Donnerstag 25. April 2024

Gedenkveranstaltungen in Österreich, Deutschland und Großbritannien

„Durch sein Leben und Zeugnis wird Franz Jägerstätter selber zu einer biblischen Gestalt.“  

Dr. Georg Locher, Dir. des Österreichischen Kulturforums Berlin, mit der Vortagenden Dr.in Erna Putz in Berlin. © Löcher
V.l.: Elisabeth Jungmeier / Pax Christi, Bischof em. Maximilian Aichern, Prof. Dr. Otto Schwankl, Maria Dammer / Tochter von Franz Jägerstätter, Bischofsvikar Mag. Maximilian Mittendorfer. © Diözese Linz
Gedenkveranstaltungen in Österreich, Deutschland und Großbritannien zum 70. Todestag von Franz Jägerstätter. © Diözese Linz
Gedenkveranstaltungen in Österreich, Deutschland und Großbritannien zum 70. Todestag von Franz Jägerstätter. © Diözese Linz
Gedenkveranstaltungen in Österreich, Deutschland und Großbritannien zum 70. Todestag von Franz Jägerstätter. © Diözese Linz

 

In St. Radegund und Tarsdorf wurde die Beziehung zur Bibel des Seligen Franz Jägerstätter in den Mittelpunkt gestellt. Am 9. August 2013 jährt sich der Todestag des Seligen Franz Jägerstätter zum 70. Mal. Der Bauer und Familienvater Franz Jägerstätter wurde am 9. August 1943 wegen „Wehrkraftzersetzung“ von den Nationalsozialisten in Brandenburg an der Havel enthauptet. Aufgrund seines Glaubens hat Franz Jägerstätter den Kriegsdienst verweigert. 2007 wurde Franz Jägerstätter von der Katholischen Kirche seliggesprochen. Zum 70. Todestag werden in zahlreichen Veranstaltungen am 8. und 9. August 2013 in St. Radegund und Tarsdorf, in Brandenburg, in Berlin sowie in London seines Todestages gedacht.

 

 

70. Todestag in St. Radegund und Tarsdorf: Jägerstätters Gedanken sind in der Substanz urbiblisch


Die Pfarren St. Radegund und Tarsdorf und die christliche Friedensinitiative Pax Christi Österreich luden am Freitag, 9. August 2013 zu einem Vortrag des Bibelexperten Prof. Dr. Otto Schwankl von der Universität Passau zum Thema „Franz Jägerstätter und die Bibel“. Die Tochter von Franz Jägerstätter Maria Dammer, Bischof em. Maximilian Aichern, Bischofsvikar Maximilian Mittendorfer, Pfarrer Josef Steinkellner (St. Radegund und Tarsdorf) und Elisabeth Jungmeier (Pax Christi) waren Ehrengäste der über 100 Teilnehmenden an der Jägerstättergedenkveranstaltung.
 

Dr. Schwankl beschäftigte sich ausführlich mit der Beziehung Franz Jägerstätters zur Bibel. Franz Jägerstätter war Zeit seines Lebens am Lesen und an der Bildung interessiert. Er hat sich über neue kirchliche und theologische Entwicklungen im Rahmen seiner Möglichkeiten informiert. Das Lesen der Bibel war ihm wichtig.


In seinem Gefängnis in Berlin Tegel und danach in Brandenburg hatte er nur Zugang zur Bibel. Im letzten Heft seiner Aufzeichnungen – Heft 4 mit dem Umschlag-Vermerk „Im Kerker geschrieben“ – beschreibt er unter der Überschrift „Was jeder Christ wissen soll“ eine durchgehend biblische, neutestamentliche Gedanken- und Textsammlung. Alle Einträge sind aus der Stuttgarter Kepplerbibel aus dem Jahr 1939 entnommen. Laut Prof. Schwankl stammen alle dort vermerkten Kurzkommentare entgegen der bisherigen Annahmen nicht von Jägerstätter selbst, sondern vom Trierer Neutestamentler Peter Ketter, der die Kepplerbibel herausgab. Prof. Schwankl beschreibt diese theologischen Kommentare als in der damaligen Zeit bibelwissenschaftlich sehr fortschrittlich. Alle Zitate der Bibel und alle Kommentare beschreiben wie Franz Jägerstätter die Bibel in seiner Situation aktualisiert. Er zitiert Bibelstellen, wo der mutige christliche Einsatz beschrieben wird, die Zugehörigkeit zu Christus als Bekennertum, der Weg zur Erlösung von der Sünde, das Gebot der Liebe. Franz Jägerstätter zitiert aus den Johannesbriefen, Petrusbriefen, Jakobusbrief, aus drei Paulusbriefen und aus den Evangelien. Als letztes zitiert er aus der Aussendungsrede Jesu (Matthäusevangelium 10): „Fürchtet euch nicht von denen, die den Leib töten, aber die Seele nicht töten können … wer sein Leben um meinetwegen verliert, wird es finden.“


Die Bibel und ihre Botschaft trägt sich für Prof. Schwankl „wie ein roter Faden durch sein Leben“. Wie tief Jägerstätter in der Bibel beheimatet ist, zeigt laut Schwankl auch, „wie wachsam und konsequent er von der Schrift aus zur Unterscheidung der Geister fähig ist. Noch mehr staunt man über die Gedanken, die Jägerstätter ohne erkennbaren Bezug auf die Bibel formuliert, die aber in der Substanz urbiblisch sind.“  „Was Jägerstätter zum Seligen werden lässt“, so Schwankl, „ist erst das Handeln Jägerstätters, das Zeugnis für Jesus. Er wird dadurch selber zu einer biblischen Gestalt. In mancher Hinsicht ist Jägerstätter ein zweiter Jeremia mit prophetischen Zeichenhandlungen. Sein Weg folgt dem biblischen Gleichnis des Weizenkorns, das stirbt und reiche Frucht bringt.“

 

 

Um 16.00 Uhr wird in der Pfarrkirche St. Radegund eine Andacht zur Todesstunde von Franz Jägerstätter gebetet. Ein Gedenkgottesdienst in der Kirche St. Radegund mit Bischof em. Maximilian Aichern und die anschließende Lichterprozession zum Grab von Franz und Franziska Jägerstätter schließen den Gedenktag ab.

 

 

 

Gedenkveranstaltung in Berlin und in Brandenburg an der Havel


Anlässlich des 70. Jahrestages des Todes des österreichischen Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter wurden in Berlin und am Gedenkort der Justizanstalt Brandenburg Gedenkveranstaltungen abgehalten.


Jägerstätterbiografin Dr.in Erna Putz und VertreterInnen der Gemeinde St. Radegund sowie der Deutschen Bundesregierung waren bei den Gedenkveranstaltungen Vortragende bzw. Ehrengäste.

Jägerstätterbiografin Dr.in Erna Putz hielt am 8. August 2013 einen Vortrag am Österreichischen Kulturforum Berlin zum Thema: „Franz & Franziska Jägerstätter - Zur Rezeption zweier Unbequemer“.


Franz Jägerstätter hat in seiner Heimat jahrzehntelang zu heftigen Diskussionen geführt. Insbesondere ehemalige Wehrmachtssoldaten und deren Familien fühlten sich durch dessen Entscheidung angegriffen und lehnten öffentliche Würdigungen ab. Anderen wiederum half er, das eigene Tun und Lassen als Soldat kritisch zu betrachten. Seine Witwe Franziska stand als einzige zu ihm und machte die Briefe und Aufzeichnungen ihres Mannes zugänglich.

In den letzten zehn Jahren hat sich die Einstellung zu Franz Jägerstätter allerdings gewandelt. Dies war 2007 bei der Seligsprechung, der Anerkennung seiner Entscheidung durch die Kirche, ersichtlich. Franziska Jägerstätter wurde in den letzten Jahren und vor allem auch rund um ihren 100. Geburtstag von VertreterInnen der Politik und Kirche gewürdigt.


Person und Entscheidung Jägerstätters waren seit Jahrzehnten auch Inspiration für KünstlerInnen. Zwei Opern wurden geschaffen, mehrere Theaterstücke, u. a. eines von Joshua Sobol. Gegenwärtig läuft beim Theatersommer Haag mit großem Erfolg das Jägerstätter-Stück von Felix Mitterer.

Die Gedenkveranstaltungen am 9. August 2013 starten um 15.30 Uhr vor der Justizvollzugsanstalt Brandenburg und werden im Gedenkort in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Hinrichtungsraumes in Brandenburg/Havel fortgesetzt.


Im Rahmen der Veranstaltung hält Dr.in Erna Putz einen Vortrag zum Thema: „Franz und Franziska Jägerstätter – Zum Wachsen und Werden einer Entscheidung“.

Erna Putz geht in diesem Vortrag den Entscheidungsweg Jägerstätters nach. Sie beschreibt die Menschen und Erlebnisse im Leben Jägerstätters, die ihn darin geprägt haben. So sein Freund und „Ordensbruder“ im Dritten Franziskanischen Orden Rudolf Mayr, seine Frau Franziska Jägerstätter, seine Kinder und weitere WeggefährtInnen. Erna Putz beschreibt darin aber besonders auch den tiefen christlichen Glauben des Seligen Franz Jägerstätter.

 

 

Gedenkfeier in London


Pax Christi London gestaltet am 9. August in der Westminster-Kathedrale eine Gedenkandacht zur Todesstunde von Franz Jägerstätter um 18.30 Uhr. Am 18. Oktober wird DDr. Severin Renoldner (Pastoralamt) von Seiten der Diözese Linz in London zum 70. Todestag einen Vortrag halten.

 

(ej)

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