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„Wir werden die Herausforderungen nicht individuell lösen ...“

Ulrike Hammerl

Ulrike Hammerl über die Begeisterung für ihre Arbeit als Betriebsseelsorgerin, die Bedeutsamkeit von Mitgefühl und Solidarität sowie die Gewissheit, Herausforderungen nur als Gemeinschaft lösen zu können.

Ulrike Hammerl am Mount Brandon

 

Warum ich mich als Frau in der Katholischen Kirche in Oberösterreich engagiere und einbringe ...

 

Aus einer kleinen Pfarre in Niederösterreich kommend, habe ich in der Pfarrgemeinde Garsten vor mehr als drei Jahrzehnten einen guten Nährboden für Gemeinschaft, ehrenamtliches Engagement und spirituelle Entwicklung vorgefunden. Diese Erfahrungen haben mich geprägt und schlussendlich ein Stück weit dazu beigetragen, dass ich seit zwölf Jahren als Betriebsseelsorgerin arbeite.

 

Ich engagiere mich in der Katholischen Kirche in Oberösterreich als Frau, weil ich eben als solche geboren wurde. Es ist weniger eine bewusste Entscheidung als Frau in der Kirche arbeiten zu wollen, sondern vielmehr die Begeisterung für meine Arbeit als Betriebsseelsorgerin. 
 

Themen, die mir als Frau unter den Nägeln brennen ...

 

Es gibt Brüche und Herausforderungen im Leben eines Menschen, die nicht allein getragen werden können. Dann braucht es Orte, an denen in einem vertrauten Umfeld erzählt werden kann. Wo man Mitgefühl und Solidarität erfährt. So saßen wir vor kurzem beim Frauenfrühstück im Treffpunkt mensch & arbeit einer jungen Mutter gegenüber, die uns von der Wegweisung ihres gewalttätigen Mannes erzählte. Durch solche Erfahrungen wird deutlich, wie wichtig Frauenhäuser, Frauenförderprogramme und Gesetze sind, die Frauen stärken und sie und ihre Kinder schützen.

 

Eine große Herausforderung sehe ich für Frauen Mitte Fünfzig, die trotz intensiver Suche keinen altersentsprechenden Arbeitsplatz findet. Die damit verbundene Langzeitarbeitslosigkeit ist nicht nur eine finanzielle Herausforderung, sondern lässt Frauen unsicher werden. Es ist schwer zu akzeptieren, dass die Fülle und die Erfahrungen eines langen Erwerbsarbeitsleben nicht mehr benötigt werden.

 

Ein typisches Frauenthema ist für mich nach wie vor die unbezahlte Arbeit und die damit verbundenen Auswirkungen. Siebzig Prozent der unbezahlten Care-Arbeit verrichten in Österreich Frauen. Frauen betreuen die Kinder und pflegebedürftige Angehörige. Durch die damit verbundene Teilzeitarbeit bekommen Frauen um vierzig Prozent weniger Pension als Männer. Darin liegt eine große Schieflage, die Frauen nicht nur in die Altersarmut führen kann, sondern Frauen in finanzielle Abhängigkeiten führt. 
 

Diese gesellschaftspolitischen Themen stehen meiner Meinung nach jetzt an ...

 

Ich empfinde es als Herausforderung unserer Zeit nicht zu resignieren oder sich, dem persönlichen Glück nachstrebend, in die eigenen vier Wände zurückzuziehen. Wir dürfen die konkreten Möglichkeiten unseres Handelns nicht unterschätzen und es ist wichtig, unseren persönlichen Gestaltungsraum – mit Blick auf die Menschen um uns – wahrzunehmen. Egal, welche Konfliktfelder ich in den Blick nehme – wir werden die Herausforderungen nicht individuell, sondern nur in Gemeinschaft lösen können. Daher ist es wichtig ein Wir zu denken, das weit über den eigenen Horizont hinausragt. 

 

Was oder wer mich beGEISTert und mir Kraft gibt, damit Kirche lebendig wird und in Bewegung bleibt ...

 

„Die Stärke einer Gemeinschaft liegt darin, wie sie mit ihren Schwächsten umgeht.“

(Jane Goodall)

 

Ich habe letzten Sommer „Das Buch der Hoffnung“ von Jane Goodall gelesen. Darin beschreibt die Wissenschaftlerin Erfahrungen, die ihr Hoffnung geben. Mich berühren Bücher wie diese, in denen Menschen ein für mich zutiefst jesuanisches Menschen- und Weltbild beschreiben, ohne sich als christlich zu verstehen. Ihre Sprache und Ausdrucksweise inspirieren mich und sie sind mir, neben der Lektüre von Theolog:innen wie Annette Jantzen, eine wertvolle Quelle. 

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Zur Person:

Ulrike Hammerl arbeitet als Betriebsseelsorgerin und Leiterin des Treffpunkts mensch & arbeit Steyr.

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