Donnerstag 25. April 2024

Gedenkveranstaltung für „Dr. Johann Gruber - Christ und Märtyrer“

Am Vorabend zum Nationalfeiertag, 25.10.2009 fand im großen Saal des Pfarrheims in St. Georgen an der Gusen eine Gedenkveranstaltung und die Präsentation einer Broschüre über den Märtyrer Dr. Johann Gruber statt.

„Papa Gruber“ Radierung von Sevda Chkoutova „Papa Gruber“ Radierung von Sevda Chkoutova. © Diözese Linz

 

 

Die Bischöfe Dr. Ludwig Schwarz, Dr. Maximilian Aichern und Dr. Manfred Scheuer würdigten durch ihr Kommen das großartige Lebensbeispiel dieses Priesters. Paul Brusson, Zeitzeuge und Überlebender des KZ Gusen, war anwesend, sowie Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer.

Paul Brusson erzählte in seinem Statement wie er 1942 mit 21 Jahren in  das Lager Gusen kam und im März 1943, völlig erschöpft und entkräftigt Papa Gruber, so nannten viele Häftlinge Dr. Johann Gruber, kennenlernte. Johann Gruber sprach dem jungen Belgier Mut zu und veranlasste es, dass er in die Häftlingsschneiderei kam, wo die Arbeit leichter war. Paul Brusson machte als Präsident der belgischen Lagergemeinschaft im Zusammenhang mit dem Besuch Papst Johannes Paul II 1988 im KZ Mauthausen auf Johann Gruber aufmerksam und regte an, ihn selig zusprechen.

 

Unter anderem organisierte Dr. Gruber unter lebensbedrohlichen Bedingungen für die kranken und halbverhungerten Mithäftlinge verschiedener Nationalitäten regelmäßig Medikamente und die legendäre „Gruber-Suppe“. 


Für jüngere Häftlinge richtete Gruber, gemeinsam mit anderen inhaftierten Lehrern, eine illegale Lagerschule ein, die „spazierende Universität“ - Bildung sozusagen als Überlebensstrategie!

Er wird von den Überlebenden als „Engel in der Hölle von Gusen“ verehrt und geriet bei uns, in seiner Heimat, beinahe in Vergessenheit. 


Bereits wenige Tage nach der Befreiung des Lagers gaben mehrere polnische Häftlinge im Linzer Bischofshof die grausame Ermordung von Dr. Gruber zu Protokoll. Gleiches taten andere Häftlinge vor verschiedenen Linzer Pfarrämtern und würdigten Dr. Gruber in tiefer Dankbarkeit als einen „Heiligen“ und sprachen von einem „Christus in der Hölle“.

 


„Für mich ist er ein Heiliger“ 


Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer gratulierte den Veranstaltern zur Idee, diese Gedenkfeier am Vorabend des Nationalfeiertags zu halten. „Es ist ein gutes Stück Österreich“, so der Landeshauptmann, „das wir hier begehen“. Pühringer wies darauf hin, dass wir die dunklen Kapitel unserer Geschichte nicht wegsperren dürfen, sondern dass wir sie bewusst und sorgfältig aufschlagen müssen. Österreich hat sich im Zusammenhang des Nationalsozialismus viele Jahre nur als Opfer gesehen; dass sich viele Menschen durch aktives Mittun oder passives Mitlaufen auch schuldig gemacht haben, war eine schmerzhafte Erkenntnis. Mit Johann Gruber tritt uns ein Mensch entgegen, der den Gräuel seiner Zeit entschieden die Stirn geboten hat. Mit dem Satz „Für mich ist er ein Heiliger“ beschloss Pühringer seine Würdigung für Johann Gruber.

Die Autoren der Broschüre „Dr. Johann Gruber. Christ und Martyrer“, Dr. Thomas Schlager-Weidinger, Mag.a Siegi Witzany und Dr. Helmut Wagner führten in den Inhalt der Broschüre ein. Auf die Frage, was er sich von diesem Abend und der Broschüre erhoffe, zitierte Thomas Schlager-Weidinger den Satz einer Gedenkinschrift aus dem ehemaligen KZ Mauthausen: „Denn das Vergessen des Bösen ist die Erlaubnis zu seiner Wiederholung und das Erinnern des Guten die Ermutigung zum Widerstehen.“ Helmut Wagner skizzierte die Rezeptionsgeschichte von Johann Gruber nach seinem Tod. Bis auf einige wenige Versuche in den ersten Jahren nach dem II. Weltkrieg, sein Leben und seinen Tod öffentlich zu würdigen, breitete sich ein fast 50järhiges Schweigen auch in der Kirche über das Leben von Johann Gruber aus. Aufgrund der vielen toten, vermissten  und verwundeten Soldaten blieb in der Nachkriegszeit kein Raum für die Verehrung jener, die dem Nationalsozialismus Widerstand leisteten.

 

 

Christusnachfolge 


Bischof Dr. Ludwig Schwarz würdigte die starke Persönlichkeit, die den Priester Johann Gruber auszeichnete. Er war ein unbequemer Kopf, der sein Leben für die Förderung Benachteiligter einsetzte. Besonders die Bildung lag ihm am Herzen, da er durch sein eigenes Leben wusste, wie wertvoll sie für ein gelingendes Leben war. Johann Gruber hatte zwar Christus nicht immer auf den Lippen, dafür aber immer im Herzen. Auch ihm KZ ließ ihn die Christusnachfolge den Blick auf die Leidenden richten. Durch sein Tun ist er Christus nachgefolgt und ihm gleichzeitig begegnet.

 

 

„Eine solche Liebe, verdient Verehrung“ 


Bischof em. Dr. Maximilian Aichern eröffnete seinen Beitrag mit der Feststellung, dass sich die Katholische Kirche nach dem II. Weltkrieg mit ihren eigenen Märtyrern schwer tat. Trotzdem darf die Diözese  an ihren eigenen Märtyrern nicht vorbeigehen. Maximilian Aichern erzählte von den Gesprächen mit Bischof Zauner, seinem Vorgänger, über Johann Gruber. 1998 gab er, angeregt durch einen Brief von Kardinalstaatssekretär Casaroli, einen Forschungsauftrag an das Institut für Kirchengeschichte zur Biographie Johann Grubers. Am Ende seiner Ausführungen zitierte Bischof Aichern noch einmal seinen Vorgänger mit Bezug auf Dr. Johann Gruber mit den Worten: „Eine solche Liebe, verdient Verehrung“

 

(ha/gec)

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