"Letztlich bleibt der Jägerstätter ein Geheimnis": Zu diesem Befund kommt der Regisseur und Schauspieler Gregor Bloéb nach monatelanger Beschäftigung mit der Hauptfigur des von ihm inszenierten Stückes "Jägerstätter" von Felix Mitterer über den von den vor 70 Jahren von Nazis hingerichteten oberösterreichischen Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter.
Bloéb hat das Stück nicht nur inszeniert, sondern spielt auch die Titelrolle.
Nach der Uraufführung des Dramas am 20. Juni im Wiener Theater in der Josefstadt und dessen Programmierung beim Theatersommer Haag (Niederösterreich) kehrt es ab 14. September in die Josefstadt zurück. Franz Jägerstätter (1907-1943) wurde am 26. Oktober 2007 von Kardinal Jose Saraiva Martins in Vertretung von Papst Benedikt XVI. im Linzer Dom als Märtyrer seliggesprochen.
Das Thema des Stückes - der Märtyrertod eines tief gläubigen, die NS-Ideologie ablehnenden Bauern, der zugleich glücklicher Ehemann und Familienvater ist - sei "absolut schwierig", wie Bloéb in einem Interview der Tageszeitung "Die Presse" am Freitag sagte. "Aber es geht alle an, und darum reagieren auch alle so betroffen: Frauen, Männer, Jüngere, Ältere, Intellektuelle und Bauern, jeder hat eine andere Auffassung."
Auf die Frage, ob Jägerstätter für ihn ein Heiliger bzw. ein Held sei, antwortete Bloéb: "Seine Seligsprechung finde ich absolut in Ordnung, nicht zuletzt, weil Jägerstätter ein Stellvertreter für die 100.000 Menschen ist, die sich auch geweigert haben, in den Krieg zu ziehen." Von diesen 100.000 seien 22.000 umgebracht worden, "aber nur von 40 weiß man, dass sie den Wehrdienst verweigert haben". Die Familien hätten das aus Scham oft verschwiegen, berichtete Bloéb. Jägerstätters Witwe Franziska sei es zu danken, dass die Geschichte ihres Mannes so präsent blieb.
Es stellen sich "existenzielle Fragen"
Er selbst sieht sich als "Freizeit-Katholik", wie der Schauspieler in der online-Ausgabe der "Presse" erklärte. Er habe das Glück gehabt, bei den Jesuiten in der Marianischen Kongregation aufzuwachsen - für ihn ein "Hort der absoluten Freiheit und Offenheit". Dadurch habe er nur freudige Erinnerungen an die Kirche, "einen wahnsinnig schönen Bezug zum Glauben und keine Angst-Vorstellungen". Wenn er in einer Kapelle oder Kirche sei oder woanders an Gott denke, so Bloéb, "führe ich auch kleine Gespräche mit ihm. Ich bin in dieser Beziehung sehr gern kindlich."
(Info über weitere "Jägerstätter"-Aufführungen: www.josefstadt.org)
Quelle: Kathpress rme/fam/