Freitag 19. April 2024
Liturgiebörse

Predigt zu Fronleichnam

Brot im Korb - Zeichen des Alltags. © Roland Lengauer

Leib und Blut Christi - ein anderer Christus werden

Wäre es nicht schön, wenn der Leib Christi so etwas wäre wie eine hochwirksame Tablette, wie eine energiespendende Injektion, und das Blut Christi wie ein Krafttrunk (ein „energy-drink“) für Leib und Seele? – So ein Aufputschmittel, so ein Zaubertrunk, der den Empfänger beflügelt, würde wohl viele Menschen anlocken und unsere Kirchen füllen...
Das hat aber Christus wohl nicht im Sinn gehabt, als er die Eucharistie einsetzte, nämlich ein billiges Medikament für eine Hochstimmung zu verteilen. Es muss also wohl etwas besseres und nützlicheres sein – der Leib und das Blut des Herrn.

Kommunion will – so denke ich – nicht bloß die Körperzellen auf Schwung bringen, sondern vielmehr dem ganzen Menschen bewusst machen: DU BIST JETZT LEIB CHRISTI! Darum sagt der Kommunionspender auch zu jedem: Der Leib Christi!
Das bedeutet: Wenn du willst, nimmt Gott jetzt deine Geschicke in die Hand! Kommunion ist nicht eine automatisch wirkende Spritze, sie ist mit einem Willensakt verbunden und möchte uns zu einem anderen Christus machen.
Voriges Jahr um diese Zeit wurde Kardinal Tódea in Rumänien begraben. Während seiner 31-jährigen Haft (davon etwa die Hälfte in einer Einzelzelle) wurde er einmal in ein anderes Gefängnis überstellt. Im Eisenbahnabteil begannen seine Bewacher, ihre Jausenbrote herauszuholen und Wein zu trinken. Tódea dachte: Mein Gott – Brot und Wein – wie viele Jahre schon konnte ich keine Messe mehr feiern...Und er bat die Soldaten, ihm ein kleines Stückerl Brot zu schenken und einen Schluck Wein. Nach anfänglichem Zögern willigten sie ein. – Später hat Kardinal Tódea gesagt, dies sei die intensivste Eucharistiefeier seines Lebens gewesen in jenem Waggon, die ihm ungeheure Kraft für seine Zukunft gegeben habe.

Eine 2. Konsequenz beim Empfang der Eucharistie ist die Verbindung untereinander: Kommunionempfänger werden Kumpane. Das lateinische Wort cum heißt „mit“ und pane bedeutet „Brot“. Wir sind also die, die gemeinsam das Brot essen. Das Gegenteil davon sind die Eigenbrötler. Wer keine Tischgemeinschaft sucht, wer sein Leben nicht teilen will, ist ein Eigenbrötler.
Heute am Fronleichnamstag zeigen die Christen öffentlich durch die Prozession auf den Straßen, dass es uns um das Miteinander geht, und dass die Eigenbrötlerei am Sinn des Lebens vorbeigeht.

Ein 3. Gedanke zu diesem Fest: der Apostel Paulus sagt zu seinen Gemeinden: IHR seid der LEIB CHRISTI! Unter den Christen ist es aber wohl auch so wie beim menschlichen Körper: der größte Teil unseres Leibes ist bedeckt mit Kleidung, das Gesicht und die Hände sind normalerweise unbekleidet. Viele Mitglieder der christl. Gemeinschaft halten sich bedeckt, treten nicht in Erscheinung. WIR sind das Gesicht der Kirche, die wir uns öffentlich dazu bekennen (und heute auch auf die Straße gehen). Zeigen wir mutig und auch mit Stolz, dass wir der Leib Christi in unserer Zeit sein wollen!

18.06.2003, Pfr. P. Arno Jungreithmair

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