Texte und Bilder vom Besuch in St. Radegund
Der Tag in Bildern
Ankunft im Jägerstätterhaus. Maria Dammer und Rosalia Sigl gaben uns Einblick in das Leben mit ihren Eltern im alten Bauernhaus. Dabei wurde der letzte Nußschnaps von Franziska zu ihren Ehren verkostet.
Wanderung vom Jägerstätterhaus zur Kirche St. Radegund und zum Grab von Franz und Franziska.
Andacht im Gedenken an Franziska Jägerstätter.
Auszüge und Gebete aus der Andacht am 4. März 2017 in St. Radegund
Franz Jägerstätter sah im Traum einen Eisenbahnzug um einen Berg herumfahren, dem nahezu alles zuströmte. Er wusste dass der Zug ins Verderben fuhr. Je länger er dann die Realität des Nationalsozialismus erlebte, umso klarer wurde ihm, dass der Zug die Partei mit allen ihren Gliederungen symbolisierte.
Am 10. April 1938 stimmte er mit NEIN bei der Abstimmung über den Anschluss.
Als Franziska vom Vorhaben ihres Mannes erfuhr, war sie sich der Konsequenzen dieses Schrittes bewusst. Sie versuchte ihn umzustimmen. „Am Anfang hab ich ihn gebeten, sein Leben nicht aufs Spiel zu setzen, aber dann, wie alle mit ihm gestritten und geschimpft haben – die Verwandten sind gekommen – hab ich es nicht mehr getan.“
Ihre Begründung: „Wenn du jemanden recht gern hast und der hat gar niemand, der ihn versteht.“ Gegenüber dem ORF sagt sie: „Wenn ich nicht zu ihm gehalten hätte, dann hätte er niemanden gehabt.“ Auf die Frage ob sie mit dem Vorhaben ihres Mannes einverstanden gewesen sei: „Soweit ich konnte.“
Durch Heirat mit Franziska richtete das Ehepaar das Leben entscheidend religiös aus. Sie hatte Verständnis für seine Überlegungen, nahm an der Vertiefung der Religiosität teil. Die eigentliche Heimat für Franz Jägerstätter war immer seine Ehe. Das Schöne am Verheiratet sein: bei jemanden zu Hause sein!
Die Ehe wird als Beweis der Liebe Gottes erfahren, ein Beweis für die Existenz Gottes, ein Zeichen der Liebe Gottes, eine Kirche im Kleinen.
Franziska: „Es war schon ein langer Karfreitag, aber jetzt bin ich schon näher bei Ostern!“
Jetzt ist sie direkt bei Gott, bei Ihrer Liebe. Und lächelt uns wahrscheinlich gemeinsam mit Franz Jägerstätter zu.
(Textauszüge aus: Putz Erna, Besser die Hände als der Wille gefesselt)
Aus dem Römerbrief (8,38.39)
Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten, weder Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unseren Herrn.
Eine Frucht der richtigen Entscheidung ist der Trost, der innere Frieden, die Stimmigkeit einer Entscheidung.
Es scheint so gewesen zu sein, dass Franziska und Franz diese Stimmigkeit trotz der furchtbar traurigen und verletzenden Umstände erfahren haben.
Sie haben die Zeichen der Zeit erkannt und in ihrer je eigenen Art ihre klare Erkenntnis gelebt.
Etwas worum wir heute – jetzt Gott sehr bitten:
Guter Gott, gib uns den Blick für die Zeichen der Zeit und ein klares Urteil gegenüber den politischen Ereignissen. Gib uns Mut und Einsatzbereitschaft, auch dann aus dem Geist des Evangeliums zu leben.
Es braucht dazu heute den Mut, Farbe in das Schwarz-Weiß-Denken zu mischen.
Zwischen Schwarz und Weiß liegen angeblich 17.000 Farben. Bitte um genügend Kreativität, um Farben ins Leben zu setzen.
Es braucht die Kraft, die Sache Jesu unaufgeregt in der Gesellschaft heute über diverse Kommunikationskanäle zu verbreiten. Wir bitten um das Gelingen der persönlichen Gespräche an der Gartentür bis zur Nachricht auf Whats App.
Es braucht die Energie: Stopp zu sagen und mit kreativen Mitteln andere – menschliche Wege aufzuzeigen. Bitte Gott um echte Begegnung und um ein ehrliches Miteinander.
Franziska Jägerstätter hat mit ihrem Lebensmut, ihrem tiefen Glauben, ihrem Verzeihen-Können aber auch mit der Gabe des Humors und des Hausverstandes sowie mit ihrer Schöpfungsverbundenheit einen Weg aufgezeigt, den wir uns zum Vorbild nehmen können.
Amen
(Gabriele Eder-Cakl)