Donnerstag 25. April 2024
Liturgiebörse

Würdig altern / Adventimpulse

Paar

Liturgische Texte und Predgtimpulse zum Adventkalender 2004, KMBÖ

Europa ist der „älteste“ Kontinent. Hier ist jede/r Fünfte schon heute über sechzig, in zwanzig Jahren wird es jede/r Vierte sein. In der Welt leben heute 580 Millionen Menschen über sechzig, im Jahr 2020 wird ihre Zahl die Milliarde überschreiten, und mehr als 700 Millionen von ihnen werden in den Entwicklungsländern leben. Ein neues Bewusstsein für die gesellschaftliche Bedeutung des so genannten späteren oder erfüllten Lebensalters könnte Vorteile für alle Altersstufen bringen: Sachverstand, Lebenserfahrung, Kreativität trägt und prägt die Solidarität zwischen Generationen und Kulturen mit.
WÜRDIG ALTERN steht beim heurigen „SEI SO FREI“ - Adventkalender im Mittelpunkt. Dabei soll auf das Altern für sich selbst und in der Gemeinschaft, auf die verschiedenen Lebenszeiten, auf die Altersqualitäten und auf Fairness im Umgang mit alten Menschen eingegangen werden. Die Lebenserfahrung und –weisheit älterer Menschen werden in vielen Kulturen in besonderer Weise geschätzt. Auch in unserer „Welt“ verfügen sie zweifelsohne über einen von Erfahrungen und Weisheit geprägten Schatz, den sie gerne mit anderen teilen möchten. Das könnte gerade unsere Gesellschaft und unsere Gemeinschaft, die oftmals zu sehr auf Jugendlichkeit und technische Entwicklung fixiert ist, bereichern.

GEDANKEN ZU DEN EVANGELIEN

2. ADVENTSONNTAG:
Jes 11, 1-10, Röm 15, 4-9
Predigtvorschlag zum Evangelium: Mt 3,1-12

Johannes der Täufer kündigt in der Wüste von Judäa das Kommen des Messias an und fordert die Menschen dazu auf, dass sie ihm den Weg bereiten und die Straßen ebnen. Mit anderen Worten, die Menschen sollen wachsam sein und sich darauf vorbereiten, dass der Messias bald kommen wird. Dann wirft Johannes, der kein Theologe sondern nur ein einfacher Mensch war und mit sehr wenig im Leben ausgekommen ist, den Pharisäern und Sadduzäern, die als die Hüter der Heiligen Schrift und der religiösen Gesetze galten, deftige Worte an den Kopf. Damit prangert er die Scheinheiligkeit an, die viel zu oft die Herzen der gläubigen Menschen in Besitz nimmt und diese nicht mehr frei für die wesentlichen Dinge des Lebens und Glaubens sein können. Auch in der heutigen Zeit macht sich eine gewisse Scheinheiligkeit und Trägheit bei uns „Satten“ breit. Wie oft nehmen wir uns etwas vor und finden dann oft nicht den Mut, oder nicht die Zeit, oder nicht die Verantwortung, es in die Tat umzusetzen. Wir sagen, die Ungerechtigkeit in der Welt geht uns nichts an, die sind ja selbst an ihrem Elend schuld oder ICH kann ihnen nicht helfen. Mag manchmal stimmen, aber ist es wirklich so einfach, die Verantwortung für die EINE Welt von sich zu weisen? Wie können sich die benachteiligten und an den Rand gedrängten Menschen in Ländern des Südens aus der strukturellen und systematischen Ungerechtigkeit der Welt selbst befreien, wenn wir nicht bereit sind, unseren Reichtum mit ihnen zu teilen?

Eine sichere Hilfe zur Selbsthilfe ist das folgende Projekt der Katholischen Männerbewegung, das Sie durch Ihre Spende tatkräftig unterstützen können:

Der Nordosten Brasiliens, ein Land geprägt von Dürre und extremer Armut. Viele der Menschen in den ländlichen Gebieten müssen ohne gesundes Trinkwasser und gesicherte Wasserversorgung für Hygiene und Landwirtschaft auskommen. Nur wenige Bauernfamilien schaffen es, den Teufelskreis des Elends zu durchbrechen. Viele der Kleinbauern haben keine rechtliche Absicherung ihres Landes und leben unter der ständigen Bedrohung durch Großgrundbesitzer. Erst im Sommer wurden zwei Kleinbauern bei einem Anschlag schwer verletzt.
In den drei Bezirken Curaçá, Uauá und Canudos (ca. so groß wie ein Viertel Österreichs) leben rund 66.500 Menschen. Die Entwicklungsorganisation IRPAA (Instituto Regional da Pequena Agropecuária Apropriada) unterstützt die kleinbäuerlichen Familien bei ihrem täglichen Überlebenskampf. Nachhaltige Landwirtschaft und Produktion, die Veredelung und bessere Vermarktung von Lebensmitteln, die Schaffung neuer Einnahmequellen, die Wasserversorgung sowie Gemeinschaftsentwicklung sind einige der Programmschwerpunkte. Darüber hinaus ist die rechtliche Beratung der Kleinbauern ein besonders wichtiger Teil der Arbeit von IRPAA. Etwa 42.000 Menschen profitieren von den verschiedenen Aktivitäten.

Auf jede und jeden einzelnen von uns kommt es an, dass auch andere – so wie wir hier in den Industrieländern – gerechte Lebensbedingungen haben. Mit Ihrem groß-zügigen Beitrag unterstützen Sie kleinbäuerliche Familien im Nordosten Brasiliens, damit ihnen der Zugang zu sauberem Trinkwasser und die für sie lebenswichtige Rechtsberatung gesichert sind und sie dadurch in Würde leben können. Danke.

3. ADVENTSONNTAG:
Jes 35,1-6a.10, Jak 5,7-10
Predigtvorschlag zum Evangelium: Mt 11,2-11

Die Jünger Johannes wollten von Jesus ein Zeichen, ob er wirklich der Messias sei oder ob sie nicht doch auf einen anderen warten sollten. Jesus antwortet ihnen nicht in einer theoretischen Abhandlung, um zu begründen, dass er wirklich der Messias ist und warum sie doch an ihn glauben sollen, sondern er verweist schlicht und einfach auf seine Taten und überlässt ihnen selbst die Freiheit, zu urteilen: Was seht ihr? Wie bin ich mit den Menschen umgegangen? Seht doch selbst, wie ich euch einen Weg zeige, der auch für euch möglich und gangbar ist! Das müsste euch eigentlich genügen, um zu wissen, dass ich der Messias bin!
Das gilt auch für uns, wenn wir uns als Brüder und Schwestern Christi bezeichnen: nicht an unseren schönen Worten oder Reden werden die anderen merken, dass wir Christen und Christinnen sind, sondern wie wir handeln, wie wir mit anderen Menschen umgehen, welches Lebens- und Glaubensbeispiel wir unseren Mitmenschen vorleben. Eigentlich ganz einfach und überzeugend!
Anfangen können wir in unserem eigenen Umfeld. Wenn wir ungerechte Strukturen und Handlungen, die sich gegen die Menschenwürde richten, aufzeigen und uns dafür engagieren, dass die Menschen rund um uns herum in Würde leben können. Aber wir tragen auch Verantwortung für die Menschen in der EINEN Welt. Ungerechte Strukturen und Missverhältnisse des Reichtums zwischen Nord und Süd sind heute eine Tatsache, bei der wir als Christen und Christinnen nicht tatenlos wegschauen können.


Die Katholische Männerbewegung ermöglicht mit Hilfe unserer Spende für das folgende Projekt in Uganda neue Perspektiven für die heute in der Welt Benachteiligten und Ausge-schlossenen:

Bernadette Muaba lebt mit ihren sechs Kindern in Bethlehem (hebräisch für Brothausen) in der Diözese Masaka im südlichen Uganda und betreibt eine winzige Landwirtschaft. Ihr Mann hat sie verlassen. Dennoch verzweifelt sie nicht.
Gemeinsam mit 60 weiteren bedürftigen Familien besuchte sie die landwirtschaftlichen Kurse des Projektes „Bethlehem Sustainable Agriculture“, bezahlte dafür, half beim Bau von einfachen Viehunterständen, Hügelbeeten, den 10 Auffangtanks für Regenwasser und bei der Feldarbeit. Auch wenn ihr die Umstellung vom traditionellen Landbau auf Mehrfruchtanbau und neuartige Tierhaltung anfangs extrem schwer fiel, ist sie jetzt davon überzeugt, dass dies die Risken der traditionellen Monokulturen verringerten und nun ist sie stolz auf ihre Eigenleistung. Die Situation der ganzen Familie hat sich verbessert, denn sie haben ein größeres Nahrungsangebot, das Schulgeld für die Kinder ist gesichert, ökologischer Anbau und sauberes Wasser sind leistbar.
Auch andere Familien interessierten sich dafür. Ein flächendeckender Dominoeffekt wurde erzielt durch die Verpflichtung der Pionierfamilien, das Know-how und einen Teil der Samen und Zuchterträge an arme Nachbarsfamilien weiterzugeben.

Der Erfolg dieses Projektes spricht für sich und damit dieser Erfolg noch weitere Kreise ziehen kann, bitten wir Sie heute um Ihre tatkräftige finanzielle Unterstützung. Ein herzliches Vergelt’s Gott!



TEXTE / GEBETE

Advent:
warten – hoffen – ankommen


Warten ist – wenn ich ganz still werde,
Warten ist – wenn ich offen bin, bereit werde, empfangen kann,
Warten ist – wenn ich zu mir und zu anderen Vertrauen habe,
Warten ist nicht – wenn ich mit mir selbst abgeschlossen habe,
Warten ist nicht – wenn ich mich anderen gegenüber verschließe.
Warten ist – unfertig sein, unvollkommen sein, Zukunft haben.
Warten ist auch – einsam sein und die Einsamkeit ertragen lernen.


Unseren Besitz teilen

Wir besitzen viel
an materiellem, zwischenmenschlichem und intellektuellem Reichtum.

Herr, gib du uns die Kraft und den Mut,
mit diesem Reichtum auch im Alter verantwortungsvoll umzugehen,
ihn mit den nachfolgenden Generationen so zu teilen,
dass auch sie eine lebenswerte Zukunft in Aussicht haben,
ihn mit den Menschen in benachteiligten Ländern der Erde so zu teilen,
dass auch sie ein Leben in Würde und Angemessenheit leben dürfen,
ihn mit bedürftigen und ausgegrenzten Alten hier bei uns zu teilen,
dass auch sie als Teil unserer Gesellschaft anerkannt, geachtet und geliebt werden.
Darum bitten wir durch Christus unsern Herrn und Bruder. Amen.


SCHULDBEKENNTNIS

Allzu groß sind
unsere Sorgen um Besitz, Ansehen, Karriere, Lebensversicherung und Reichtum.
Herr, gib uns Mut zur Bescheidenheit.
Herr, erbarme dich unser.

Durch unseren Konsum und unhinterfragten Lebensstil haben andere in der Welt weniger zum Leben.
Herr, gib uns Mut zur Zufriedenheit und die Bereitschaft zum großzügigen Teilen.
Christus, erbarme dich unser.

Herr, wir vergessen zu leicht Zweck und Ziel unseres Lebens, das von dir geschenkt ist. Lass uns mehr auf unser Herz hören und dein Kommen erwarten.
Herr, erbarme dich unser.


FÜRBITTEN

Jesus Christus,
wir bitten dich für die Länder, die unter der Verschuldung fast zugrunde gehen: Hilf den Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik, dass sie mit Einsicht und Tatkraft das Wohl der Menschen fördern und mutig nach neuen Wegen der Entschuldung suchen.
Herr, wir bitten dich, erhöre uns.

Jesus Christus,
schenke allen, die gegen die Strukturen des Unrechts ankämpfen, immer wieder neuen Mut und denen, die den Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben, schenke immer wieder neue Kraft.
Herr, wir bitten dich, erhöre uns.

Jesus Christus,
wir bitten dich für die Armen und an den Rand gedrängten Menschen in unserem eigenen Land: Lass sie Menschen begegnen, bei denen sie aufatmen und Geborgenheit finden können.
Herr, wir bitten dich, erhöre uns.

Jesus Christus,
schenke uns Menschen ein Herz für die Nöte der Armen, der Alten und der Schwachen. Lass uns in den Geringsten deine Brüder und Schwestern erkennen.
Herr, wir bitten dich, erhöre uns.

Jesus Christus,
umsonst schenkst du uns unser Leben. Wir sind reicher beschenkt, als wir zum Leben brauchen und als wir uns oft eingestehen. Lass uns diesen Reichtum teilen, lass uns dankbar sein und uns Verantwortung spüren für eine weltweite Gemeinschaft der Menschen.
Herr, wir bitten dich, erhöre uns.

Jesus Christus,
in der Welt herrscht Ungerechtigkeit und Ausgrenzung. Viele haben keinen Zugang zum Lebensnotwendigen.
Schenke du uns die Kraft, dass wir uns für andere nah und fern engagieren.
Herr, wir bitten dich, erhöre uns.

Jesus Christus,
du hast uns vorgelebt, wie wichtig es ist, uns für Unterdrückte und für die, die am Rand leben, einzusetzen.
Berühre du heute unser Herz, damit wir durch unser Teilen Frauen und Familien in anderen Ländern der Welt neue Lebenschancen ermöglichen.
Herr, wir bitten dich, erhöre uns.


MEDITATIONSTEXTE AUS DEM KALENDER

Ich schaue so gerne in ein altes Gesicht
Mit Falten und graumelierten Haaren
Weil ich immer etwas Neues und
Interessantes entdecken darf
Und dann fange ich an zu fragen
Und mein Gegenüber erzählt mir viele Geschichten
So mitten aus dem Leben gegriffen
Und doch so einzigartig und unverwechselbar.


Lebensvorstellungen – Ziele im Leben
Arbeitswütig, strebsam, voller Eifer
sucht ein Mensch nach dem Sinn:
Sein Leben -
Es war ihm abhanden gekommen
Irgendwo
In der Hektik, im lärmenden Getümmel des Alltags,
im überfüllten Terminkalender
Irgendwo
Zwischen den Akten im Büro
Mit dem Erwachsenwerden der Kinder
Mit jedem Geburtstag
Er suchte, vergebens.
Denn er suchte das Leben im Vorbeilaufen
Zeit zur Ruhe, Zeit zur Besinnung
und er hätte gefunden, wonach er suchte.


Je älter ich werde
Umso mehr fließen alle Quellen des Wissens zusammen
Und vereinigen sich im großen Strom der Weisheit.

03.12.2004, Erika Tiefenbacher und Birgit Mbwisi-Henökl

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