8. Juni: 7. Regionaltreffen mit Bischof Manfred in Steyr
Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen begleiteten Bischof Manfred Scheuer rund 40 Personen auf der Wanderung von der Wallfahrtskirche Christkindl ins Dominikanerhaus Steyr. Für den Bischof war dieses Regionaltreffen auch so etwas wie ein Heimkehren zu einer früheren Wirkungsstätte. Nach seiner Priesterweihe war Scheuer bis 1985 als Seelsorger in Steyr-Tabor tätig.
Vor dem ersten Teil im Treffpunkt-Dominikanerhaus gab es eine kleine Stärkung, ehe sich die vier Dekanate im Rahmen der sogenannten „erweiterten Pastoralkonferenz“ vorstellten. Mit dabei waren Dechanten, Priester, Diakone, PastoralassistentInnen, PfarrassistentInnen, MitarbeiterInnen aus der kategorialen Seelsorge (JugendleiterInnen, Betriebs-, Krankenhaus-, AltenheimseelsorgerInnen etc.), MitarbeiterInnen der RegionalCaritas und Ordensvertreter.
Spürbare Lebendigkeit
Das Dekanat Steyr wurde von Pfarrassistent Stefan Grandy und Dekanats-Pastoralassistentin Anita Aigner vorgestellt und umfasst 19 Pfarren. In sechs der Pfarren wird das Leitungsmodell Pfarrmoderator mit PfarrassistentIn gelebt. In einer Pfarre ist das Leitungsmodell Seelsorgeteam gerade in Vorbereitung. Neben den Pfarren gibt es im Dekanat Steyr auch 17 Seelsorgestellen, wie Krankenhaus-, Altenheim- und Gefangenenseelsorge, überpfarrliche Stellen in der Jugendarbeit, Caritas-Stellen, Treffpunkt Mensch und Arbeit, Familienberatungsstellen, Kirche in der City, Treffpunkt Dominikanerhaus und eine Kirchenbeitragsstelle.
Im Jahr 2013 startete ein Dekanatsprozess auf der Grundlage von „Kirche im Territorium“ und den pastoralen Leitlinien, der sehr viel in Bewegung brachte. Seit einiger Zeit gibt es auch ein regionales Ausbildungsprojekt für Wortgottesfeier-Leiter und -Leiterinnen. In den nächsten beiden Jahren wird es eine Projektanstellung für das Luther-Jahr geben, um die Nähe zu den evangelischen Mitchristen zu vertiefen. In Steyr-Tabor wurde auch das Pilotprojekt einer Pfarrverwaltung installiert, also einer gebündelten Verwaltung über Pfarrgrenzen hinweg.
Das Dekanat Enns-Lorch wurde von Dekanatsassistent Franz Landerl präsentiert. Es besteht aus 10 Pfarren am süd-östlichen Rand von Linz und hat sehr viele Zuzugsgemeinden. Im Dekanat liegen auch das Stift St. Florian und das Franziskanerkloster in Enns. Drei Pfarren leben das Leitungsmodell Pfarrmoderator mit PfarrassistentIn und in einer Pfarre gibt es das Modell Pfarrprovisor mit Seelsorgeteam. Seit 2015 gibt es im Dekanat eigene Wortgottesdienst-LeiterInnen-Ausbildungskurse.
Das Dekanat Weyer wurde von Dekanatsassistent Karl Karrer vorgestellt. Es besteht aus 9 Pfarren entlang der Enns an der Grenze zur Steiermark. 2014 wurde ein Dekanatsprozess begonnen. Unter dem Titel „Kirche im Aufbruch“ wurden die Eckpunkte „wagen“, „werden“ und „wirken“ herausgearbeitet. „Wir wagen es, andere zu motivieren. Auf Querdenker zu hören und anderen mehr zuzutrauen“, so einige Überlegungen zum Schlagwort „wagen“.
Im Dekanat gibt es eine Dekanatsjugendleiterin und eine RegionalCaritas-Stelle. Highlights aus den Pfarren sind etwa in Laussa eine spezielle Firmvorbereitung. Unter dem Motto „Halt finden“ wurde diese gemeinsam mit dem Alpenverein im Klettergebiet durchgeführt. Ein besonderer Besuchermagnet sind die Bergmessen am Pfingstmontag am Gschoad. Bei Schönwetter nehmen daran bis zu 1.000 Personen teil, die Hälfte davon sind keine regelmäßigen Kirchgänger.
Das Dekanat Molln wurde von Regionaldiakon Carlo Neuhuber vorgestellt. Es ist eines der kleinsten Dekanate in Oberösterreich, umfasst 6 Pfarren und liegt an der Steyr. Bereits in den 90er-Jahren wurde im Dekanat begonnen das Modell der Seelsorgeteams zu entwickeln. Im Jahr 2000 erfolgte dann der offizielle Startschuss und nun arbeiten 5 Seelsorgeteams im Dekanat Molln.
Es gibt Lebens- und Glaubensseminare sowohl auf Dekanats- als auch auf Pfarrebene, großes Engagement in der Rumänien- und Flüchtlingshilfe und die Aktion „Grünes Geld“ mit (fast) zinslosen Krediten.
Bereits im Jahr 1996 wurde der Verein „Ökumenische Initiative“ gegründet, der unter anderem Robinsonwochen veranstaltet. In den letzten Jahren besonders wichtig wurde die Aktion „Weggemeinschaft“, ein absichtsloses Hinausgehen zu den Menschen mit dem Ziel zuzuhören.
Ich bin da, ich gehe mit dir
Ab 17 Uhr stießen Mitglieder des sogenannten „erweiterten Dekanatsrats“ zum Begegnungsnachmittag dazu: Pfarrgemeinderats-Obleute, Mitglieder von Seelsorgeteams, VertreterInnen der Katholischen Aktion, ReligionslehrerInnen, LeiterInnen von Caritas-Kindergärten etc.
Den Auftakt zu diesem Teil des Nachmittags bildete ein Impulsreferat von Bischof Scheuer zum Thema „Barmherzigkeit verändert die Welt“.
Impulsreferat von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen
Im Anschluss reagierten vier Vertreterinnen aus den Dekanaten mit ihren Erfahrungen zum Thema Barmherzigkeit. Katharina Brandstetter (Jugendleiterin im Dekanat Steyr), Regina Nagler (Vertreterin des Dekanats Weyer im Pastoralrat), Elisabeth Porsch (Religionslehrerin in der Neuen Mittelschule in Sierning) und Brigitte Kirchweger (Pfarre Frauenstein).
Katharina Brandstetter meinte: „Das Wort Barmherzigkeit ist vielleicht schwierig, aber das dahinter Stehende ist von zentraler Bedeutung für Jugendliche“. Spürbar wurde dies für Brandstetter zum Beispiel beim Blasius-Segen in Christkindl. Sie lud Jugendliche dazu ein und verteilte Gutscheine für einen Krankenbesuch, falls es notwendig wäre. Viele Jugendliche machten davon Gebrauch und forderten die Gutscheine regelrecht ein. „Kranke besuchen“ und „füreinander da sein“, das sind Grundhaltungen in der Jugendarbeit und werden hier ganz konkret.
Regina Nagler erzählte dann aus ihrem Dekanat, wo Barmherzigkeit spürbar wird. Für Nagler vor allem in den Grundhaltungen von „ich hör dir zu“, „ich besuche dich“ und „ich gehe ein Stück mit dir“. In der Caritas-Arbeit, bei den Besuchen im Krankenhaus, Altenheimen oder bei allein stehenden Menschen wird dies gut spürbar. Ganz wesentlich ist dabei auch die Notfallseelsorge.
Elisabeth Porsch sieht die Werke der Barmherzigkeit im Lehrplan des Religionsunterrichts gut verankert. „Religionsunterricht ist Lernort für das Zuhören und das wertschätzende Reden.“ Weiters wird das Teilen von Talenten eingeübt.
Sehr berührend und persönlich erzählte dann Brigitte Kirchweger ihre Erlebnisse mit Barmherzigkeit. Als sie als Landwirtin und Mutter von fünf Kindern nach dem Suizid ihres Mannes plötzlich auf sich alleine gestellt war. „Gott schickte mir Menschen. Menschen die mich durchgetragen haben, die mir halt gegeben haben. Menschen die gesagt haben: ‚ich bin da, ich gehe mit dir‘. Es gab Zusagen für uns zu beten und viele offene Türen für mich und meine Kinder“. Heute kann Brigitte Kirchweger ihr Leben wieder mit Dankbarkeit genießen.
Im Anschluss gab es die Möglichkeit, Fragen an Bischof Manfred Scheuer, Brigitte Gruber-Aichberger, Leiterin der Pastoralen Berufe und Martin Füreder, Leiter der Abteilung Priester der Personalstelle der Diözese, zu richten. Daraus entwickelte sich ein lebendiger und offener Dialog mit den haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen.
Den Abschluss des Treffens bildeten ein gut besuchter, gemeinsamer Gottesdienst in der Marienkirche und eine anschließende Agape im stimmungsvollen Innenhof des Dominikanerhauses.