Mittwoch 24. April 2024
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Hochzeitpredigten: Mensch, ich hab dich gern // Ebenbürtig

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Predigt zu: Kol 3,9b-17; Mt 7,24-27 und die zweite Predigt zu: Gen 2, 18-24 ;Mk 10,5-9

Liebe Sonja, lieber Jens! Liebe Hochzeitsgäste!
Mensch, du, ich hab dich gern – wie kann man dieses Wort zum Ausdruck bringen?

Da gibt es die Form eines Briefes – im Brief spielen Worte eine große Rolle.
Man überlegt das und jenes, und schließlich kommt das geeignete Wort, das die innere Verbundenheit zum Ausdruck bringen soll.

Eine andere Form ist die Umarmung: da spürt man direkt und unmittelbar, wie gern man sich hat. Jemanden in die Arme schließen bedeutet ja – ihn spüren lassen: du hast bei mir ein gutes Zuhause.

Und dann die vielen Zeichen der Zuneigung – das beginnt beim
Sich einander zuneigen,
anschauen,
Zärtlichkeiten austauschen,
einen Kuss geben,
miteinander schweigen…

Aber was sag ich Euch – ihr habt ja verschiedene Facetten dieses Wortes „Mensch, du, ich hab dich gern“ ja kennen gelernt.
Und heute sagt ihr in einer sehr dichten Ausdrucksform:
Schaut uns an, wir trauen uns.
Von da kommt ja das Wort „TRAUUNG“.
* Ihr traut euch über einen gemeinsamen Weg.
* Ihr traut euch, Freude und Leid MITEINANDER zu teilen und zu tragen bis ans Ende eurer Tage.
* Ihr traut euch, euer Lebenshaus auf festen Grund zu bauen.

Was ist euer fester Grund?
Ich darf nochmals in Erinnerung rufen, was wir von Jesus im Evangelium gehört haben: Wer meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein Mensch, der sein Haus auf Fels baute.
Das Kommen Gottes in Jesus zeigt an, was Gott im Sinn hat.
„Ihr sollt einander lieben, wie ich euch geliebt habe.
Und – es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben einsetzt und hingibt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch aufgetragen habe.“

Diese Liebe zueinander beschreibt Paulus im Kolosserbrief in einer seiner so genannten Haustafeln.
Bekleidet euch – das heißt schlüpft in die Haut hinein – und zieht an
Güte, Demut, Milde, Geduld.
Das alles und noch vieles mehr macht dieses versöhnte Miteinander aus.
Und mitten drin im menschlichen Miteinander steht er als der Dritte im Bund.
Er bindet Euch in Eurer Offenheit zusammen zu EINEM Leib, wie es Paulus ausdrückt.

Die Ehe als Bund Gottes unter den Menschen – wirklich ein heiliges und Heil bringendes Zeichen: so wirkt Gott an allen Menschen: und ihr beide dürft dies zeigen.

Deshalb danken wir Euch für den Mut, Gott Raum zu geben in Eurem Leben.
Möge Eure Ehe leuchten und andere Menschen ermutigen zu einem Mit- und Füreinander.

Die Welt braucht, weil es eben auch viel an Scheitern gibt,
ermutigende Menschen wie Euch beide.
Dann können auch jene aufatmen,
deren Ehe zerbrochen ist,
dann können auch jene sich aufrichten,
die den Kopf hängen haben lassen:
weil dieser Gott einer ist,
der nicht nur an hohen Tagen – an Hoch-zeits-tagen – wie heute,
sondern auch an den dunklen Tagen spüren lässt:
Ich bin bei euch alle Tage. Amen.
 

Pfr. Rudi Wolfsberger, Hartkirchen, 2008 09


Predigt zu: Gen 2, 18-24 und Mk 10, 5-9

Ihr versprecht einander viel: Liebe, Treue, Vertrauen - das ganze Leben lang.
Das klingt so ähnlich wie in der Geschichte von dem jungen Mann, der einen Kaufladen betritt - hinter der Theke steht ein Engel als Verkäufer: der junge Mann möchte gern: Gerechtigkeit für alle, und dass alle Arbeit haben, und er möchte Vertrauen laufen und Liebe und noch vieles, was das Leben lebenswert macht, fertig verpackt will er alles kaufen und mitnehmen.
Er bekommt die Antwort: mein lieber Herr, wir verkaufen keine Früchte, keine Ernte, wir verkaufen nur den Samen.

Lieber Thomas, liebe Martina! Was ihr einander versprecht, vor Gott und unserer Glaubensgemeinschaft, klingt nach Früchten, nach Ernte. Und doch ist es "nur" das Samenkorn: Liebe, Treue, Vertrauen brauchen gute Erde, guten Boden,
Licht und Wärme,
Wasser und gute Atmosphäre, damit wachsen kann und sich entfalten, was mit viel gutem Willen eingepflanzt wurde.

Ein Weg beginnt mit dieser heiligen Feier. Ihr zeigt an und sagen: Schaut uns an, wir TRAUEN UNS auf diesen Weg.
Wir trauen uns,
-    dem Wort Gottes Raum zu geben,
-    Wir trauen der Liebe, die das Größte ist;
-    Wir trauen uns, voll Vertrauen aufeinander zuzugehen und miteinander das Leben zu gestalten.

Eure Sichtweise von Ehe habt ihr markiert mit der Wahl der Lesungen: Gott schenkt sich dem Menschen, der Mensch – als Mann und als Frau – sind Bilder und Wohnorte Gottes. Und die Menschen sind aufeinander angelegt, einander zugetan.
Deshalb – so sagt Jesus, werden Mann und Frau eins werden und nicht länger zwei voneinander getrennte Menschen. Und Gott bindet die Menschen zusammen: die Liebe, die Achtung, noch besser die gegenseitige Hoch-achtung ist das Band, das zusammenhält und trägt und dauerhaft sein will.

Ihr unterstreicht den Weg, den ihr gehen wollt, mit verschiedenen Zeichen:
-    es ist das Licht der Kerze, das für Euch zum Zeichen des liebenden Gottes wird, der mit Euch ist.
-    Es sind die Ringe, die ausdrücken  wollen: die Liebe hört niemals auf.
-    Es ist das Brot des Lebens, das Ihr teilt: ER eint Euch und uns alle, und doch bleibt jeder eine Eigenpersönlichkeit.

Spannend verläuft der Weg - und es braucht Zeit - Ihr habt Zeit, zu entfalten, was vor geraumer Zeit in Euch zu wachsen begonnen hat:
Ein Weg des Miteinander und Füreinander,
ein Weg mit Gott, dessen Segen Euch begleiten soll - ein ganzes Leben lang.

Euer Jawort, das wir in wenigen Minuten hören werden, mag viel bedeuten und zum Ausdruck bringen, wie ich in einem Segensgebet folgende Worte der Deutung gefunden habe:

Euer Ja soll heißen, dass ihr einander tiefer entdeckt, ohne den anderen verändern zu wollen, und dass ihr euch selbst finden lasst.
Euer Ja soll heißen, dass ihr den gleichen Weg geht, unabhängig davon, wie er aussehen wird, dass der Schnellere auf den Langsameren wartet, dass der Stärkere den Schwächeren stützt.
Euer Ja soll euch den Weg zueinander öffnen in den Augenblicken der Einsamkeit und des Schmerzes, und es soll Euch Mut geben zur Versöhnung.
Euer Ja soll euch helfen eine Familie, zu bauen, in der ihr und eure Freunde Kraft schöpfen könnt.
Euer Ja und euer gemeinsamer Weg sollen  von Gott gesegnet und begleitet sein.

Amen.

23.09.2008, Pfr. Rudi Wolfsberger, Hartkirchen

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