Mittwoch 24. April 2024

Messe in der Pfarrkirche Ohlsdorf. ©Maurer, Malinar
Regens Mittendorfer feierte den Gottesdienst. ©Maurer, Malinar
anschließende Agape: Barbara Probst-Polasek, Max Mittendorfer. ©Maurer, Malinar
Gitaristin Barbara Probst-Polasek, Schwiegertochter von Christoph Probst. ©Maurer, Malinar

 

Am 22.2.1943 wurden Christoph Probst sowie Hans und Sophie Scholl in München Stadelheim hingerichtet. Christoph Probsts Schwiegertochter, Frau Prof. Barbara Probst-Polasek, kam anlässlich der Gedenkfeier zum 66. Todestag von Ch. Probst sowie Hans und Sophie Scholl ("Weiße Rose") in der Pfarrkirche von Ohlsdorf. Das Gedenken wurde von Dr.in Erna Putz (Jägerstätterbiographin) organisiert. Mag. Maximilian Mittendorfer, Regens und geistlicher Assistent von Pax Christi Österreich feierte die Messe und hielt die Predigt.

 

Barbara Probst-Polasek ist Professorin für Gitarre an der Musikhochschule in München und musizierte bei der Feier.

 

Vor dem Gottesdienst wurden Texte von Christoph Probst gelesen. Auszüge aus dem Abschiedsbrief an die Angehörigen:

 

Zitate: „Echte Freuden“ – „Himbeeren“
Auch im schlimmsten Wirrwarr kommt es darauf an, dass der Einzelne zu seinem Lebensziele kommt, zu seinem Heil kommt, welches nicht in einem äußeren „Erreichen“ gegeben sein kann, sondern nur in der inneren Vollendung seiner Person. Denn das Leben fängt ja nicht mit der Geburt an und endigt im Tod. So ist ja auch das Leben als die große Aufgabe der Mensch – Werdung, eine Vorbereitung für ein Dasein in anderer neuer Form. Und dieser Aufgabe dienen letzthin alle kleineren und größeren Aufgaben und Ereignisse des Lebens. Wir erkennen zwar ihren inneren Zusammenhang noch nicht, wissen aber, dass sie sinnvoll sein müssen. Später einmal wird erst ein Licht auf alle Dinge unseres Lebens fallen, das die uns klar erkennen lässt. Zunächst aber müssen wir mit unserer ‚Unwissenheit’ vorlieb nehmen und den Weg unter den vielen möglichen aussuchen, der nach oben geht – und wenn wir ihn finden und auf ihm gehen, erleben wir viele Freuden, - echte Freuden, die uns niemand mehr nehmen kann...


Hier ist alles beim Alten. Der letzte Sonntag in Zell war besonders schön. Stell dir den Mischa (kl. Sohn) beim Beerensuchen vor: ein bewegliches Pünktlein in der Gegend. Mit Begeisterung kraxelte er über alle Baumstümpfe und brachte hie und da ein halbzerquetschtes Beerlein. „Eini tun“, sagte er und warf es ins Gefäß, um dann eine Hand voll herauszuholen und zu schnabulieren...


Mitte der Woche war ich einen Tag in Tegernsee, zusammen mit Hans Scholl, einem Bekanten. Es war besonders nett,...


Aus einem Brief von Christoph Probst an seinen Bruder Dieter nach dessen Einberufung zum Arbeitsdienst vom 16. 7. 1942


Liebstes Mütterchen,
Ich danke Dir, dass Du mir das Leben gegeben hat. Wenn ich es recht überblicke war es ein einziger Weg zu Gott. Da ich ihn aber nicht mehr weit gehen konnte, springe ich über das letzte Stück hinweg. Mein einziger Kummer ist, dass ich Euch Schmerz bereiten muss. Trauert nicht zu sehr um mich, denn das würde mir in der Ewigkeit Schmerz bereiten. Aber ich bin ja nun im Himmel und kann euch dort einen herrlichen Empfang bereiten...grüße alle Lieben von mir. Sag ihnen, dass mein Sterben leicht und freudig war.         

 

                             

Jägerstätterbiographin Erna Putz erinnert sich, wie sie auf Christoph Probst aufmerksam wurde:

 

"Letzten November kam nach einem Vortag in Gilching bei München eine Dame auf mich zu und gab mir ein Buch über Christoph Probst, einem Mitglied der Münchner Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Ich erfuhr, dass ich mit dessen Schwiegertochter Barbara zu tun hatte. Natürlich las ich auf der Heimfahrt sofort das Buch und war und bin von der Gestalt des liebenswürdigen jungen Mannes fasziniert. Umgehend rief ich Frau Barbara Probst-Polasek an und fragte, ob wir nicht den Todestag hier in Ohlsdorf feiern könnten. Sie besprach sich mit der Familie, alle waren einverstanden. Besonders bewegend war für mich das Telefonat mit Frau Herta Siebler-Probst, der Witwe nach Christoph Probst ; sie ist im selben Alter wie Franziska Jägerstätter, hatte mit den drei Kindern ein ähnliches Schicksal und klang ähnlich agil. Frau Barbara Probst-Polasek ist Professorin für Gitarre an der Musik-Hochschule in München, sie bot an bei einer Feier zu musizieren.


Christoph Probst, Hans und Sophie Scholl wurden am 22. Februar 1943 in München Stadelheim enthauptet.Es gab damals nicht nur Fanatiker oder Mitläufer sondern auch Menschen, die sich für ein anderes, besseres Deutschland eingesetzt haben. In den überlieferten Fotos und Texten  begegnen uns sympathische, sehr gut aussehende und sehr gescheite Menschen."

Die drastischen Urteile gegen die Mitglieder der Weißen Rose, mit denen Roland Freisler ein abschreckendes  Exempel statuieren wollte, erregten international Aufsehen. 

 


Thomas Mann in einer BBC - Rundfunkrede vom 27. Juni 1943:


"Jetzt ist die Welt aufs tiefste bewegt von den Vorgängen an der Münchner Universität, wovon die Nachricht erst durch schweizer und schwedische Blätter, zuerst ungenau, dann mit immer ergreifenderen Einzelheiten, zu uns gedrungen ist. Wir wissen nun von Hans Scholl, dem Überlebenden von Stalingrad, und seiner Schwester, von Christoph Probst, dem Professor Huber und all den anderen; von dem österlichen Aufstande der Studenten gegen die obszöne Ansprache eines Nazi - Bonzen im Auditorium Maximum, von ihren Martyrertod unter dem Beil, von der Flugschrift, dies sie verteilt hatten und worin Worte stehen, die vieles gutmachen, was in gewissen unseligen Jahren an deutschen Universitäten gegen den Geist deutscher Freiheit gesündigt worden ist."

 

(gec)

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