Sei gut zu dir, wir brauchen dich!

"Wer ist der wertvollste Mensch für dich?" Mit dieser Frage regte Margit Schmidinger, ehrenamtliche Vorsitzende der kfb oö und Impulsgeberin des Tages, die Teilnehmerinnen zum Nachdenken an. "Der wertvollste Mensch für dich bist du selber", lautet die Antwort.
Schnell wird der Egoismus-Vorwurf laut, wenn jemand gut auf die eigenen Bedürfnisse achtet. Gerade Frauen sind vielfach so sozialisiert, dass sie selbstverständlich für andere da sind und oft bei sich selber zurückstecken.
Ein Blick in die Regeln zum Verhalten in Krisensituationen bringt die Erkenntnis, dass es zB bei einem Sauerstoffabfall in einem Flugzeug überlebensnotwendig ist, sich zuerst selbst mit einer Sauerstoffmaske zu versorgen, um sich dann gut um andere, schwächere Personen kümmern zu können. "Wenn es mir gut geht, geht es auch anderen gut", lautet die Schlussfolgerung von Margit Schmidinger.
Selbstfürsorge bedeutet nicht, dass man die Fürsorge für andere aufgibt. Vielmehr heißt es, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. "Gott hat mir mein Leben geschenkt", so Schmidinger, "und dafür bin ich verantwortlich".
In ihren Ausführungen bezog sie sich auf die Forschungsergebnisse von Kristin Neff, Universitätsprofessorin in Austin, Texas. Sie hat erkannt, dass Menschen, die sich mit ihren Schwächen versöhnen, ein gutes Handwerkszeug für ein entspanntes und glückliches Leben haben.
Es geht nicht darum, perfekt zu werden, um den eigenen Selbstwert zu steigern.
Selbstmitgefühl entwickelt sich in drei Schritten:
- Durch Freundlichkeit uns selbst und unseren Schwächen gegenüber.
- Durch das Bewusstsein, dass wir alle im selben Boot sitzen und miteinander verbunden sind.
- Durch Achtsamkeit.
Das Dreifach-Gebot der Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe ist für Christinnen der grundsätzliche Leitgedanke für die Gestaltung des eigenen Lebens. Nur wenn alle drei Säulen im Gleichgewicht sind, kann sich das Leben entfalten.
Die Auseinandersetzung mit Selbstfürsorge bringt nicht nur Menschen ganz persönlich weiter, sondern trägt auch zur Entwicklung der Gesellschaft bei.
Die innere Kritikerin führt mit abwertenden Glaubenssätzen oft dazu, sich selbst kleinzumachen. Schmidinger ermutigte die anwesenden Frauen dazu, achtsam und freundlich zu sich selbst zu sein und die kritische innere Stimme zu hinterfragen. Sie regte dazu an, positive Glaubenssätze in das eigene Leben zu integrieren, zB "Du bist gut genug", "Du bist wertvoll", oder "Du kannst das".
"Du bist das Kostbarste, was Gott dir geschenkt hat", gab sie den Teilnehmerinnen abschließend mit.
Der Nachmittag bot Gelegenheit, sich in Workshops vertiefend mit dem Thema zu beschäftigen. Am Ende des Impulstages feierte Veronika Kitzmüller, Geistliche Assistentin der kfb, eine bestärkende Liturgie mit den kfb-Frauen.