Stadtspaziergang mit Superintendent Gerold Lehner
Ein gutes Beispiel für möglich Veränderung ist der Martin-Luther-Platz, den Superintendent Lehner auf Bitte der Veranstalter als charakteristischen Ort für die Stadt ausgewählt hatte.
Heute prägen viel Beton und Stein den Platz. In der Mitte befindet sich ein großer Fahrradabstellplatz. Es gibt keine einladenden Orte zum Verweilen. Die großen Bäume, die im Sommer Schatten gespendet haben, wurden entfernt und durch ein paar sehr kleine ersetzt. Freilich ist da ein Cafe, doch dort herrscht Konsumzwang. So ist an diesem Platz zum einen das kommerzielle Interesse sichtbar. Zum anderen zeigt sich auf dem Platz die Angst der StadtplanerInnen. Weil man "Randgruppen" keine Bleibe bieten wolle, wurden Sitzgelegenheiten entfernt. Lehner ist überzeugt: "Mit ein paar kleinen Interventionen auf diesem Platz könnte er zu einem Ort werden, auf dem sich viele Menschen wohlfühlen können."
Symptomatisch findet Lehner auch, dass der kleine, feine Park am südwestlichen Ende des Platzes kaum bekannt und von außen kaum erkennbar sei.
Mit den TeilnehmerInnen ging es dann zu Fuß in den Linzer Mariendom. Diesen Ort hatte Lehner ausgewählt, weil er für ihn für die Zukunft der Stadt steht. Kirchen und andere Gotteshäuser sind öffentlich zugängliche Orte, die einen ganz anderen Charakter als der Rest der Stadt hätte. Hier findet man Ruhe und Spiritualität. Man muss nicht an Gott oder an eine bestimmte Religion glauben, um die ganz andere Atmosphäre dieses Raumes zu spüren. Lehner bedauert, dass in vielen Städten diese spirituell geprägten Räume bei der Stadtentwicklung nicht mitgedacht werden. Gerade in unserer so geschäftigen Welt brauche es Orte des Innehaltens und Zur-Ruhe-Kommens.
Damit sich die Stadt Linz in eine positive Richtung entwickelt, braucht es öffentliche Räume, die zur Ruhe einladen. Dieses Geschenk können die Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften der Welt machen. Denn Orte der Ruhe und Einkehr können in einer sich beschleunigenden Welt Orientierung geben.