HIMMELfest
Viele Kirchen sind ihm geweiht und sämtliche christliche Einrichtungen weltweit nach ihm benannt. Als ersten christlichen Märtyrer kennt man ihn. Den heiligen Stephanus. Einen Mann, erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist. Einen Mann von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit. Einen Mann, voll Gnade und Kraft, der Wunder und große Zeichen unter dem Volk tat. Genau so beschreibt ihn die Apostelgeschichte.
Kaum jemand weiß, dass der kraftvoll-charismatische und kritisch-kämpferische Mann – wie es jemand einmal so schön formuliert hat – als erster der sieben Diakone quasi der „Caritas-Direktor“ der christlichen Urgemeinde in Jerusalem war. Damals betreute Stephanus Arme, Witwen und Waisen, heute nähme er vielleicht Obdachlose, Flüchtlinge oder andere Menschen am Rand der Gesellschaft hinein in unsere Mitte. Welch ein Vorbild.
Leider ist das Bekenntnis dieses geradlinigen Mannes, den dasselbe Schicksal wie Jesus traf, in der Leseordnung des Stefanitags nicht vorgesehen – zugegeben, die Rede des Stephanus ist sehr lang, aber dafür von besonderer Strahlkraft. Denn darin zeigt sich nämlich auf faszinierende Weise auch die Modernität von Stephanus‘ Glaubensbild: Denn er war – anders als die christliche Urgemeinde, die den Tempel als Zentrum des Glaubens sah, davon überzeugt, dass Gott „nicht in dem, was von Menschenhand gemacht ist, wohnt“, sondern überall. Seine besondere Gottesnähe ist eine Ermutigung, in allem und jedem Gott zu begegnen und den eigenen Glaubensweg unbeirrt weiterzugehen.
Mit dem zweiten Weihnachtsfeiertag erhält Weihnachten also ein anderes Gesicht: Zum von Sternenglanz umstrahlten und von himmlischem Gesang begleiteten Jesuskind gesellen sich unterschiedliche Gestalten, die mit ihrem unverwechselbaren Leben an das Kind in der Krippe erinnern – zunächst der Erzmärtyrer Stephanus (26. Dezember), dann der Apostel und Evangelist Johannes (27. Dezember) und letztlich die unschuldigen Kinder von Betlehem (28. Dezember). Stephanus zeigt uns damit, wie eng die weihnachtliche Freude über die Geburt und die Sorge um das bedrohte Leben miteinander verbunden sind.
Darum: Sich wie Stephanus von Jesus inspirieren und anstecken lassen. Wie Stephanus couragiert für Menschlichkeit eintreten. Wie Stephanus Mut machen. Wie Stephanus Farbe bekennen.
(sp)