Unter ihnen Franziska Jägerstätter und ihre drei Töchter, Angehörige der Familien Jägerstätter und Mayr, die Linzer Bischöfe Ludwig Schwarz und Maximilian Aichern, Prälat Josef Mayr –Neffe des Geehrten, Franz Weber und Ewald Kreuzer vom Dritten Orden des Hl. Franziskus, ReligionslehrerInnen sowie Mitglieder von Pax Christi und den Gemeinden St. Radegund und Peuerbach. Brisanz bekam die Feier durch die vor kurzem entdeckte neue und bisher unbekannte Korrespondenz zwischen Jägerstätter und Mayr.
Eintritt in den dritten Orden des Hl. Franziskus
Franz Jägerstätter lernt Rudolf Mayr 1940 in der Kaserne in Enns kennen. Aus der Freundschaft der beiden überzeugten Katholiken wurde eine tiefe geistliche Verbundenheit. Gemeinsam wurden sie am 8. Dezember 1940 in Enns in den „Weltlichen Dritten Orden“ des heiligen Franziskus aufgenommen. In der Begegnung der beiden Familien Jägerstätter und Mayr ging es immer wieder um das Ringen eines christlichen Handelns im Krieg. Das Thema Wehrdienstverweigerung, aber auch die Angst um die Familien wurde besprochen. Der Austausch über Glaube und geistliche Literatur kennzeichnet die Korrespondenz der beiden Männer. Nach Überzeugung Jägerstätters besteht die Verantwortung eines Christen nicht bloß im Gehorsam der staatlichen Obrigkeit gegenüber, sondern er hat auch die Pflicht, den Staat mitzugestalten. Damit nimmt er entscheidende Positionen des 2. Vatikanischen Konzils vorweg. Sein Freund Rudolf Mayr verweigerte den Kriegsdienst nicht, er gilt seit dem 12. August 1943 als vermisst – drei Tage nach der Enthauptung Jägerstätters.
Bei den Vorbereitungen zur Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Ordenseintritts sind die Jägerstätterbiographin Erna Putz und Prälat Josef Mayr auf sieben bislang unbekannte Jägerstätter-Briefe aus den Jahren 1942/43 gestoßen. Prälat Josef Mayr konnte Felix Wiesinger, den Stiefsohn seines onkels Rudolf Mayr, ausfindig machen, der die Hinterlassenschaft seiner Eltern aufbewahrt hatte. Dabei kamen auch 130 Briefe des Ehepaares Mayr zutage sowie mehrere Briefe von Pfarrer Franz Krenn, der als Priester mit Berufsverbot belegt in Enns als Organist lebte.
Politische Verantwortung von ChristInnen
Bischof Aichern nutzte die Begrüßungsworte um ein weiteres Mal auf die politische Bedeutung von Franz Jägerstätter hinzuweisen: „Wenn es um politische Verantwortung geht, können sich Christinnen und Christen nicht drücken. Wenn in unserer gegenwärtigen Gesellschaft Menschen mit unmenschlichen Methoden und mit Zynismus behandelt werden, so sind wir gemahnt, Zivilcourage an den Tag zu legen.“
Schüler gehen auf Franz Jägerstätter zu
Bei der Gedenkfeier wurden Arbeiten von SchülerInnen verschiedener Volks- und Hauptschulen präsentiert. Welche Werte haben Franz Jägerstätter geleitet und welche habe ich? Wie ist es den drei Kindern gegangen? Wie war die Liebesgeschichte von Franz und Franziska Jägerstätter? Was bedeutet es, gegen den Strom der damaligen politischen Anschauung zu schwimmen? Wie sieht der Beitrag Jägerstätters zum Frieden aus? Diese Fragen beschäftigten die Kinder und Jugendlichen. Sie waren Ansatzpunkt zu Collagen, Theaterstücken und Friedensarbeit im Religionsunterricht.
Mit einem festlichen Gottesdienst in der Franziskanerkirche in Enns schloss der Gedenknachmittag ab. Das beeindruckende Zeugnis der beiden Männer steckte die Teilnehmenden an, dies benannten auch Bischof Ludwig Schwarz und Pfarrer Martin Bichler.
(gec)