Donnerstag 25. April 2024

Das Gewissen als Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch

Gedenktag des Seligen Franz Jägerstätter am 21. Mai

Bischof Scheuer sprach beim Gottesdienst davon, dass des ChristIn-Sein in der Gegenwart eine starke Sympathie für den Zeitgeist braucht. © Diözese Linz
DiskussionsteilnehmerInnen: v.l.: Superintendent Dr. Gerold Lehner, Jägerstätterbiografin Dr.in Erna Putz, Mag.a Renate Bauinger (Evangelisches Bildungswerk), Bischof Dr. Manfred Scheuer, Pädagoge Dr. Thomas Schlager-Weidinger. © Diözese Linz
SchülerInnen der HS Ostermiething und ihre Arbeit zum Wettbewerb. © Diözese Linz
Ökumenisches Gebet im Linzer Mariendom. © Diözese Linz
Das Gewissen als Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch: Gedenktag des Seligen Franz Jägerstätter am 21. Mai. © Diözese Linz
Das Gewissen als Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch: Gedenktag des Seligen Franz Jägerstätter am 21. Mai. © Diözese Linz
Das Gewissen als Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch: Gedenktag des Seligen Franz Jägerstätter am 21. Mai. © Diözese Linz
Das Gewissen als Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch: Gedenktag des Seligen Franz Jägerstätter am 21. Mai. © Diözese Linz
Das Gewissen als Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch: Gedenktag des Seligen Franz Jägerstätter am 21. Mai. © Diözese Linz
Das Gewissen als Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch: Gedenktag des Seligen Franz Jägerstätter am 21. Mai. © Diözese Linz
Beim Gottesdienst am Linzer Pöstlingberg brachten die SchülerInnen Symbole des Lebens Jägerstätters zum Altar. © Diözese Linz

 

Am 21. Mai, dem Tauftag des Seligen Franz Jägerstätter lädt die Diözese Linz jedes Jahr zum Gedenktag an den 2007 seliggesprochenen Verweigerer des Dienstes mit der Waffe für das NS Regime. Am heurigen Jägerstättergedenktag stand in Linz die Gewissensentscheidung des Märtyrers im Mittelpunkt. Der Innsbrucker Bischof Dr. Manfred Scheuer hat sich im Vorfeld der Seligsprechung für die Diözese Linz intensiv mit Franz Jägerstätter auseinandergesetzt. Er hielt im Linzer Ursulinenhof, in dem Jägerstätter vor 70 Jahren inhaftiert war, einen Vortrag zu „Franz Jägerstätter - Gewissen als Ort der Begegnung mit Gott“. Die Entscheidung des oberösterreichischen Bauern und Mesners, den Dienst mit der Waffe in Hitlers Krieg zu verweigern, war Grundlage im Zweiten Vatikanischen Konzil zur Neudefinition der Gewissens- und Religionsfreiheit.

 

Eine Podiumsdiskussion mit dem evangelischen Superintendenten Dr. Gerold Lehner und der Jägerstätterbiografin Dr.in Erna Putz sowie dem Pädagogen Dr. Thomas Schlager-Weidinger brachte die Bedeutung dieser Entscheidung in ökumenischer Verbundenheit zum Ausdruck.

 

Arbeiten des bereits vierten SchülerInnen-Wettbewerbes rund um Franz und Franziska Jägerstätter wurden im Linzer Ursulinenhof präsentiert.

 

 

Ein Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch

 

Bischof Manfred Scheuer setzte sich bereits als Postulator im Vorfeld der Seligsprechung von Franz Jägerstätter mit dem Glauben und der Gewissensentscheidung Jägerstätters theologisch und philosophisch auseinander. In seinem Vortrag beim Gedenktag des Seligen grenzte er am Anfang den Gewissensbegriff Jägerstätters vom Gewissensbegriff des Nationalsozialismus und anderer Denkrichtungen ab. „Die Entscheidung Franz Jägerstätters, den Dienst mit der Waffe zu verweigern, ist eine Gewissensentscheidung, die die damals gängige Sittenlehre, die konkreten Auswirkungen des Krieges und das konkrete Schicksal von Menschen mit hinein nimmt“, so Bischof Scheuer: „Jägerstätter hat auch objektiv Zeugnis für die Wahrheit und für Gerechtigkeit abgelegt. Er ist Märtyrer, der vor die Alternative: Gott oder Götze, Christus oder Führer, gestellt war. Aus einem gebildeten und reifen Gewissen heraus hat er ein entscheidendes Nein zum Nationalsozialismus gesagt und ist wegen seiner konsequenten Weigerung, in Hitlers Krieg als Soldat zu kämpfen, hingerichtet worden.“ 

 

Jägerstätter habe den Mut gehabt, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, er habe sich gebildet, gelesen und sei durch das Gebet zu einem tiefen Glauben gelangt. Jägerstätter selber schrieb einmal, dass das Gebet Widerstandskraft gebe und der tiefe Glaube Freiheit von der Angst nehme. Jägerstätter blieb seinem Gewissen auch treu, als Familie und kirchliche Autoritäten davon abrieten. „Das Gewissen ist die Erfahrung des Unbedingten, das uns in Anspruch nimmt. Es ist kein Handlanger von Eigeninteressen“, so Scheuer weiter: „Es ist ein Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch.“ In der Rückschau erinnere der Gewissensprotest Jägerstätters daran, dass die „Maßstäbe von Gut und Böse unverrückbar bleiben, auch wenn sie in der damaligen pervertierten öffentlichen Moral kaum Widerhall fanden.“

 

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde von Superintendent Gerold Lehner die Gewissensbildung und die Glaubenstiefe noch einmal in Zusammenhang gebracht: „Eine Gabe muss gebildet werden. Es braucht Gewissenbildung, denn zu wissen, was gut und böse ist, ist noch kein Umsetzen oder Handeln. Das Gewissen wächst und lebt in der Bindung an Gott. Das wird bei den Zeugen gegen das NS-Regime sehr deutlich.“ Auch die Organisatorin des Gedenktages und Jägerstätterbiografin Erna Putz betonte das Ringen um den rechten Glauben, aber auch das gestärkte Hervorgehen aller Märtyrer des 20. Jahrhunderts. Putz erinnerte auch daran, dass das Ehepaar Franz und Franziska Jägerstätter ihre Beziehung im Laufe der Entscheidungsfindung vertieft hätten und an dieser Entscheidung menschlich und im Glauben gewachsen seien.

 

Der Theologe und Pädagoge Thomas Schlager-Weidinger beschäftigte sich im Rahmen seiner Dissertation mit der Gewissensentscheidung Franz Jägerstätters und sprach von drei Faktoren, die die Stärke seines Gewissens gebildet hätten: Einerseits die Gnade des Glaubens, andererseits die Einsicht in die Welt über sehr kompetent reflektierte Erfahrungen und weiters über die Bildung und Lektüre von Schriften. 

 

 

Beeindruckende SchülerInnenbeiträge zum Jägerstättergedenken 2013

 

Anlässlich des 100. Geburtstages von Franziska Jägerstätter und dem 70. Jahrestag der Hinrichtung ihres Mannes am 9. August 1943 hat die Initiative Jägerstätter gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz bereits zum vierten Mal einen SchülerInnenwettbewerb ausgeschrieben.

Dieses Mal reichten an die 120 SchülerInnen ihre Beiträge ein, die sich mit den Seligpreisungen als der treibenden Kraft der Jägerstätters auseinandergesetzt haben. Neben Briefen beeindruckten v.a. die grafischen Arbeiten in Form von Collagen, Wordarts und einer Fotogeschichte mit dem Titel „Wie tickt die Welt? Was treibt uns an?“ Nach einer Analyse der gegenwärtigen Werte wird hierbei das Wertesystem der Nationalsozialisten und dazu im Kontrast die biblisch fundierte Haltung Jägerstätters mittels Fotos in Szene gesetzt. 

Die eingereichten Arbeiten dokumentieren nicht nur eine intensive Auseinandersetzung mit dem Leben, Denken und Glauben der Jägerstätters, sondern stellen selbst ein interessantes Zeitzeugnis dar, wie junge OberösterreicherInnen über eine dunkle Epoche ihrer Geschichte denken. Es ist geplant, ein Buch mit dem Titel „Aus dem Rahmen – Jägerstätter in Bildern von Kindern und Jugendlichen“ herauszugeben. Dieses soll Bilder aus allen bisherigen vier Jägerstätterwettbewerben enthalten.

 

 

Von den zuständigen PädagogInnen wurden folgende Arbeiten vorgestellt:
Mag.a Marion Grubelnik, BRG Fadingerstraße, grafische Arbeiten zum Thema: „Selig“
Mag. Reinhard Ammer, BRG Schloss Wagrain, Vöcklabruck, Briefe an die Jägerstätters
Martina Fischer, HS Ostermiething, Collage aus Gruppenarbeit zu Zivilcourage
Mag.a Renate Bauinger, Grafische Arbeiten aus dem Evang. Religionsunterricht
Mag.a Rosina Schlager-Weidinger, Foto-Geschichte mit Texten aus der HS Waizenkirchen: „Wie tickt die Welt? Was treibt uns an?“

 

 

Gottesdienste im Linzer Mariendom und in der Pöstlingbergbasilika

 

Ein ökumenisches Mittagsgebet bei der Jägerstätterstele im Linzer Mariendom erinnerte an die gemeinsame Taufe und an gemeinsame christliche Wurzeln. Um 16.00 Uhr wurde in der Wallfahrtsbasilika auf dem Pöstlingberg eine Hl. Messe zum Gedenken an den Seligen Franz Jägerstätter mit Bischof Dr. Manfred Scheuer gefeiert.

 

 

Vortrag Bischof Manfred Scheuer zum Thema Gewissen

 

 

 

Predigt von Bischof Manfred Scheuer beim Jägerstätter-Gedenktag in der Pöstlingbergbasilika

 

 

 

(ej)

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