Tag der menschenwürdigen Arbeit
Auf diese nette Art wurde ich am 7. Oktober von Mitarbeiterinnen in zwei Welser Altenheimen begrüßt. Weitere Eindrücke von meinen Begegnungen möchte ich mit euch in Form eines Briefes an mein zukünftiges Ich teilen.
Hallo lieber Markus,
wenn ich mich nicht verrechnet habe, bist du jetzt fast 90 Jahre alt. Warum ich gerade heute einen Brief an dich schreibe? Ganz einfach, heute ist ja der Tag der menschenwürdigen Arbeit und ich war als Betriebsseelsorger mit Obst und Schokolade in Welser Altenheimen unterwegs.
Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich in diesen Stunden alles erlebt habe – oder kannst du dich vielleicht noch daran erinnern?
Falls du mit deinen 90 Jahren auch in einer Pflegeeinrichtung lebst, dann wünsche ich dir, dass du so tolle Menschen rund um dich hast, wie die, die ich heute getroffen habe.
Da war zum Beispiel eine „Schwester“, ich nenne sie hier einfach mal Gudrun. Obwohl ich in Wels ganz neu bin und mich die Leute noch nicht so kennen, hat sie mich sehr herzlich begrüßt. Weißt du, als ich gehört habe, wofür Gudrun so alles zuständig ist, habe ich mich gefragt, wie sie nach über 15 Dienstjahren und ständig neuen Herausforderungen trotz allem noch so viel Freundlichkeit und Geduld aufbringen kann. „Ich habe Glück“, hat sie gemeint. Sie hat ein tolles Team, mit dem sie durch Dick und Dünn geht. Die Kolleginnen können sich (meistens zumindest) alles untereinander ausreden und jede schaut auf die andere.
Einen Wunsch hat sie mir dann noch verraten: Es wäre schön, wenn das Team noch etwas mehr Leute hätte. Dann könnten sie sich zumindest die Arbeiten, die mit Pflege nichts zu tun haben, aber trotzdem gemacht gehören – wie Geschirrabwaschen oder Essen herrichten – besser aufteilen. So würde am Ende des Tages genug Zeit für die Bewohner*innen bleiben.
Gudrun hat auch erzählt, dass manchmal Angehörige das Altenheim mit einem 5 Sterne-Hotel verwechseln. Bist du mit der Pflege zufrieden oder wie viele Sterne würdest du deinem „Heim“ geben?
Könntest du mir einen Gefallen tun? Frag doch bitte mal beim Personal nach, ob sich das mit der Bezahlung inzwischen gebessert hat. Immerhin haben wir uns dafür stark gemacht und sind sogar auf die Straße gegangen.
Also, genieß noch deinen 7. Oktober (Tag der menschenwürdigen Arbeit)
Markus im Jahr 2022