„Dass da Menschen dranhängen, wird nicht bemerkt.“
Für Unternehmen sind ständige Optimierungen und Umstrukturierungen Alltag, Grundlage dafür sind in erster Linie betriebswirtschaftlichen Kennzahlen. Ein Betroffener formuliert es so: „Dass da Menschen dranhängen, wird gar nicht bemerkt!“
Für die MitarbeiterInnen kann all das sehr irritierend und auch verletzend sein. Viele bringen sich ein und wollen sich im Betrieb eine Zukunft aufbauen. Wenn sie nun im Zuge von Umstrukturierungen einfach versetzt werden bzw. hören, sie seien unproduktiv oder unwirtschaftlich, führt das zu Kränkungen und Konflikten. Und im schlimmsten Fall zum Verlust des Arbeitsplatzes. Hier ein aktuelles Beispiel aus Oberösterreich:
Herr G. arbeitet seit 13 Jahren als ausgebildeter Facharbeiter in der Industrieproduktion. Der Betrieb befindet sich in einem laufenden Umstellungsprozess. Kaum ist eine Neuerung integriert, steht schon die nächste Änderung an. Aufgrund seiner Erfahrung und Kompetenz wird Herr G. Anlaufstelle für die Fragen seiner KollegInnen. Das geht soweit, dass sie selbst in der Nachtschicht per WhatsApp um Hilfe bitten. Vorarbeiter delegieren Probleme an ihn, weil sie selbst damit überfordert sind. Nach 3 Jahren kommt der Zusammenbruch. Es folgen Krankenstand, Reha-Maßnahme, Wiedereingliederung. Einer Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 30 Stunden stimmt der Arbeitgeber nicht zu. Herr G. wird gekündigt.
Fürsorgepflichten* wahrnehmen!
Führungskräfte in Unternehmen tragen viel Verantwortung. Wenn sie Konflikte rechtzeitig bearbeiten wollen, sind sie angehalten, Change-Prozesse gut zu begleiten und auf einen wertschätzenden Umgang im Betrieb zu achten.
In den Gesprächen mit den MobbingberaterInnen und BetriebsseelsorgerInnen stehen die betroffenen Menschen im Mittelpunkt. Diese haben oft selbst gute Ideen, was sie zu einem guten Betriebsklima und somit auch zur Lösung von Konflikten beitragen können!
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*) § 3(1) ASchG: … Arbeitgeber haben die zum Schutz des Lebens, der Gesundheit sowie der Integrität und Würde erforderlichen Maßnahmen zu treffen …
Kontakt für Rückfragen:
Michaela Pröstler-Zopf, Leitung Betriebsseelsorge OÖ, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz, michaela.proestler-zopf@dioezese-linz.at, 0676/8776-3644
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