Freitag 29. März 2024
Liturgiebörse

Predigt: Warum? / Begräbnis

Tränen

Predigt bei der Beerdigung einer Neunzehnjährigen

Begräbnis Stefanie K., November 2007 (gestorben im 20.Lebensjahr)

Lesung: Jes 43, 1und 3: Fürchte dich nicht ... ich bin dein Retter
 

Evangelium: Lk 24, 13-35 Emmaus

Ähnlich wie den Emmausjüngern in ihrer dunklen Phase geht es wahrscheinlich uns allen, so dass wir sagen müssen:
Und das soll alles gewesen sein?!
Liebe trauernde Angehörige, Verwandte, Nachbarn, Schulkolleginnen und Lehrkräfte, liebe Freunde und Freundinnen von Stefanie, Schwestern und Brüder!
Am Beginn der Messe haben wir vom Leben der Stefanie gehört und den Brief ihres Freundes Robert geschenkt bekommen.
Mehrmals habe ich in den vergangenen Tagen mit Menschen gesprochen, die ganz und gar nicht so einfach JA sagen konnten zum Tod von Stefanie – allzu früh, warum jetzt, warum in dieser Weise? Und sogar die Frage nach Gott wurde behängt mit dem Vorwurf: und das soll Gerechtigkeit sein?
Ja, es stimmt auch wirklich.
Wo steht denn geschrieben, dass wir zu allem Ja und Amen sagen müssen? Wer kann es uns Menschen denn verdenken, wenn wir uns gegen das Unbegreifliche auflehnen?
Der Tod ist der grausame Feind des Lebens, zumindest eines so jungen Lebens. Auf Schritt und Tritt folgt er uns, und man entdeckt ihn erst, wenn es schon zu spät ist.
Gott hat alles geschaffen, so bekennen wir, nicht aber den endgültigen Tod. Der ist wahrhaftig kein Schöpfergedanke. Der Tod, so heißt es, kam durch die Auflehnung des Menschen gegen Gott in die Welt. Und das allein ist die einzig vernünftige Erklärung für seine Grausamkeit des Todes.
Die Auflehnung gegen Gott entfremdet uns letztlich auch unserem Gott.
Gott will und liebt aber das Leben, nicht allein für sich, sondern gerade für uns Menschen. So hat er das Liebste der Vergänglichkeit unterworfen, er wurde in Jesus unser Bruder, damit wir durch ihn, den Gott mit uns, das Leben wieder zurückgewinnen können, damit wir nicht im Tod die Liebe endgültig verlieren.

Das Leben der jungen Steffi, wo ist es geblieben, wohin hat sie es ausgehaucht?
Nicht in die Erde, die sie im Grab bedecken wird,
nicht in das Nichts, das heute so manche Menschen dem Himmel vorziehen,
nicht in die Erklärung, wir lebten als irgendetwas in irgendetwas weiter.
Zum Sterben hat sich Steffi in die Hand dessen gelegt, der sie in der Taufe zu seinem Kind gemacht hat, in die Hand des liebenden Vaters, ganz nahe seinem Herzen, an das er alle Menschen ziehen möchte.
Wir haben dies auch miteinander in den Abschiedssakramenten der Salbung und der Eucharistie gefeiert.
Und im letzten Augenblick, im ersten Augenblick ihres neuen, nunmehr unvergänglichen Lebens, hat sie das menschenfreundliche Angesicht Gottes gesehen.
Im Heiligen Geist, den sie in der Firmung bekam, wurde aus ihrer Ahnung, was Liebe denn nun wirklich ist, Gewissheit.
Die zutiefst menschliche Sehnsucht nach Geborgenheit, nach dem Aufgehoben und Eingebettetsein in die Liebe, hat sich für Steffi am Allerseelentag am Abend erfüllt.
Viel zu früh, sagen wir, die wir um sie trauern. Aber Steffi weiß jetzt, dass es für sie die richtige Stunde war.

Unglaublich und unvorstellbar für uns, die wir manchmal in den Tag hineinleben, als sei diese Welt bereits die Erfüllung unserer Hoffnung.
Wer kann denn heute noch Kindern und Jugendlichen,
Erwachsenen und Alten die Augen für das Wesentliche unseres Lebens öffnen?
Man verschließt sie ihnen mit den Wertlosigkeiten dieser Welt,
macht ihre Ohren taub mit dem Schrei nach Nichtigkeiten.
Währenddessen bluten ihre Herzen nach Sinnerfüllung,
und niemand ist mehr da, der sie in ihrem Schmerz wirksam begleiten und trösten könnte.

Ich möchte nicht davon reden, was Steffi vielleicht erspart geblieben ist,
sondern davon, was sie im Tod gewonnen hat.
Und das ist die Liebe Gottes, aus der die Liebe ihrer Eltern geboren ist, die Liebe der Geschwister, Freunde und Freundinnen und aller Menschen guten Willens.

Wir betten ihren toten Leib zur letzten Ruhe,
sie aber lebt in der Freude unseres Herrn.
Wir trauern um sie, aber nicht wie Menschen,
die nicht an unsere Zukunft bei Gott glauben.
Wir nehmen Abschied von ihr,
sie aber erwartet uns dort,
wo unsere bleibende Heimat ist, im Himmel.
Wir beten für sie, und Steffi spricht nun selbst mit Gott,
von Angesicht zu Angesicht, vielleicht mit folgenden Worten:
"Jetzt erkenne ich dich, wie du wirklich bist.
Alles, was ich in meinem kurzen Leben über dich gehört habe, sehe ich erfüllt.
Bei dir bin ich geborgen,
in deiner Liebe lebe und atme ich.
Mit deiner Liebe hast du alles zugedeckt, was nicht in Ordnung war.
Nach dir habe ich gesucht, Herr,
und du lässt mich bei dir finden, was ich in der Welt zurücklassen musste, die Liebe.
Sieh in die Augen der Menschen, die mich geliebt haben. Trockne ihre Tränen,
heile ihren Schmerz und führe uns wieder zusammen,
am Ende der Tage,
im Augenblick unseres gemeinsamen Neubeginns in deinem Reich."
Amen.

12.11.2007, Pfr. Rudolf Wolfsberger, Hartkichen

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