Liebe Grüße aus Kathmandu!
Trude Humer, Vorsitzende des Arbeitskreises Familienfasttag, und Monika Weilguni, Referentin für Entwicklungspolitik im kfb-Büro, sind derzeit in Nepal und besuchen dort Projekte, die aus Spendengeldern der Aktion Familienfasttag unterstützt werden.
Monika Weilguni meldet sich mit einem E-Mail aus Kathmandu:
Ungefähr eine Woche unserer Reise ist nun schon vorbei.
In den ersten Tagen in Kathmandu erlebten wir viele herzliche Begegnungen, u.a. mit unseren Projektpartnerinnen Draupadi und Menuka.
Ihre Arbeit mit den jungen Frauen und Mädchen ist beeindruckend. Vor allem das Wiedersehen mit Menuka war für Trude und mich etwas ganz Besonderes.
Menuka hat uns im Touristenviertel Thamel an jene Orte geführt, wo die von ihr (und uns) unterstützten Frauen der Sexarbeit nachgehen oder nachgegangen sind.
Es war beklemmend, und an diesem Abend war ich sehr froh, den ganzen Schmutz des Tages in der Dusche abwaschen zu können.
Mit Draupadi sind wir in einen der Slums von Kathmandu gegangen. Dort haben wir eine der Frauen getroffen, die auch am Plakat der nächsten Aktion drauf sein wird.
Ich war nicht das erste Mal in einem Slum, trotzdem schnürte es mir beim Durchgehen die Kehle zu. Hera Tapa, die Frau am Plakat, hat mit einer bewundernswerten Ausstrahlung von ihrer Arbeit, ihren Sorgen und von ihren Träumen erzählt.
Bei all den Frauen und Mädchen, die uns an ihrem Leben und ihrem Schicksal teilhaben lassen, ist eine bemerkenswerte Ausstrahlung spürbar. Sie drücken aus, wie sehr sie durch die Arbeit in den Projekten gestärkt wurden. Ihre Kraft und ihr Wille, das Leben positiv zu gestalten, sind ansteckend.
Dann waren wir drei Tage in den Bergen in Charikot. Nach einem anstrengenden Tag im Jeep konnten wir am nächsten Morgen die Bergkette der 8000er bewundern. Dann kam - was die Straße betrifft - noch einmal eine Steigerung. Zwei Stunden lang fuhren wir auf schmalen Wegen mit Schlaglöchern, Kurven und Abgründen links und rechts hinauf in die Berge in unsere abgelegenen Projektdörfer. Die Landschaft war wunderschön! Oben angekommen wurden wir von rund 100 Frauen - alle in rote Festgewänder gekleidet - empfangen. Ein Fest wurde für uns ausgerichtet. In kleinen Gruppen geteilt besuchten wir die Landwirtschaftsprojekte unserer Partnerorganisation RRN. Ich war in der Gruppe der "Bergziegen" und konnte an diesem Tag eine Hühnerbäuerin, zwei Chilli-Bäuerinnen, eine Kiwi-Farm, eine Kardamon-Bäuerin und eine von uns unterstützte Gesundheitsstation kennen lernen. Alle erzählten bereitwillig, wie sie - speziell in der Zeit nach dem Erdbeben - durch die kfb bzw. RRN ihr Leben meistern können. Beim Zuhören und Anschauen habe ich sehr viel Dankbarkeit der Frauen und Männer gespürt, ich selber bin sehr demütig dabei geworden.
Zwischen den Besuchen gibt es immer wieder Zeit für Reflexion und für theoretische Auseinandersetzung mit der Arbeit der kfb und mit unserem Besuch hier.
Wir fragen uns, was Verteilungsgerechtigkeit bedeutet, wer oder wodurch sich Armut definiert und welche Aufgaben beim Staat liegen und wo die Entwicklungszusammenarbeit ansetzen muss / kann / soll.
Andrea Kadensky vom Projektbüro in Wien, die unsere Reise perfekt begleitet, holt uns von diesen theoretischen Ausflügen immer wieder ins hier und jetzt zurück und ermuntert uns, uns auf die Menschen mit Hand, Herz und Hirn einzulassen. Ich bin für ihre Hinweise sehr dankbar. Ich mag es, mitten unter den Frauen zu sitzen, sie zu spüren, zu riechen, ihnen zuzulächeln und mit ihnen ohne Worte zu kommunizieren.
Heute sind wir wieder nach Kathmandu zurückgekehrt und ich erlebe die Stadt, die ich in den ersten Tagen als laut, schmutzig und anstrengend erlebt habe, im Vergleich zur armen Bergregion als Luxus. Auch den Luxus des warmen Wassers genieße ich.
Morgen fliegen wir in den Süd-Westen, wo wir ein weiteres Projekt besuchen werden und dann einen Tag Auszeit mit einer Wanderung im Nationalpark genießen können.