"Liebe deine Stadt"

Von 8. bis 9. März 2018 trafen sich in Linz 30 VertreterInnen der citypastoralen Einrichtungen Österreichs. Unter dem Leitmotiv "Liebe deine Stadt" des Aktions- und Konzeptkünstlers Merlin Bauer bot die Jahrestagung spirituelle, theologische und soziologische Impulse mit dem Ziel, die eigene Stadt aufmerksamer wahrzunehmen und mit neuen Augen zu sehen.

Die Auseinandersetzung mit der biblischen Lehrerzählung im Buch Jona lud zu einem Perspektivenwechsel ein. So unübersichtlich die Aufgabe für Jona in der Stadt, so weit und herausfordernd der Weg ins Unbekannte auch sein mag, sind und bleiben die Menschen - gerade auch in der Stadt Ninive - jene, denen Gott ohne Wenn und Aber zugewandt bleibt.

Beim gemeinsamen Abendessen ermutigte Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl die Anwesenden in Analogie zu dem Film "Hidden Figures" (2017) sich im wichtigen Beitrag der Citypastoral zur Seelsorge der Ortskirchen etwas zuzutrauen, auch wenn Manches an neuen Wegen experimentell und ungewohnt ist, beharrlich dran zu bleiben, selbst wenn vieles dagegen spricht und darauf zu vertrauen, dass sich Investitionen in eine noch nicht absehbare Zukunft lohnen.

Superintendent Gerold Lehner, evangelische Kirche A.B. in Oberösterreich, griff den zweifachen Auftrag an Kirche in der Stadt von Margit Eckholt, Osnabrück, auf und erweiterte ihn: Die Kirche möge die Stadt zur "Bekehrung" aufrufen, indem sie die Stimme erhebt und initiativ wird, wo die Stadt auf Kosten der an den Rand Gedrängten lebt. Gleichermaßen möge sich die Kirche ihrerseits zur Stadt bekehren und erste Hörerin ihres Rufes zur Umkehr sein. Dafür ist es erforderlich, dass sich die Kirche mit den Polaritäten und Ambivalenzen von Stadt auseinandersetzt, sind es doch sowohl elementare Hoffnungen bis hin zu Utopien und Überforderungen, die mit jenem wofür Stadt steht, in Verbindung gebracht werden: das Versprechen von zahllosen Möglichkeiten und vielfältigen Lebensentwürfen, die Sehnsucht, etwas "Besseres" miteinander aufzubauen und dass es gerade auch dort gelingen möge, wo das Unvereinbare so dicht nebeneinander besteht. Abschließend verwies Lehner auf die Bedeutung von Religion in der Stadt, geht es in der Stadt doch bei Weitem nicht nur um bloßes Überleben, sondern wesentlich auch um Sinnfindung. Dazu können religiöse Perspektiven einen wesentlichen Beitrag leisten, allerdings nur, wenn deren Kommunikation auf Augenhöhe stattfinde.

Bereits für das "Stadt erkunden" in vier Workshops am Nachmittag sei die Haltung einer Kommunikation auf Augenhöhe gefragt, erläuterte Monika Udeani, Referentin für Citypastoral der Diözese Linz, im Vorfeld. "Wenn wir Stadt erkunden, sind wir neugierig, wie unsere Mitmenschen in der Stadt leben, weil sie ihre Perspektiven auf Stadt und andere Lebenserfahrungen haben, weil sie eigene Ideen haben, was es für ein gutes Leben für alle Menschen und die gesamte Schöpfung braucht, weil sie selbst Initiativen setzen, an denen es sich für Kirche anzuknüpfen lohnte, weil sie Fähigkeiten und Wissen ins sich bergen oder bereits einsetzen, die uns auf unsere eigenen Fähigkeiten und Einsichten verweisen ..." Wesentlich sei der Aspekt des sich Überraschen-Lassens, um im Stadt-Erkunden tatsächlich Neues entdecken zu können. Die Workshops boten dafür Gelegenheit: Im Gespräch mit PassantInnen an der Landstraße zur Frage "Was macht meine Stadt l(i)ebenswert?", mit KleinunternehmerInnen in der Innenstadt zu ihrem Mut, mehr zu wollen und entsprechende Initiativen zu setzen, im Wirken-Lassen des Kirchenraumes der Ursulinenkirche aus unterschiedlichen Perspektiven und im gezielten Begehen der Linzer Innenstadt und Beobachten dessen, was sich hier so tut und bewegt.

Der Kehrvers "Ich wünsch' dir tiefen Frieden, du Stadt in der wir leben, dass du Heimat bist den Menschen, die da kommen, geh'n und sind" begleitete die Teilnehmenden durch die Tagung und zurück in ihre Städte und citypastoralen Einrichtungen.

Monika Udeani, Referentin für Citypastoral der Diözese Linz