Linzer Frauenhaus neu eröffnet
„In meinen beiden Funktionen als Frauen-Landesrätin und als Sozial-Landesrätin ist mir der Schutz und die Sicherheit von gewaltbedrohten und gewaltbetroffenen Frauen ein äußerst wichtiges Anliegen. Umso mehr freut es mich, dass es uns gelungen ist, mit dem neuen Linzer Frauenhaus eine dringend benötigte Ausweitung der Kapazitäten zustande zu bringen.“, erläutert LRin Birgit Gerstorfer.
Im Auftrag des Sozial-Ressorts des Landes Oberösterreich werden in Oberösterreich derzeit fünf Frauenhäuser (Standorte: Linz, Wels, Steyr, Vöcklabruck und Ried im Innkreis) betrieben. Die unabhängigen, überparteilichen und gemeinnützig organisierten Frauenhäuser erhalten für ihre Leistungserbringung ein jährliches Leistungsentgelt in Höhe von 2,2 Millionen Euro. Im Jahr 2015 konnten in den Frauenhäusern insgesamt 38 Wohnplätze für von Gewalt betroffene Frauen angeboten werden. Ab dem heurigen Jahr wird sich die Kapazität aufgrund der neuen Einrichtung in Linz auf 41 Frauen und deren Kinder erweitern. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 202 Frauen und 219 Kinder an 10.890 Bewohntagen betreut. Die Frauenhäuser haben damit einen Auslastungsgrad von rund 80%, was angesichts der Notwendigkeit der Vorhaltung freier Notfall-Räumlichkeiten eine sehr hohe Inanspruchnahme ausdrückt.
Fakten
Neben der Schutz und Sicherheit bietenden Wohnmöglichkeit für gewaltbetroffene Frauen und deren Kinder bieten alle Frauenhäuser in Oberösterreich auch ambulante Leistungen an. In Summe fanden im Jahr 2015 1.623 telefonische Beratungen, 506 ambulante persönliche Beratungsgespräche und 23 Beratungen über das Internet statt. Zusätzlich wurde von ehemaligen Bewohnerinnen des Frauenhauses in 924 Fällen das Angebot einer Nachbetreuung wahrgenommen.
Ein Großteil (71%) der Frauen, die in den Oö. Frauenhäusern Schutz suchen, sind im Alter zwischen 21 und 40 Jahren. Die Kinder sind in 8 von 10 Fällen jünger als 10 Jahre. Ein Blick auf die Einkommensstatistik der Frauen zeigt, dass diese meistens über keines oder nur ein sehr geringes selbst erwirtschaftetes Einkommen verfügen, weswegen ein Neustart in ein Leben außerhalb einer Gewaltbeziehung in vielen Fällen auch mit Aspekten der beruflichen Orientierung und Wohnungssuche verbunden ist, wobei die Beraterinnen der Frauenhäuser auch in diesen Bereichen mit Rat und Tat unterstützen.
Gewalt gegen Frauen geht in Oberösterreich meist aus dem engsten persönlichen Umfeld der Frauen aus. In 63% aller Fälle war der Misshandler im Jahr 2015 der Ehemann, in weiteren 20% der Fälle ging die Gewalt vom Lebensgefährten aus. Für 4,5% der Taten waren Ex-Partner (Exmänner oder ehem. Lebensgefährten) verantwortlich, während in weiteren 7,5% der Fälle die Gewalt von den Eltern oder anderen Verwandten ausgeübt wurde.
Neues Frauenhaus in Linz
Mit August 2016 wurde das neue Frauenhaus eröffnet und auch bereits bezogen. Das Haus bietet 17 Frauen – und natürlich auch ihren Kindern – Platz, Schutz und Sicherheit.
Für Frauen ist das Linzer Frauenhaus unter 0732/606700 sieben Tage die Woche rund um die Uhr erreichbar. Vielfach ist es so, dass Frauen oft monatelang die Telefonnummer des Linzer Frauenhauses mit sich herumtragen, keine fällt den Entschluss unbegründet und unüberlegt. Es verlangt von Frauen einiges an Mut, aus Gewaltbeziehungen auszubrechen, eventuell auch Kinder aus der gewohnten Umgebung rauszuholen, oftmals auch Freundeskreise dabei aufzugeben.
Bis zu einem Jahr leben Frauen - mit ihren Kindern - im Linzer Frauenhaus.
Viele von ihnen haben ein jahrelanges Martyrium hinter sich und sind froh, hier zur Ruhe zu kommen und über die weitere Zukunft nachdenken zu können. Vielfach muss das eigene Leben völlig neu gestaltet werden, Arbeit gesucht und eine neue Wohnung gefunden werden.
Die Wohngemeinschaften und Wohneinheiten sind schlicht und zweckmäßig eingerichtet, mit kleinen Küchen und eigenem Badezimmer. Alles ist hell möbliert, Fenster und Glasfronten sorgen für viel natürliches Licht, die Räumlichkeiten bieten genug Raum für Rückzug und Ruhe, aber auch für Kontakt zu anderen Bewohnerinnen, für Gespräche und Kinderfreundschaften.
Das Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ prägt das tägliche Tun der Mitarbeiterinnen im Linzer Frauenhaus. Gemeinsam werden Perspektivenpläne erarbeitet, und es wird dabei geholfen, dass Frauen Entscheidungen für ihre Zukunft treffen können. Es stehen helle, bedarfsgerechte Beratungsräume zur Verfügung, in denen, neben der Betreuung der Bewohnerinnen, mehr als 1.000 ambulante Beratungen jährlich stattfinden. Gut gelungen ist auch das pädagogische Spielzimmer für die Arbeit mit den Kindern, damit diese die Chance bekommen, ihre Gewalterfahrungen zu besprechen. Die neuen Räumlichkeiten sollen den engagierten und professionellen Mitarbeiterinnen des Linzer Frauenhauses die Möglichkeit bieten, ihre herausfordernde und oft belastende Arbeit gut bewältigen zu können.
„Wir sind sehr stolz auf unser neues Haus. Hier können wir Frauen Mut machen, den Schritt aus der Gewaltbeziehung zu setzen, hier kommen sie zur Ruhe und können sich bereit machen für eine gewaltfreie, selbstbestimmte Zukunft!“, freuen sich Dagmar Andree und Margarethe Rackl.
gec, Pressemeldung des Landes OÖ