Komponistin aus himmlischen Höhen
Am liebsten war Tina Geroldinger während ihrer Tage im Dom, sich am Abend in eine der Kirchenbänke zu legen und nach oben zu schauen. In den Höhen des Kirchenraumes verfingen sich die Geräusche der letzten Touristen, die Schritte der Mesner und Dommitarbeiter, bis es ganz ruhig wurde. Für die Tonschöpferin beginnt Musik in der Stille. Wie klingt der Dom? Tina Geroldinger interessierte am meisten, wie man in diesem großen Raum mit seinem langen Nachhall leise Töne erzeugen kann.
Komponieren als Lebensziel
„Das Komponieren beschäftigt mich, seit ich ein kleines Mädchen war“, erzählt sie. Aufgewachsen in einer evangelischen Familie in Kirchberg-Thening war ihr erstes Instrument die Trompete. Damit hat sie in verschiedenen Formationen mitgespielt, von der örtlichen Blasmusik über die Tanzlmusi bis hin zum Female Symphonic Orchestra Austria. Ihre eigentliche Liebe gehört aber dem Erschaffen von Musik. Tina Geroldinger hat ihr Bachelorstudium an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz abgeschlossen und macht derzeit ihren Master in Komposition am Mozarteum in Salzburg.
Die Komposition formt den Raum
In der Kompositionswerkstatt, die von der Bischof-Rudigier-Stiftung anlässlich des 100jährigen Domweihejubiläums für sieben Komponierende ausgeschrieben wurde, entstanden Tina Geroldingers „Sammelalbum. Möwe, wie kannst du so schön weinen? 7 szenische Abbildungen für Vokaloktett & großen Kirchenraum“. Sie werden am 17. Oktober im Mariendom vom Ensemble Cantando Admont aufgeführt werden. In ungefähr acht Minuten werden die Zuhörer akustische Tagebucheinträge der jungen Komponistin zu hören bekommen. Dabei werden unter anderem die Steinplatten im Dom zu hören sein oder auch die Orgel. „Da versuche ich einen Akkord der Orgel durch das Vokalensemble aufnehmen und einfrieren zu lassen im Raum.“ Am Ende wird eine Spiegelinstallation „die Decke von oben herunterholen“.
Die heitere Seite der Musik
Tina Geroldinger mischt in ihren Kompositionen Klang, Performance, Raum und Philosophie. Auch eine Möwe bekommt eine Rolle, dazu Textfragmente, die sie auf Lettisch übersetzt hat, weil ihr der Klang dieser Sprache so gut gefällt. Der französische Komponist Eric Satie ist einer ihrer Inspiratoren. „Das Flanieren und der Humor gefallen mir bei ihm, das ist ein schönes Lebensmotto.“ Als besondere Erinnerung an ihre Tage in der Türmerstube bleibt der Lichtkegel der großen Taschenlampe, der ihr im nächtlichen Dom den Weg nach oben gewiesen hat. Wenn er die Wand streifte, entdeckte sie dort „lauter kleine Planeten“.
Konzerttipp:
Kompositionswerkstatt: Komponieren in HIMMLISCHER HÖHE
Uraufführung der Werke
Donnerstag, 17. Oktober 2024, 20 Uhr, Mariendom, Linz.
Zu hören sind die Kompositionen von sieben Komponierenden, darunter Tina Geroldinger, die 2024 in der Türmerstube des Doms eine mehrtägige Kompositionswerkstatt zur Verfügung hatten.
Einführung zum Konzert ab 19 Uhr im Domcenter.
Ausführende: Vokalensemble Cantando Admont unter der Leitung von Cordula Bürgi und die Sängerin Helena Sorokina.
Verfasst von: Christine Haiden