Montag 23. September 2024

Texte vom Seligen Franz Jägerstätter zum Thema Liturgie und Eucharistie

Zur Predigt- bzw. Liturgievorbereitung zum Gedenkjahr 1938/2008 sowie zum Jägerstättertag 21.Mai ist hier eine Zusammenstellung von Texten aus den Briefen und Aufzeichnungen von Franz Jägerstätter zum Thema Liturgie und Eucharistie.

 

Texte vom Seligen Franz Jägerstätter aus seinen Briefen und Aufzeichnungen zum Thema Liturgie und Eucharistie

 

Enns, 13.10.1940

 

Für nächsten Sonntag haben wir auch noch keine gute Aussicht, wahrscheinlich dürfen wir erst Sonntagnachmittag geschlossen ausgehen. Ich hatte aber heute schon ein großes Glück und konnte zwei Segenmessen und Predigten beiwohnen. Natürlich hatte ich nicht gefragt, sprang einfach über die Mauer, die zwar ziemlich hoch ist und dahin ging es. Binnen zwei Stunden kehrte ich auf demselben Weg wieder zurück und alles ging gut aus, bin halt immer wieder ein Glückskind.

 

 

Sonntag, 17.11.1940

 

Liebste Gattin! Heute war ich wieder Schätze sammeln für die Ewigkeit, konnte wieder meh¬reren heiligen Messen beiwohnen. Priestermangel haben wir in Enns noch nicht, auch kann man unter den Soldaten noch stramme Katholiken finden. Sie sind zwar dünn gebaut, aber zum Ausrotten sind sie halt doch nicht.

 

 

Enns, 9.12.1940

 

Liebe Fanj, gestern am Feste der Unbefleckten Empfängnis konnte ich noch einen großen Gnadensonntag verbringen. Es wurden in der wunderbar festlich geschmückten Franziskaner¬kirche zwei Soldaten in feierlicher Form in den Drittorden aufgenommen. Liebste Gattin, un¬ter diesen zwei Soldaten war auch dein Gatte dabei, hoffe, dass du ihm deswegen nicht böse bist, denn du hast ja wie ich hoffe, die selbe Ansicht wie ich. Muss dir auch ein guter Trost sein, dass mein Glaube als Soldat nicht schwächer wurde. Wenn ich euch schon in der Arbeit nicht behilflich sein kann, so hoffe ich, dass ich euch durch mein Gebet Hilfe bringen kann.

 

 

Sonntag, 16.2.1941

 

Heute, obwohl nicht viel zu tun gewesen, haben wir vormittags doch nicht dienstfrei gehabt. Aber durch Gottes Fügung war es mir doch wieder möglich, einem Gottesdienst beizuwoh¬nen. Der Herrgott wird es schon wissen, wie viel Kraft ich noch brauche, um den Stürmen dieser Zeit standzuhalten. Ja, liebe Gattin, solche Stunden der Gnade sind Stunden des Glü¬ckes und der Freude, das sieht man ganz deutlich, dass der Herrgott uns nicht verlässt, wenn nur wir ihn nicht verlassen.

 


Linz, 11.4.1943

 

Wieder ein trauriger Sonntag zur Neige, will ihn aber nicht beenden, ohne ein paar Zeilen an dich zu schreiben. Gestern früh hab ich angesucht betreffs Kirchgehen an Sonntagen. Abends erhielt ich dann Bescheid, dass es nicht bewilligt wird, weil eben zwei Mann als Begleitung mitgehen müssten. Auf Ostern werd ich’s nochmals versuchen, vielleicht hab ich doch dort Glück. Wäre mir nicht zuviel, wenn ich hundert Kilometer zu Fuß wandern müsste, um einem Messopfer beiwohnen zu können.

 

 

Tegel, 8.7.1943

 

Liebste Gattin, so lange ich nicht unglücklich bin, brauchst du dir kein schweres Herz ob meiner machen, vergesst nicht nur nicht im Gebete sowie auch ich euer nicht vergesse, ganz besonders gedenket meiner beim Hl. Messopfer. Kann dir auch Freudiges mitteilen, dass ich gestern Besuch hatte und zwar von einem Priester. Nächsten Dienstag wird er mit dem Allerheiligsten kommen, man ist also auch hier nicht von Gott verlassen.

 

 

Aus den Aufzeichnungen, Heft 1

Vom Hl. Altarsakrament

 

Ist es möglich, dass wir an die wahre Gottheit Jesu Christi im Allerheiligsten Altarsakramente glauben, wenn wir jährlich nur zwei oder höchstens dreimal zum Tisch des Herren gehen? Beneiden wir nicht manchmal die Hl. Drei Könige, dass sie das Jesukind auf ihre Arme neh¬men durften, was mussten diese für eine weite und gefährliche Reise machen, bis sie dieses Glückes teilhaftig wurden. Hat uns nicht Christus in eine weit glücklichere Lage versetzt, als die Hl. Drei Könige; denn erstens brauchen wir keine so weite und gefährliche Reise machen, und zweitens haben wir eine noch weit größere Gnade, denn wir dürfen dasselbe Jesukind nicht bloß in die Arme nehmen, sondern es kehrt sogar in unser Herz ein. Da werden sich halt so manche denken, wenn wir das Jesukind in der consekrierten Hostie auch sehen könnten, wie einstens die drei Könige das Jesukind zu Betlehem geschaut, dann wär’s halt ganz was anderes. Hat nicht Christus selbst gesagt: „Selig, die nicht sehen und doch glauben“. Folge¬dessen ist es ohne Zweifel, dass wir weit größere Gnaden aus dem Empfang der Hl. Kommu¬nion schöpfen, wenn wir Christus in der Hl. Hostie nicht sehen, als wenn wir ihn sehen wür¬den. Setzen wir uns nicht einer sehr großen Gefahr aus, wenn wir so lau und gleichgültig ge¬gen dieses hl. Sakrament sind? Es ist doch das größte und schönste Vermächtnis, das Christus uns noch beim letzten Abendmahle hinterlassen hat. Ja, unsere katholische Kirche erlaubt uns sogar täglich, wenn wir frei von der schweren Sünde sind, aus dieser reichen Gnadenquelle zu schöpfen. Kann es da nicht leicht möglich sein, dass uns Christus von der Erbschaft des Himmels einmal ausschließen wird, wenn wir schon so gleichgültig gegen diese Erbschaft, die er beim letzten Abendmahle hinterlassen hat, sein können? Nehmen wir uns einmal ein Beispiel vor Augen. Irgendein reicher o­nkel hinterlässt uns eine große Menge Geldes in (einer von) uns vielleicht eine Gehstunde entfernten Bank. Und zwar mit der einen Bedin¬gung, dass wir jede Woche oder gar jeden Tag persönlich 100 oder gar 1000 Mark davon ab¬holen können. Sollten wir aus nicht entschuldbaren Gründen fernbleiben, so fällt dieses nicht abgeholte Geld immer der Bank zu. Würden das viele sein, (für) die da noch eine andere Be¬schäftigung vorginge, wo sie vielleicht während dieser versäumten Stunde höchstens eine Mark oder noch weniger verdienten? Ich glaube nicht. Und sollte es wirklich solche geben, die dieses Geld wochen-, ja sogar monatelang nicht abholen und das Geld an die Bank ver¬fallen lassen? Sollte dieser gute o­nkel noch am Leben sein und es erfahren, wie gleichgültig man zu seiner Hinterlassenschaft ist, ich glaube, diesen guten o­nkel würde der Zorn packen und vielleicht (würde er) nicht einmal ein Jahr zusehen können über diese Undankbarkeit und einen sehr bald wieder von dieser Erbschaft absetzen und dafür einen Würdigeren bestimmen. Obwohl wir uns durch ein solches Erbe nur einige Bequemlichkeiten auf dieser Welt ver¬schaffe könnten, um wie viel höher dafür ist das Vermächtnis, das uns unser bester Freund Jesus Christus durch das Hl. Sakrament des Altares hinterlassen hat.

 

 

Aus: Gefängnisbriefe und Aufzeichnungen (Ausgabe 1987), S. 172–174.

 

„Wir wissen zwar, dass vom Tode die ganze Ewigkeit abhängt, entweder ewig glückselig oder ewig verdammt. Wenn wir schon vor dem Sterben eine so große Angst haben, weil die ganze Ewigkeit davon abhängt, müssen wir dann nicht mit derselben Furcht zum Tisch des Herrn treten, da gibt es eben auch nur beides, entweder gereicht uns das Brot des Lebens zur ewigen Glückseligkeit, oder zur ewigen Verdammnis. Das kann man doch wieder beichten, wenn man die Kommunion unwürdig empfängt, werden wir uns denken, wissen wir aber auch, ob Gott uns noch so viel zeit lässt, dies zu beichten, oder ob wir noch die Gnade erhalten, in letzter Stunde es noch zu bereuen?


Deshalb sollten wir uns genauso vorbereiten, wenn wir zum Tisch des Herrn treten, als würden wir uns zum Sterben vorbereiten. Wie wenig schätzen wir den unermesslichen Wert, der uns durch Empfang des ewigen Brotes zuteil wird. Wie glücklich würde sich so mancher Mensch fühlen, wenn ihm jemand ein ganzes Königreich schenken würde. Könnte man aber ein solches Geschenk mit einem einzigen würdigen Kommunionempfang vergleichen? Noch lange nicht, denn könnte uns jemand die ganze Welt mit all ihren Schätzen und Reichtümern schenken, so wär dies auch noch alles nichts gegen einen einzigen würdigen Kommunionempfang.


Jetzt bedenken wir, welch unendliches Glück es ist, recht oft zum Tisch des Herrn gehen zu dürfen. Sollte man das aber noch für möglich halten können, dass es Katholiken gibt, die sogar die Gnadenzeit benützen und fast täglich zum Tisch des Herrn treten und dabei noch unglücklich sein können, so dass man sie im täglichen leben und Wirken fast nicht von andren unterscheiden, die sogar Monate auf diesen Wert verzichten. Wir wissen ja, dass unter Millionen Kommunionempfängern kaum zwei ganz gleich sein werden. Es ist zwar in jeder Hostie der gleiche Christus, der gleich hohe Wert enthalten. Es wird daher ganz auf uns ankommen, wie sehr uns so ein Kommunionempfang bereichern wird. Es kommt vielfach auf unseren Glauben und auf unsere Vorbereitung an. Wir sollten nie anders zum Tisch des Herrn treten als würde es unser letzter Empfang sein, wir müssen daher bereit sein, Gottes alles zu schenken, Hab und Gut, Leib und Seele, wir müssen bereit sein auch zu sterben, je mehr wir Gott schenken, desto mehr wird auch Gott uns schenken. Gott kennt uns, er weiß alle unsere Gedanken, er kennt unseren Willen, er weiß, wie bereit wir auch wirklich wären, wenn er alles von uns fordern würde. Können wir also mit einer solchen Bereitwilligkeit und Gottergebenheit zum Tisch des Herrn treten, dann wird auch Gott seine Gnadenschätze uns im reichsten Maße zuteil werden lassen. Somit müssen wahrer Friede und Glückseligkeit in unserem Herzen einkehren.“


(zusammengestellt von Prof. Ewald Volgger) 

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