Aufführungen wie Klanginstallationen statt. Sie sind gleichzeitig Teil einer Gesamtkomposition.

Mit dem Musikprojekt SONUS LOCI (lat. sonus, Klang; locus, Ort) verwirklicht der Komponist und Klangkünstler Klaus Hollinetz einen langgehegten Traum: Möglichst viele Linzer Kirchenräume elektroakustisch und live zu bespielen, Musik zu schaffen, deren zeitliche und räumliche Aus¬maße das Gewohnte sprengen und einen musikalischen Bogen anhand der Parameter Raum und Zeit mit all ihren vielfältigen Aspekten zu spannen.

Mit SONUS LOCI geht Hollinetz bewusst einen kompromisslosen Weg. Die einzelnen Konzerte unterziehen sich einer größtmöglichen Reduktion - Einfachheit und Klarheit bilden dabei den Grundrahmen, in dem Licht das einzige zusätzliche Gestaltungsmittel ist. 

SONUS LOCI ist ein überkonfessionelles Kunstprojekt, in dessen Zentrum der respektvolle Umgang mit den Glaubensgemeinschaften und ihren Positionen steht.

Klaus Hollinetz gab für SONUS LOCI als musikalischen Rahmen eine elektronische Live-Raum-Komposition vor. Dabei bringen Ensembles und MusikerInnen, die sich vorwiegend mit neuer, experimenteller Musik auseinandersetzen, Improvisationen und Kompositionen, die zuvor gemeinsam mit Hollinetz für die jeweiligen Orte entwickelt worden sind, in die Konzertserie ein. 

Jedes Konzert der SONUS LOCI Reihe funktioniert als eigenständiger Programmpunkt und bildet gemeinsam mit den weiteren Performances eine Gesamtkomposition. Am Abend von SONUS LOCI AETHERIS findet das Projekt seinen Höhepunkt in einem ort- und raumübergreifenden Hörerlebnis.

 

SONUS LOCI – Neue Musik für sakrale Räume 
V.l.n.r.: Christoph Freilinger (City Pastoral Diözese Linz), Klaus Hollinetz (Idee, Konzept und Komposition SONUS LOCI), Peter Androsch (Konzeption Musik Linz09) (Foto: Linz09)

 

 

Kirchen- und Sakralräume als Aufführungsorte


Kirchenräume als Aufführungsorte bringen für SONUS LOCI zwei zentrale Aspekte mit sich: Einerseits die Hinwendung zu spirituellen Fragen und andererseits die vielfältigen Bedeutungsebenen, die aus der Wechselwirkung dieser Orte mit ihren jeweiligen lokalen und sozialen Umgebungen entstehen.

Die meisten Kirchen stehen der Öffentlichkeit als Orte des Rückzugs und der Einkehr zur Verfügung. Die dort geltenden Regeln, Konventionen sowie Tabus werden von den BesucherInnen respektiert und eingehalten. Beim Betreten von spirituellen Versammlungsräumen besteht eine feierliche Erwartungshaltung. Die Menschen halten inne, um zu lauschen und können Musik in all ihren dynamischen und spektralen Facetten bewusster wahrnehmen.

Kirchenräume haben eine charakteristische Akustik, zudem verfügt jede Kirche über ihre einzigartigen individuellen Eigenschaften als Klangraum. Klänge scheinen aufzusteigen, füllen den Kirchenraum aus oder verlieren sich in der Architektur. Der Zuhörer fühlt sich vom Klang eingehüllt, unmittelbar von der Musik betroffen oder berührt.

Dr. Christoph Freilinger, Citypastoral der Diözese Linz, charakterisierte die Kirchenräume als Inseln des Alltags: „Über eine Schwelle tritt man in die Besonderheit des Raumes. Heute haben viele Menschen Sehnsucht nach diesen besonderen Räumen und besuchen die Kirchen auch während des Tages.“ Durch Licht, Material aber auch durch Klang könne ein Kirchenraum erschlossen werden. Kirchenräume sind „gebaute Spiritualität“, so Freilinger, die die Fragen des Menschen thematisieren: „Woher komme ich, wohin bin ich unterwegs? Sie bergen auch das Geschenk der Gegenwart – da sein können ohne Leistung und Zwang.“ Durch die Erschließung des Raumes mit Klängen und Musik können bei dem Projekt SONUS LOCI diese sakralen Räume neu entdeckt werden.

 

Klaus Hollinetz


Klaus Hollinetz wurde 1959 geboren und lebt und arbeitet in Traun. Seit 2000 ist er Lehrbeauftragter am Institut für Elektronische Musik und Akustik an der Universität Graz. Klaus Hollinetz wurde durch zahlreiche Veröffentlichungen, Aufführungen, Installationen, Workshops und Radiosendungen in Europa, Amerika und Afrika bekannt.


Idee / Konzept / Mitwirkende


Idee / Konzept / Komposition // Klaus Hollinetz
Mitwirkende // Petra Wurz, Elisabeth Haselberger, Franz Hautzinger, Didi Bruckmayr, Werner Puntigam, Ali Angerer, Cordula Bösze, Wolfgang Fuchs, Raimund Vogtenhuber, Robert Pockfuß, Bernhard Höchtel, Martin Flotzinger, Sina Verena Heiss, Gerhard Daurer, Roman Gerold, Richard Eigner, Margarete Jungen, Karen Schlimp, Seçil Koparer, Günther Gessert, Norbert Trawöger, Irene Kepl, Franziska Fleischanderl, Didi Hollinetz, Manon-Liu Winter, Jamilla Balint, Marcus Huemer, Walther Soyka, Petra Stump, Heinz-Peter Linshalm, Markus Bless
Produktionsassistenz // Katharina Gerstmayr
Technische Leitung // Joschi Viteka – SUV

SONUS LOCI ist ein Projekt von Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas in Kooperation mit der Diözese Linz und Radio FRO.

 

Aufführungen
 

Mittwoch, 9. September 2009, 20.00 Uhr
SONUS LOCI I  Überschreibungen der Zeit / Rewriting Time
Martinskirche Linz
Römerstraße 1, 4020 Linz

Wie durch Schichten der Zeit klingt die Musik aus der Vergangenheit herüber, und ebenso gibt das Bauwerk eine Ahnung von vergangenen Epochen: Fernes Mittelalter, das bis ins Heute durchscheint. Ähnlich einem Palimpsest (eine antike Manuskriptseite, die beschrieben, durch Schaben oder Waschen gereinigt und danach neu beschrieben wurde) liegt hinter jeder Schicht eine noch ältere Grund- und Unterlage für weitere Überschreibungen.
Musik: DUO RECORDRONIK (Petra Wurz und Elisabeth Haselberger / Blockflöten) und Klaus Hollinetz (Electronics)


Mittwoch, 16. September 2009, 20.00 Uhr
SONUS LOCI II  Ordnung des Imaginären / Order Of The Imaginary
Kirche St. Theresia Linz-Keferfeld
Losensteinerstraße 6, 4020 Linz

Befreit von allem Zierrat präsentiert sich der Raum in seiner puren Gestalt – eine moderne Form, die gleichzeitig eine alte ist. Beton und Stein als eine riesige Muschel, in der das Rauschen, das in ihrem Inneren hörbar wird, eine Verdichtung aller bekannten Klänge zu umfassen scheint.
Musik: Franz Hautzinger (Trompete) / Didi Bruckmayr (Stimme) / Klaus Hollinetz (Electronics) 


Donnerstag, 24. September 2009, 20.00 Uhr
SONUS LOCI III  Der Große Raum / Grand Space
Mariendom Linz
Herrenstraße 26, 4020 Linz

Mächtige Wogen durchziehen den Raum, dessen Wände sich aufzulösen scheinen und Platz machen für einen unsichtbaren Horizont und unauslotbare Tiefe. Obwohl das Bauwerk fest am Grund steht, öffnet es sich doch zu den Sternen, macht Platz für ein noch weiträumigeres Gebilde, Wohnstatt und Zuflucht „im Geviert des Großen Bären" (Arthur Rimbaud). 
Musik: Werner Puntigam (Posaune, Conch Shell) / Ali Angerer (Tuba, Conch Shell) / Klaus Hollinetz (Electronics)


Mittwoch, 30. September 2009, 20.00 Uhr 
SONUS LOCI IV  Der Gedanken Raum / Room For Thoughts
Ursulinenkirche Linz
Landstraße 31, 4020 Linz

So wie die Musik zwischen den Klängen nicht aufhört zu existieren, so hört auch das Denken nicht inmitten von Einfällen und Markierungen des Geistes auf. Vielleicht bildet sogar dieser Zwischenraum die eigentliche Musik, im Klingen des Raums, im Kaleidoskop der Gedanken.
Musik: Cordula Bösze (Flöten) / Wolfgang Fuchs (Turntables) / Klaus Hollinetz (Electronics)


Mittwoch, 14. Oktober 2009, 20.00 Uhr 
SONUS LOCI AETHERIS 

Radioübertragung auf RADIO FRO - 105 MHz, 20.00 bis 21.00 Uhr. 
Komposition, Electronics und Radio-Klangregie: Klaus Hollinetz
 
Spielraum / Playground – Room To Move 
Kirche St. Markus Linz-Urfahr
Gründbergstraße 2, 4040 Linz


Spielerisch den Klängen Raum geben, eine Musik im Austausch mit den Menschen und der Welt. Jedes Spiel folgt einer Regel, einer selbstgewählten Vereinbarung, an die sich alle Beteiligten halten. Unmittelbarkeit und Begegnung, Offenheit und Abgrenzung – dem gemeinsamen Spiel kann sich niemand entziehen. Zusammen mit den MusikerInnen kann das Publikum an dieser Aufführung teilnehmen!
Musik: NU ELECTRONIC ENSEMBLE – Raimund Vogtenhuber (Electronics, Leitung) / Robert Pockfuß (E-Gitarre) / Bernhard Höchtel (Keyboards) / Martin Flotzinger (Schlagzeug) / Sina Verena Heiss (Stimme).

Im Kraftraum / In The Power-Room  
Kirche Marcel Callo Linz-Auwiesen
Schörgenhubstraße 39, 4030 Linz


Eine alte Maschinenhalle im neuen Gewand einer modernen Kirche (die Kirche Marcel Callo befindet sich im Gebäude der ehemaligen Linzer Tuchfabrik), und doch scheint es, als ob noch einmal die Klänge der Maschinen ertönen – als Erinnerungen, vielleicht auch als Träume. Oft schöpfen die Menschen Kraft aus der Transformation.
Musik: RITORNELL – Gerhard Daurer (Electronics) / Roman Gerold (Electronics, Orgel) / Richard Eigner (Percussion, Kalimba, Ride Cymbal)

Nachklang der Worte / Resonance Of Words 
Martin-Luther-Kirche Linz
Johann-Konrad-Vogel-Straße 2a, 4020 Linz


Sprechen und Denken – das, was uns als Menschen wohl auch ausmacht. Einige der Bibeltexte, die schon im Eingangsbereich der Kirche zu lesen sind, beginnen zu tönen, sich zu drehen und leichtfüßig zu werden, lassen so im Nachklang neue Bedeutungen erkennen. Im Wort steckt ja auch der Ort: So spricht, singt, spielt und klingt es – Sprechen, Denken und Lachen.
Musik: Margarete Jungen (Stimme) / Karen Schlimp (Klavier, Orgel)

Raum der Erinnerung / Memory Room  
Synagoge Linz
Bethlehemstraße 26, 4020 Linz


Der kleine Raum, ein Zufluchts- und Rückzugsort. Reflexionen über den Umgang mit der Wertigkeit des Menschen damals und heute, über die Verbundenheit mit seinesgleichen. Erinnerung an die Kindheit, an unbeschwerte Zeiten von Liebe und Glück und an die Trauer, an unwiederbringlich Verlorenes, bitter Erlebtes. 
Musik: Seçil Koparer (Baglama, Stimme) / Günther Gessert (Theremin, Saz, Electronics)

Die Stadt und das Land / Town And Countryside  
Stadtpfarrkirche Linz 
Pfarrplatz 4, 4020 Linz


Eine Bewegung, ein Austausch von Menschen und Dingen, zwischen dem ländlichen und städtischen Raum, findet Ausdruck im Spiel, das den Spuren folgt, wie mit den Fingern auf einer Landkarte, die Gassen und Wege entlang.
Musik: TRAWEEG ENSEMBLE – Norbert Trawöger (Flöten) / Irene Kepl (Violine) / Franziska Fleischanderl (Hackbrett) / Didi Hollinetz (Kontrabass)

Im Verborgenen / In Secret  
Kirche St. Magdalena Linz-Urfahr
Magdalenastraße 60, 4020 Linz


Zwischen den Tönen finden sich noch immer weitere Töne, die aus dem Verborgenen ans Tageslicht geholt werden. Verstärkt, verdichtet und transformiert werden sie hörbar und lassen doch wieder neue Sprünge offen. Aber sind es nicht die Winkel, die geheimen Zuflüchte, wo wir unsere Gedanken sammeln, die Orte, wo die Keime sich verstecken, aus denen etwas Großes sprießen kann?
Musik: Manon-Liu Winter (Klavichord) / Jamilla Balint (Electronics) 

Im unendlichen Raum / In Infinite Space 
Mariendom Linz
Herrenstraße 26, 4020 Linz 


Unauslotbar ist der Raum in uns selbst, in den wir hineinhören. So scheint es, als ob die beiden Räume – der Raum der Innerlichkeit und der Raum der Welt – nur durch ihre Unermesslichkeit in Einklang gebracht werden. „…Durch alle Wesen reicht der eine Raum, Weltinnenraum …" (Rainer Maria Rilke) 
Musik: Werner Puntigam (Posaune, Conch Shell) / Marcus Huemer (Kontrabass)

Im stillen Raum / In A Silent Room 
Kirche St. Theresia Linz-Keferfeld
Losensteinerstraße 6, 4020 Linz


Stille ist eingekehrt im großen ovalen Raum, der sich wie die Bahn der Sterne um die Instrumente krümmt. Eine sanft klingende Stille, mit einem leisen Ausschwingen in das, was vielleicht „die Stille der Welt vor Bach" (Lars Gustafsson) war.
Musik: Cordula Bösze (Flöten, Theremin) / Walther Soyka (Harmonika)

Im Gehen / Walking  
Ursulinenkirche Linz
Landstraße 31, 4020 Linz


„Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung wechseln können" (Francis Picabia), und unsere Füße sind frei dorthin zu gehen, wohin diese sie hinführen. So entfalten sich die Gedanken während wir im Raum gehen: Einmal weit, einmal eng aneinander, Spannung entsteht zwischen den Polen des Geistes.
Musik: DUO STUMP-LINSHALM – Petra Stump, Heinz-Peter Linshalm (Bassklarinetten)

 Ufer der Zeit / Temporal Shorelines 
Martinskirche Linz
Römerstraße 1, 4020 Linz


Die Schichtungen der Zeit hinter sich lassend, hebt der Klang ab zu neuen Ufern. Vielleicht sind es die Ufer der Zeit, vielleicht ferne Welten, wer kann das wissen? „…Wenn Newton wirklich gemeint hat, die Zeit sei ein Strom wie die Themse, wo ist dann der Ursprung der Zeit und in welches Meer mündet sie endlich ein? Jeder Strom ist, wie wir wissen, notwendig zu beiden Seiten begrenzt. Was aber wären, so gesehen, die Ufer der Zeit?" (W. G. Sebald)
Musik: Markus Bless (Gitarren, Electronics)

Linz 2009 - Kulturhauptstadt Europas
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Diözese Linz

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