Montag 13. Mai 2024

Viel Beifall bei Mitterers Jägerstätter-Uraufführung in Wien

Viel Beifall gab es am Donnerstagabend bei der Uraufführung von Felix Mitterers "Jägerstätter" im Wiener Theater in der Josefstadt. 

Das von Hauptdarsteller Gregor Bloéb angestoßene und von Stephanie Mohr inszenierte Drama um den 2007 seliggesprochenen Wehrdienstverweigerer und Märtyrer berührte Kardinal Christoph Schönborn, Manfred Scheuer (Innsbruck), Ludwig Schwarz (Linz) und dessen Vorgänger Maximilian Aichern. Auch Maria Dammer, eine der Töchter des tiefgläubigen Innviertler Bauern und Mesners, erlebte die Uraufführung live und tief bewegt.

 

 

Der Inhalt

 

Das Stück beginnt mit der wenig bekannten "Sturm und Drang"-Phase Jägerstätters, als er der erste Motorradfahrer in seinem Dorf St. Radegund war, ein uneheliches Kind zeugte, in eine Wirtshausschlägerei verwickelt war und einige Zeit in Eisenerz im Erzabbau arbeitete. Die Begegnung und Heirat mit seinem "Lebensmenschen" Franziska vertiefte seinen schon familiär grundgelegten Glauben, die Geburt dreier Töchter machte ihn zu einem sorgenden, liebevollen Familienvater. Gregor Bloéb, der seinem Freund Felix Mitterer den Stoff für eine Dramatisierung ans Herz gelegt hatte, interpretiert seine Rolle für all jene überraschend, die einen sturen "Betbruder" erwartet hatten: Sein Jägerstätter ist lebenslustig, temperamentvoll, leidenschaftlich in Freude und Schmerz, aber auch reflektiert und zweifelnd, ob seine immer
entschiedenere Verweigerung gegenüber dem NS-Terrorregime verantwortbar ist.

Franziska Jägerstätter wird als einziger Halt ihres ob seiner Gewissensentscheidung ringsum angefeindeten Ehemannes gezeichnet, auch die Mutter, beteiligte Priester einschließlich des damaligen Linzer Bischofs Josef Fließer sowie die oft als Chor dargestellte Dorfgemeinschaft versuchen den letztlich zum Tod Verurteilten von seinem Weg abzubringen. Das Stück endet mit dem bitteren Hinweis darauf, dass es sowohl staatlicherseits (den Hinterbliebenen wurden 1948 eine Witwen- bzw. Waisenrente verweigert) als auch kirchlicherseits (die Linzer Kirchenzeitung durfte nach dem Krieg auf bischöfliche Anweisung zunächst nicht über den unliebsamen Fall berichten) noch lange dauerte, bis Jägerstätter volle Rehabilitierung und Anerkennung als Seliger erfuhr.

Nach dem Fallen des Vorhangs wurden die Hauptdarsteller Gregor Bloéb und Gerti Drassl (Franziska), aber auch Nebendarsteller wie Michael Schönborn (der Bruder des Wiener Kardinals gibt einen Nazi-Außenseiter innerhalb der NS-skeptischen Dorfgemeinschaft von St. Radegund) mit viel Beifall bedacht, auch der Autor wurde unter lautem Jubel auf die Bühne geholt.

Kardinal Schönborn zeigte sich am Freitagvormittag bei der Pressekonferenz zum Abschluss der in Mariazell tagenden Bischofskonferenz noch tief beeindruckt vom Theatererlebnis am Abend zuvor; sowohl das Stück als auch die Inszenierung und die schauspielerischen Leistungen verdienten großes Lob. Mitterer sei es gelungen, ein "authentisches Bild dieses großen Mannes, aber auch seiner großer Frau" zu zeichnen, würdigte der Wiener Erzbischof, der laut eigenen Angaben seit 1967 mit Jägerstätter befasst hatte und auch dessen im März verstorbener Witwe Franziska mehrmals begegnet war.

 


Opfer war keineswegs "vollkommen sinnlos"


Felix Mitterer führte vor der Verfassung seines Textes penible Recherchen u.a. bei der Jägerstätter-Biografin Erna Putz und beim Postulator des Seligsprechungsverfahrens, Bischof Scheuer, durch. Seine anfängliche Skepsis, ob der Fall nicht zu tragisch, zu aussichtslos sei, habe sich durch die intensive Befassung mit dem Fall aber verflüchtigt, schreibt Mitterer im Programmheft. Bald habe ihn die lebendige Persönlichkeit Jägerstätters und die anrührende Liebesgeschichte zu seiner Frau gefesselt.

Wichtig sei für ihn auch die Erkenntnis gewesen, dass die Behauptung, dass Jägerstätters Opfer "letztlich vollkommen sinnlos war", nicht stimmt: Der amerikanische Soziologe Gordon C. Zahn habe mit seinem 1964 erschienenen Buch über den Fall dafür gesorgt, dass der oberösterreichische Bauer zum Vorbild vieler Kriegsdienstverweigerer in aller Welt wurde. Und Jägerstätters Verhalten habe auch die katholische Kirche beeinflusst, beim II. Vatikanischen Konzil das Recht auf Kriegsdienstverweigerung anzuerkennen.

Mitterers neues Stück wird nach der Premiere in Wien nun das Glanzstück des Theatersommers Haag (Niederösterreich), wo es von 3. Juli bis 9. August auf dem Spielplan steht. Danach kehrt es ab Herbst in das Theater in der Josefstadt zurück.


(Quelle: Kathpress, gec)

 

Theater in der Josefstadt

KATHOLISCHE KIRCHE IN OBERÖSTERREICH
Herrenstraße 19
4020 Linz
Telefon: +43 732 7610-1170
post@dioezese-linz.at
Katholische Kirche in Oberösterreich
Diözese Linz

Fachbereich Kommunikation
Herrenstraße 19
Postfach 251
4021 Linz
https://www.dioezese-linz.at/
Darstellung: