Samstag 20. April 2024

Scheuer: Jägerstätter ist Wegweiser des Gewissens

Starkes spirituelles Leben und Lernbereitschaft prägten die Bildung des Gewissens von Franz Jägerstätter. Das betont der Tiroler Diözesanbischof Manfred Scheurer in einem Interview in der Wiener Kirchenzeitung.

Am 26. Oktober ist der fünfte Jahrestag von Jägerstätters Seligsprechung zu deren Vorbereitung Scheuer maßgeblich beigetragen hat. Jägerstätter verweigerte im Zweiten Weltkrieg aus Glaubensgründen den Kriegsdienst und wurde dafür vom NS-Regime zu Tode verurteilt und hingerichtet.

 

Franz Jägerstätter beeindrucke ihn, da dieser seine innere Freiheit in Diktatur und Gefängnis nach dem Motto "Besser die Hände gefesselt als der Wille" bewahrt habe, so Bischof Scheuer. Auch der Satz "Keiner irdischen Macht steht es zu, die Gewissen zu knechten. Gottes Recht bricht Menschenrecht" stamme von Jägerstätter. Ihm sei ein leichterer Weg offen gestanden, doch er habe sich selbst mehr als das Zumutbare abverlangt. "Seine Gewissensfreiheit und Individualität haben den Seligen vor Menschenfurcht oder Aufgehen in der Masse bewahrt", erinnert Scheuer.

 

Kein Handlanger von Eigeninteressen

 

Derzeit verfolge die Berufung auf das Gewissen oft das Ziel, individuelle Kosten einer Entscheidung niedrig halten, analysiert der Bischof. Jägerstätter habe hingegen für die Treue zu seinem Gewissen den hohen Preis seines eigenen Lebens bezahlt. "Viele schwimmen in der Masse mit, gehen in der Rolle auf und leben damit schon in der unauffälligen Herrschaft der anderen", so Scheuer. Die Manipulation durch Ideologien oft schon ab Kindesalter nenne die 
Theologie die "Erbsünde". Für Jägerstätter sei die Ursache für die selbst verschuldete Unmündigkeit seiner Zeitgenossen die Abgabe von eigenem Denken und Verantwortung gewesen.

 

"Gewissen ist kein Handlanger der Eigeninteressen, nicht die Instanz der Beliebigkeit und der Auflösung von Normen", betont Scheuer. Vielmehr sei es Ort der Erfahrung des Unbedingten und der Begegnung zwischen Gott und Mensch, laut der Pastoralkonstitution "Gaudium et 
Spes" das "Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist". Um zu hören, brauche man Ruhe und Wachheit, Zeiten der Stille und Freiräume ohne Hetze, Druck und Zwang. Vielen falle es heute schwer, hier das rechte Maß zu finden, so der Bischof.

 

Weisheit und Verstand statt Führergehorsam

 

Jägerstätters Leitmotiv sei eine Passage aus der Pfingstsequenz gewesen. Die dort angeführten sieben Gaben des Heiligen Geistes habe der Selige ironisch auf den Führergehorsam der NS-Zeit angewandt mit den Worten "Wenn wir ohnedies blindlings dem Führer zu gehorchen haben, zu was brauchen wir da viel Weisheit und Verstand vom Heiligen Geist?"

 

Geformt habe Jägerstätter das Gewissen durch sein "starkes spirituelles Leben und Lernbereitschaft", konkret durch sein Gebetsleben, die Heiligung des Sonntags, die tägliche Feier der Eucharistie sowie das Lesen der Heiligen Schriften und der Lebensgeschichte von Heiligen. Ebenso habe er die Stellungnahme des kirchlichen Lehramtes zum Nationalsozialismus gekannt und sich mit Familie, Bekannten und Priestern auseinandergesetzt.

 

Wallfahrt anlässlich fünf Jahre Seligsprechung

 

Anlässlich des fünften Jahrestages der Seligsprechung findet am 26. Oktober eine Wallfahrt von Reindlmühl bei Altmünster am Traunsee zur Kirche auf den Richtberg statt. Begleitet wird die Veranstaltung unter dem Motto "Impulse aus dem Leben von Franz und Franziska zum Jahr des Glaubens" von der Jägerstätter-Biographin Erna Putz, der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz und Bischofsvikar Max Mittendorfer werden die Eucharistiefeier leiten. 

 

(Quelle: Kathpress)

 

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