Die Ausstellung „Franz und Franziska. Es gibt keine größere Liebe” über das Leben des Ehepaars Jägerstätter wurde von einer Gruppe von Professoren und anderen Freunden aus Italien aus der internationalen katholischen Bewegung Comunione e Liberazione initiiert und erarbeitet. Den Anstoß für die intensive Beschäftigung mit Franz und Franziska Jägerstätter hatte der Film „Ein verborgenes Leben“ (2019) von Terrence Malick gegeben. Das erste Mal wurde die Ausstellung im August 2024 bei der Kulturveranstaltung „Meeting für die Freundschaft unter den Völkern“ in Rimini (Italien) präsentiert. Die Ausstellung stieß auf großes Interesse: In 6 Tagen kamen mehr als 30.000 Besucher:innen. Der große Publikumserfolg führte zu einer Wanderausstellung, die mittlerweile in dutzenden Städten in Italien und in Deutschland gezeigt und von tausenden Interessierten besucht wurde.

V. l.: LAbg. Elisabeth Manhal, der Leiter des Franz und Franziska Jägerstäter Instituts Andreas Schmoller, Jägerstätter-Biografin Erna Putz, Ausstellungs-Organisatorin Elena Mancini, der Vorsitzende des Jägerstätter-Beirats Maximilian Mittendorfer und Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer © Diözese Linz / Jack Haijes
Die Ausstellung „Franz und Franziska“ ist die inhaltlich umfangreichste zum Thema Jägerstätter, mit dem umfassendsten Bildmaterial, das je gezeigt wurde. Die oberösterreichische Jägerstätter-Biografin Erna Putz war an der Gestaltung maßgeblich beteiligt, ebenso das Franz und Franziska Jägerstätter Institut (FFJI) an der KU Linz, das drei Viertel der Fotos und Dokumente zur Verfügung gestellt hat.
Nun ist die Ausstellung erstmals in der Diözese des Seligen und damit erstmals in Österreich zu sehen. In vier Abschnitten beleuchtet sie das frühe Leben von Franz und Franziska, die Zeit des „Anschlusses“ und die Gewissensqual von Franz, die Folgen seiner Entscheidung (Gefängnis und Hinrichtung) und schließlich die Zeit nach seinem Tod bis zur Seligsprechung im Jahr 2007. In einem Video werden Auszüge von drei Interviews gezeigt, die die Kuratoren in Linz und St. Radegund mit Bischof Manfred Scheuer, Jägerstätter-Biografin Erna Putz und der inzwischen verstorbenen Jägerstätter-Tochter Maria Dammer aufgenommen haben.
Am 17. Oktober 2025 wurde die Ausstellung im Linzer Mariendom eröffnet. Elena Mancini, Mitglied von Comunione e Liberazione in Österreich und Organisatorin der Schau in Linz, begrüßte die zahlreichen Besucher:innen. Unter ihnen waren auch Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer, Landtagsabgeordnete Elisabeth Manhal und der Vorsitzende des Jägerstätter-Beirats Maximilian Mittendorfer, die Grußworte sprachen. Mancini dankte der Diözese Linz und insbesondere den Verantwortlichen des Mariendoms, allen voran Dommeister Clemens Pichler, für die gute Zusammenarbeit.
Jägerstätter-Biografin Erna Putz würdigte in ihren Worten das Engagement von Elena Mancini, die wesentlich dazu beigetragen habe, dass „ein anfangs utopisch scheinendes Projekt“ realisiert werden konnte. „Was die Besucherzahlen der Ausstellung in Rimini betrifft, dachte ich vorher eher an einen Druck- oder Übersetzungsfehler: Es waren an die 150.000 Personen dort; 30.000 von ihnen wurden durch die Jägerstätter-Ausstellung geführt“, erinnert sich Erna Putz.
Im Zusammenhang mit der Ausstellung sei auffällig, dass sich vor allem junge Menschen, junge Ehepaare für Franz und Franziska interessierten. „Die Frage ist: Wie schafften es die beiden, Liebe, Ehe, Beruf, Kinder, Glaube und vielleicht noch gesellschaftliches Engagement zu verbinden und zu meistern?“ Bezugnehmend auf die Theologen Roman Siebenrock und Jozef Niewiadomski betonte Putz, Franz und Franziska Jägerstätter hätten Neues in die christliche Spiritualität eingebracht. „Wie sie ihre Taufgnade ernst nahmen, ihr Wissen und Gewissen an Bibel und Heiligenbiografien ausrichteten, buchstabieren Franz und Franziska Jägerstätter Berufung und Sendung von Laien neu und nehmen damit wesentliche Punkte des Zweiten Vatikanischen Konzils vorweg. Ehe und Liebe ist für sie der konkrete Weg zur Heiligkeit“, so Putz.
Glaube und Liebe seien bei Franz und Franziska „kommunizierende Gefäße“ gewesen, erläuterte die Jägerstätter-Biografin. „Das gemeinsame Beten und Bibellesen hat nicht nur den Glauben, sondern auch die Liebe vertieft. Mit den zunehmenden Herausforderungen wuchsen auch Glaube und Liebe. Sie konnten sich als Paar Gott zur Verfügung stellen. Beide wussten, wem sie den Partner anvertrauen konnten. Sie sind Inspiration und Vorbilder für die Gegenwart. Dies dokumentiert diese Ausstellung.“
Andreas Schmoller, Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts (FFJI) an der KU Linz, meinte bei der Ausstellungseröffnung: „Franz und Franziska. Die meisten von uns beschäftigen sich schon lange mit ihnen und sind daran gewohnt, nicht nur eine, sondern zwei Personen zu würdigen, wenn man den Namen Jägerstätter in den Mund nimmt. Hierzu hat Erna Putz die zentrale Arbeit geleistet und nicht zuletzt Franziska selbst hat sich ihren Platz in der Erinnerung durch ihre Art geschaffen.“ Auch Schmoller betonte die Bedeutung des Malick-Films für die Entstehung der Ausstellung. Der Film habe das Paar „zur zentralen Figurenkonstellation der Jägerstätter-Story gemacht – ein Paar, das für Unkonventionalität, Ursprünglichkeit, Unverfälschtheit, Vertrauen, Glaube, Hoffnung, Liebe steht.“
Die Ausstellung verwende den Begriff Liebe konkret im christlichen Sinn, so der Leiter des Jägerstätter Instituts. Der Untertitel „Es gibt keine größere Liebe“ lasse an den Anfang des Bibelverses Johannes 15,13 denken: Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Schmoller wörtlich: „Wir kennen in der Geschichte des Nationalsozialismus auch Fälle von christlichen Märtyrern, die ihr Leben geopfert haben, um konkret das Leben anderer zu retten. Das erscheint auch aus humanistischer Perspektive irgendwie noch nachvollziehbar. Die unüberbietbare Dramatik der Entscheidungsfrage Jägerstätters besteht jedoch darin, dass Christusnachfolge zur Kreuzesnachfolge wird, welche die liebsten Angehörigen als Verlust miterleben und mitertragen müssen. Das war und bleibt schwer auszuhalten.“
Die Ausstellung „Franz und Franziska“ trage eine eindeutig katholische Handschrift, stellte Schmoller sachlich fest. „Der christliche Glaube und die christliche Ehe von Franz und Franziska bilden die Leitlinie der ‚Erzählung‘; durch eine dichte Schilderung ihrer Gefühlswelt und ihres Handelns treten sie als Glaubensvorbilder für die Gegenwart hervor“, meinte der Institutsleiter in einer ersten Beurteilung der Schau. Dies sei bezeichnend für den Wandel in der Wirkungsgeschichte Jägerstätters. So habe Manfred Scheuer 2007, damals noch als Bischof von Innsbruck, Schwierigkeiten bei der Deutung der Religiosität Jägerstätters erkannt und betont, der Zeitdiagnostiker, der Widerstandskämpfer, der Gewissensheilige können nicht „vom Beter Jägerstätter losgelöst werden“. Die Deutung einer scheinbar abgeschlossenen Lebensgeschichte unterliege also einem steten Wandel, so der Historiker. „Der große Erfolg der Ausstellung ‚Franz und Franziska‘ darf uns gespannt sein lassen, welche Richtung die Wirkungsgeschichte ausgehend von dieser Schau einschlagen wird.“
„Franz und Franziska. Es gibt keine größere Liebe“
17. bis 26. Oktober 2025 | täglich zwischen 8.00 und 18.00 Uhr
Mariendom Linz
Hinweis:
Am 25. Oktober um 18.15 Uhr (Vorabend des Jahrestags der Seligsprechung) wird die Abendmesse mit Bischof Manfred Scheuer zu diesem Anlass gefeiert.
Unmittelbar nach Linz wird die Ausstellung am 2. November 2025 auch in Wien (Servitenkloster) präsentiert und mit einem Gottesdienst, dem Kardinal Christoph Schönborn vorsteht, eröffnet.
Links:
www.dioezese-linz.at/jaegerstaetter
https://ku-linz.at/forschung/franz_und_franziska_jaegerstaetter_institut