Donnerstag 25. April 2024

TV-Format „Feiertag im Dom“ zu Christi Himmelfahrt: In den Himmel? Nur mit den anderen!

Jägerstätter-Stele im Linzer Mariendom

Am Fest Christi Himmelfahrt übertrugt LT1 um 11 Uhr eine Feierstunde mit Bischof Manfred Scheuer aus dem Linzer Mariendom. Da der 21. Mai auch der Gedenktag Franz Jägerstätters ist, wurde bei der Feier eine inhaltliche Brücke zum Zeugnis des Seligen geschlagen.

Der „Feiertag im Dom“ am Fest Christi Himmelfahrt war die zweite von insgesamt sieben Feierstunden, die auf LT1 im Mai und Juni aus dem Linzer Mariendom übertragen werden. Der Titel der Feier lautete: „In den Himmel? Nur mit den anderen! Mit Franz Jägerstätter zum Hochfest Christi Himmelfahrt“. Der inhaltliche Akzent auf Jägerstätter ergab sich daraus, dass der 21. Mai Jägerstätters Tauf- und Gedenktag ist. Gestaltet wurde die Feierstunde im Stil eines Stundengebets von Mitgliedern des diözesanen Jägerstätter-Beirats und Jägerstätter-Biografin Dr.in Erna Putz. Bischof Dr. Manfred Scheuer leitete die Feierstunde und hielt auch die Predigt.

 

Franz Jägerstätter stand ab 1940 in regem brieflichem Austausch mit Frontsoldaten. Briefe von Verwandten wie von Rudolf Mayr, seinem Mitbruder im Dritten Orden des hl. Franziskus, geben Einblick in deren Erlebnisse und seelische Erfahrungen. Im Rahmen der Feier wurden von Erna Putz, Andreas Schmoller und Thomas Schlager-Weidinger bei der Jägerstätter-Sele Auszüge aus dem Briefwechsel zwischen Franz Jägerstätter und Rudolf Mayr und aus dem letzten Brief Franz Jägerstätters an seine Familie verlesen.

 

Lesung aus dem Briefwechsel zwischen Franz Jägerstätter und und Rudolf Mayr: Thomas Schlager-Weidinger
Lesung aus dem Briefwechsel zwischen Franz Jägerstätter und und Rudolf Mayr: Andreas Schmoller
Lesung aus dem Briefwechsel zwischen Franz Jägerstätter und und Rudolf Mayr: Erna Putz

© Diözese Linz / Valant

 

 

„Der Glaube an den Himmel war für Franz Jägerstätter ein Frühwarnsystem gegenüber Gefahren“

 

Diözesanbischof Manfred Scheuer in seiner Predigt: „Durch sein Zeugnis kann Franz Jägerstätter uns helfen zu verstehen, was der Himmel ist, damit wir heute nicht einen falschen Himmel suchen, damit wir uns nicht mit zu wenig zufriedengeben und nicht unsere Sehnsucht tief im Herzen zuschütten und denken, es komme ohnehin nichts mehr. Er kann uns helfen, damit wir nicht in den Rausch flüchten. Franz Jägerstätter wusste um die verführerische Macht von falschen Vorstellungen des Heils, des Glücks, auch des Himmels. Er wusste um die Versuchung des Bösen in der Gestalt der Wohltat. Damals haben die Nationalsozialisten Brot, Arbeit, ja sogar die Beseitigung von sozialen Ungleichheiten versprochen. Aber der Preis dafür war barbarisch. 60 Millionen Tote hatten ihn zu bezahlen.  Vielleicht ist uns die Erfahrung gar nicht so fremd, dass sich etwas, was zunächst anziehend, attraktiv erscheint, bei längerem Hinschauen in eine ganz andere Richtung entwickelt. Franz Jägerstätter schaute hinter die Masken der Propaganda, hörte hinter die Rhetorik der Verführung, er schaute auf den Schwanz von Entwicklungen. Welche Antriebskräfte führen zu einem Mehr an Gerechtigkeit, zu einem Mehr an Hoffnung, auch zu einem Mehr an Frieden? Und was endet im Kater, im Ekel vor dem Leben, in Ruin der eigenen Gesundheit, in der Auflösung von Gemeinschaft, zur Zerstörung der Gesellschaft? Was endet letztlich imTod?“

 

Der Glaube an den Himmel sei für Franz Jägerstätter ein Frühwarnsystem gegenüber Gefahren gewesen, eine Stärkung des Immunsystems gegenüber tödlichen Viren. Scheuer: „Er wollte den Frieden nicht auf das Jenseits verschieben, nicht Menschenwürde und Menschenrecht einem Gespensterreich überlassen, nicht die Liebe auf einen utopischen Zeitpunkt verlagern. Er lebte und verwirklichte die Vaterunser-Bitte: Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.“ Jägerstätter habe auf das Leid der anderen, etwa der Soldaten in Russland, geschaut: „Was haben die zu leiden und wann werden sie wieder aus ihrer Not befreit werden?“, schrieb er in einem Brief an Franziska. Das Leiden der anderen, der Fremden, vielleicht auch der Gegner, der Feinde, sei vor 80 Jahren nicht oder nur ungenügend in den Blick gekommen, betonte Scheuer. 

 

Den Blick auf das Leiden der anderen brauche es auch im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, so Scheuer weiter: „Gegenwärtig sollen wir wahrnehmen: Wo sind die Verlierer? Wo sind die Armen, wer lebt heute in prekären Verhältnissen bei uns? Auf wen sollen wir besonders schauen?“ Ebenso wichtig sei es aber, jene nicht zu vergessen, die wegen Krieg, Verfolgung oder Aussichtslosigkeit geflüchtet und nun schutzlos auf die Hilfe anderer angewiesen seien. Scheuer wörtlich: „Daher muss den Geflüchteten in den Konfliktzonen des Nahen Ostens vor Ort weitergeholfen werden. Hilfe brauchen aber auch die Menschen in den Flüchtlingslagern. Als einen Ausdruck gelebter Solidarität im Sinne „erneuerter Normalität“ ist es dringend notwendig, ein faires Kontingent an Flüchtlingen und Vertriebenen in absehbarer Zeit auch in Österreich aufzunehmen und zu versorgen.“

 

Und mit Charles Peguy betonte Bischof Scheuer abschließend: „Wir müssen miteinander selig werden. Wir müssen miteinander zu Gott gelangen, miteinander vor ihn hintreten. Wenn wir vor Gott hintreten, dann wird die Frage sein: Wo hast Du den anderen gelassen? Wir sollten also nicht einer ohne den anderen dem guten Gott begegnen. Was würde Gott wohl sagen, wenn einer ohne den anderen vor ihn tritt?“

 

Gedanken von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

Bischof Manfred ScheuerBischof Manfred Scheuer. © Diözese Linz / Valant

 

Berührende Vertonung eines Jägerstätter-Textes

 

Bei der Feierstunde erklang auch die Komposition für Mezzosopran und Orgel mit dem Titel „Der Friede sei mit Euch“. Es handelt sich dabei um die Vertonung eines Textes von Franz Jägerstätter durch Domorganist Wolfgang Kreuzhuber. Das Stück wurde im Oktober 2017 zum 10-Jahr-Jubiläum der Seligsprechung von Franz Jägerstätter in der Linzer Minoritenkirche uraufgeführt. Es musizierten Domorganist Wolfgang Kreuzhuber und Mezzosopranistin Monika Schwabegger. In der Komposition heißt es auch: „Wollen wir die Welt verbessern, so müssen wir bei uns selbst anfangen“ – eine Passage, die gegenwärtig besondere Aktualität erlangt.

 

Komposition 'Der Friede sei mit euch' mit Mezzosopranistin Monika Schwabegger und Domorganist/Komponist Wolfgang Kreuzhuber.

Mezzosopranistin Monika Schwabegger und Domorganist/Komponist Wolfgang Kreuzhuber© Diözese Linz / Valant

 

„Sonntag im Dom“ und „Feiertag im Dom: Weitere Termine

 

Die österreichischen Bischöfe betonen in ihrem Hirtenwort zur Coronakrise „Gebet und stiller Dienst“, dass „die Mitfeier des Gottesdienstes über die Medien ein wichtiger Teil des Glaubenslebens bleibt“. Bereits an den Kar- und Ostertagen hatte der Fernsehsender LT1 sechs Gottesdienste mit Bischof Manfred Scheuer aus der Linzer Priesterseminarkirche übertragen – ein Angebot, das auf großes Zuseherinteresse gestoßen war. Daher werden auch im Mai und im Juni an Sonn- und Feiertagen insgesamt 7 Feierstunden aus dem Linzer Mariendom auf LT1 übertragen. Das Format mit dem Titel „Sonntag im Dom“ bzw. „Feiertag im Dom“ ist jeweils um 11 Uhr auf LT1 und via Internet-Stream auf www.dioezese-linz.at zu sehen. Die Feierstunden werden von unterschiedlichen SeelsorgerInnen und Teams zu verschiedenen inhaltlichen Akzenten gestaltet. Auch die musikalische Gestaltung variiert; Fixpunkt am Ende jeder Feierstunde ist eine Improvisation an der Rudigierorgel, gestaltet von Domorganist Wolfgang Kreuzhuber bzw. Organist Gerhard Raab.

  • Sonntag, 24. Mai | Maiandacht "Mary, did you know"
    (Gestaltung: Pastoralassistentin Stefanie Hinterleitner & Domjugend bzw. Katholische Jugend OÖ)
  • Sonntag, 31. Mai (Pfingsten) | Neuer Geist
    (Gestaltung: Katholische Frauenbewegung)
  • Sonntag, 7. Juni | Arbeit
    (Gestaltung: Betriebsseelsorge-Team der Diözese Linz)
  • Donnerstag, 11. Juni (Fronleichnam): Wort-Gottes-Feier mit Kindern
    (Gestaltung: Dompfarrer Maximilian Strasser und Pastoralassistentin Stefanie Hinterleitner)
  • Sonntag, 14. Juni | Vatertag
    (Gestaltung: Katholische Männerbewegung)

LT1 ist via Satellit, Kabel, A1 TV, DVB-T und online unter www.lt1.at zu empfangen. Via Satellit (ASTRA 19,2°) ist LT1 nur mittels HD-Receiver in Kombination mit einem HD-fähigen TV-Gerät empfangbar. Details zum Empfang gibt es auf www.lt1.at

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