Mittwoch 24. April 2024
Liturgiebörse

Danken, weil uns so vieles geschenkt wurde / Erntedank

Unsplash / pixabay / cc0

Bausteine für die Gestaltung eines Erntedankgottesdienst

Gebete

- Gütiger Gott, wir feiern ein Fest der Freude und des Dankes - Erntedank.
Wir danken dir für alle Gaben, die wir im vergangenen Jahr durch deine Fürsorge erhalten haben: die Gaben der Natur, unsere eigenen Gaben und Talente, die Zuwendung anderer Menschen und alles, was uns leben lässt. Wir bitten dich: Mach uns sehend für die Fülle dieser Gaben, damit wir sie mit jenen Menschen teilen, denen sie fehlen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Freund, Bruder und Herrn.


- Guter Gott, der du uns immer wieder reich beschenkst!
Wir danken dir dafür, dass uns in diesem Jahr viel gelungen ist und vieles geschenkt wurde. Du hast unsere Mühen mit deinem Segen begleitet. Sei auch im kommenden Jahr mit uns und lass uns den Blick füreinander nicht verlieren, damit wir miteinander an einer gerechteren Welt bauen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Freund, Bruder und Herrn.

Lesung: 2 Kor 9,6-11a
In seiner Macht kann Gott alle Gaben über euch ausschütten, so dass euch allezeit in allem alles Nötige ausreichend zur Verfügung steht und ihr noch genug habt, um allen Gutes zu tun ...

Evangelium: Lk 16, 19-31 Das Beispiel vom reichen Mann und vom armen Lazarus

Fürbitten
Dich, Gott, unseren Vater, bitten wir:

1. Für alle Menschen, denen Notwendiges zum Leben fehlt: Schenk ihnen Hoffnung durch die Begegnung mit Menschen, die ihnen helfen.
2. Für alle Menschen, die in Angst leben oder sich von der Zukunft nichts Gutes erwarten: Schenk ihnen Mut und Kraft, damit sie die Fülle des Lebens erfahren können.
3. Für alle Menschen, die dein Evangelium verkünden: Schenk ihnen Freude bei ihrem Tun und lass sie Erfolge sehen.
4. Für uns selbst: Schenk uns einen neuen Blick für den Reichtum deiner Gaben und stärke in uns die Haltung von Dankbarkeit und Solidarität.

Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Dankmeditation 
nach dem Sprechen eines jeden Satzes: Apfel in Korb legen

1. Ich bringe einen kleinen Apfel.
Ich danke für alles Alltägliche und Normale in unserem Leben, für das, was wir so oft selbstverständlich nehmen: Essen und Trinken, Wohnung, Gesundheit, dass wir arbeiten oder in die Schule gehen können.

2. Ich bringe einen schönen großen, guten Apfel.
Ich danke für alles Schöne in meinem Leben: die Landschaft, Freizeit, Urlaub, Spiel und Spaß, Freunde, Eltern, Geschwister, Kunstwerke, die Musik, Bücher, Bildung ...

3. Mein Apfel ist nicht mehr ganz schön, ein bisschen faulig ...
Ich sage danke für alles Schwere, das wir bewältigt haben, für gelöste Probleme, geschlichteten Streit, für die Fähigkeit, das Beste aus etwas zu machen ... Danke für die Menschen, die sich in unserem Land und weltweit für Gerechtigkeit, soziale Sicherheit, Freiheit einsetzen.

4. Ich habe keinen Apfel.
Ich danke für alles, was unaufgefordert, unbezahlt, unerwartet geschieht: Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit ... und dafür, dass Menschen immer wieder sich einsetzen ohne Dank und trotz Rückschlägen.

5. Ich betreue den Baum, von dem diese Äpfel stammen.
Und ich sage danke für die Menschen in dieser Pfarre, besonders für die vielen verschiedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Pfarrgemeinde.

Predigt
Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!
Im Pfarrhofgarten steht ein Apfelbaum, der noch nie so viele Äpfel getragen hat wie heuer. Allerdings hat der Baum die Eigenart, alle abfallen zu lassen - kurz, bevor sie reif werden.
Als ich am 31. August vom Urlaub heimgekommen bin, sind ca. 10 kg Äpfel unter dem Baum im Gras gelegen. Ich hab sie aufgeklaubt und sortiert: von 10 Äpfeln waren ca. 2 schön und gut. 2 waren faulig und kamen auf den Kompost. 6 Äpfel waren halb-halb, zum Ausschneiden und Verarbeiten: Kuchen, Strudel, Kompott, Apfelmus. Ich hab mich aber über jeden einzelnen gefreut.
Meine Äpfel schmecken richtig gut.
Nicht nur, weil es meine sind. Sie sind für mich die besten Äpfel der Welt, und ich schaue andere gar nicht an, sie existieren nicht für mich.
Das, was gerade da ist, was es gerade gibt, ist für mich das Beste der Welt.

Warum haben wir, wann habt ihr, Kinder, das zum letzten Mal erlebt, so gespürt? ...

Es ist leider so, dass dieses Bewusstsein oft verloren gegangen ist.
Wir sehen nicht mehr, was so selbstverständlich vor unserer Nase liegt. Wir schätzen nicht, was uns jeden Tag begegnet. Es kommt uns wertlos oder doch ziemlich unwichtig vor. Und wir schauen auf das, was wir nicht haben. Gerade das wollen wir haben.
Wir können zu jeder Zeit fast alles haben, billig und in bester Qualität: Erdbeeren das ganze Jahr über, Känguruhfleisch aus Australien im Angebot, Frühlingsgemüse im Winter, Faschingskrapfen im Sommer, ...
Wahrscheinlich fällt jedem von uns da selber noch etwas ein ...
Wir wollen modische Kleidung zur jeweils aktuellen Saison und möglichst wenig Geld dafür aus-geben ...
Und die Wirtschaft kommt uns entgegen, arbeitet für uns, transportiert die Milch nach Wien oder Schärding, transportiert uns dann das Joghurt und den Topfen zurück in jeden Supermarkt; Milch kommt aus Bayern via Hamburg nach Braunau ...
Könnten nicht genauso viele Menschen Arbeit haben, wenn die Produkte näher am Ursprungsort verarbeitet und verkauft würden? ... Der Umwelt und dem Energieverbrauch täte es gut ...
Der Profit ist leider oft das Wichtigste, ja zum Maßstab alles anderen geworden, Neid und Sam-meltrieb des Menschen fördern einander gegenseitig.
Diese Haltung, wo es in erster Linie um steigende Gewinne geht, nimmt auf andere Menschen kaum Rücksicht. Der andere wird wahrgenommen als Produktionsmittel und Arbeitskraft oder Konsument.
Wir sind eingespannt in Arbeit und Alltag und Freizeit und Kaufen und sehen das Leben vor unserer Tür nicht mehr. Wir jammern über mangelnde Zuwächse und sehen jene nicht, die tatsächlich arm und in Not sind.

Der Reiche im Evangelium war kein schlechter, böser Mensch. Er hat den Armen bloß nicht wahrgenommen. Er ist abgeschirmt. Lässt sich in seiner Ruhe nicht stören.
Jetzt feiern wir Erntedank.
Erntedank ist nach alttestamentlichem Verständnis das Fest der Fülle.
Es geht darum, von der Fülle her zu denken: Voller Stolz auf Meines, Unseres zu schauen.
Dankbar zu sein. Zu staunen, was alles gewachsen und geworden und gelungen ist. Das Gewöhnliche und Gewohnte in seiner Schönheit sehen.
Wer das Gefühl hat, reich zu sein, wer dankbar ist, gönnt Gutes auch den anderen. Wer weiß, dass Gott immer wieder und immer neu schenkt, kann selber schenken und teilen, weil er nicht an den Augenblick gebunden ist. Er hält nicht das für der Weisheit letzten Schluss, was er jetzt und hier besitzen kann.
In der deutschen Zeitung "Die Zeit" stand ein Artikel "Die Verantwortung der Reichen"; über deut-sche Milliardäre. Alle Interviewten fühlten sich reich beschenkt und vom Glück begünstigt: Höchstens 50 % Arbeit und Anstrengung, alles andere war Glück. Und sie haben das Bedürfnis, weiterzugeben, Soziale Einrichtungen zu fördern, Kunst, Kultur, Stipendien auszuschreiben ...

Höchstens 50 % Arbeit und Anstrengung ... überprüfen wir, ob nicht in unserem Leben es auch in etwa so hinkommt ...?
Wo herrscht Fülle in Ihrem Leben?
Wo herrscht Fülle in unserer Pfarre?
3 sorgfältig vorbereitete Gottesdienste pro Wochenende.
5 WortgottesdienstleiterInnen.
4 Personen mit abgeschlossenem Theologiestudium.
3 Religionslehrerinnen.
3 Männer, die handwerklich alles können.
7 Fachausschüsse.
3 Computerfreaks.
1 leidenschaftlicher Rechner und Buchhalter.
150 ehrenamtliche MitarbeiterInnen
4 Ministranten statt 2 vor einem Jahr.
14 Pfarrgemeinderäte.
2 Flohmärkte im Jahr.
Das Glaubensseminar.
Ein Frauenchor.
3 Organisten.
8 Gitarristen.
2 Mesnerinnen.
Über 400 Katholiken mehr als vor 5 Jahren leben in unserer Pfarre.
Die neu gestaltete Kirche und Kapelle.

Eine Anregung, damit uns für uns privat und persönlich auch etwas einfällt: Gesundheit. Mehr oder weniger. Beziehungen, Familie, Wohnung, Haus, Garten, Freunde, Arbeit, Hobby, der letzte oder nächste Urlaub, genug zu essen, Heizung, ...Kleidung ... unsere Fähigkeiten und Talente, ein politisch sicheres, stabiles Land, Demokratie, Freiheit, Wohlstand ...?
Ist das nichts?
Richten wir doch unseren Blick darauf!
Freuen wir uns, seien wir dankbare Menschen, offen für neues und für die anderen, die aus der Fülle Gottes heraus, vor seinem Angesicht, leben!

07.09.2005, Pfarre Baunau St. Franziskus, Pfarrassistentin Mag. Dagmar Ruhm

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