Donnerstag 25. April 2024

Scheuer: Lebenszeugnis Jägerstätters beeinflusste Konzil

Den Einfluss des seligen Franz Jägerstätter auf das II. Vatikanische Konzil und seine Beschlüsse zur Gewissensfreiheit hat der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer bei einem Vortrag im Oktober 2012 in Wien betont.

Seine Widerstandskraft gegen den Nationalsozialismus habe Jägerstätter aus der damals gängigen moraltheologischen Tradition geschöpft. In Jägerstätters Aufzeichnungen steht: "Die Gebote Gottes lehren uns zwar, dass wir auch den weltlichen Oberen Gehorsam zu leisten haben, auch wenn sie nicht christlich sind. Aber nur so weit sie uns nichts Schlechtes befehlen." Deshalb war für Jägerstätter laut Bischof Scheuer ein Eintritt in die NSDAP sündhaft, Kriegsdienst unter Hitler aus Gewissensgründen nicht möglich. Eine Einstellung, für die der dreifache Familienvater schließlich hingerichtet wurde. 

Das Konzil griff Franz Jägerstätters (1907-1943) Lebenszeugnis auf. Die Hintergrundarbeit hierfür leisteten die nunmehrige Ehrenpräsidentin des internationalen Versöhnungsbundes, Hildegard Goss-Mayr, und ihr Ehemann Jean Goss. Das Paar war laut Bischof Scheuer dafür verantwortlich, dass die Anerkennung des Gewissens in Bezug auf Kriegsdienstverweigerer in der Pastoralkonstitution "Gaudium et spes" verankert wurde. 

Dort heißt es unter anderem, dass Handlungen im Krieg, die in bewusstem Gegensatz zum natürlichen Völkerrecht und seiner allgemeinen Prinzipien stehen, furchtbare Verbrechen sind. Dazu gehört unter anderem die Ausrottung "ganzer Völker und völkischer Minderheiten." Ebensolche Verbrechen seien Befehle, die solche Taten anordnen. Höchste Anerkennung verdient laut "Gaudium et spes" die Haltung derer, die sich solchen Befehlen "furchtlos und offen widersetzen". 

Bischof Scheuer wies darauf hin, dass Hildegard Goss-Mayr und Jean Goss mit 200 Bischöfen gesprochen hätten. Sie diskutierten unter anderem mit Kardinal Franz König, dem Theologen Karl Rahner und dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Alfredo Ottaviani. Letzterer hätte laut Bischof Scheuer in der Friedensfrage "ein sehr offenes Ohr" für die Anliegen gehabt, wiewohl Ottaviani sonst zur konzilsskeptischen Fraktion gehörte. Eine weitere wichtige Rolle habe auch der Erzbischof von Bombay, Thomas D. Roberts gespielt. Dieser wies 1965 in einer schriftlichen Eingabe zu "Gaudium et spes" auf die "einsame Gewissensentscheidung Franz Jägerstätters" hin. Er stellte Jägerstätter als Vorbild für die Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen dar: "Er wurde vom Heiligen Geist auserwählt, für eine Wahrheit Zeugnis abzulegen, welche ’weisere’ Menschen weder erkennen noch annehmen. Jägerstätter wusste von Anfang an, dass seine Weigerung, zu welcher ihn sein Gewissen verpflichtete, seinen Tod bedeutete, und er war darauf vorbereitet." 

 


Quelle: Kathpress

(be)

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