Donnerstag 18. April 2024

Wallfahrt am Nationalfeiertag

 zur Erinnerung an den seligen Franz Jägerstätter.

Am Nationalfeiertag, den 26. Oktober 2012, fand zur Erinnerung an den 1943 von den Nazis hingerichteten und 2007 seliggesprochenen Wehrdienstverweigerer Franz Jägerstätter eine Wallfahrt von Reindlmühl bei Altmünster am Traunsee zur Kirche auf dem Richtberg statt, an der etwa 100 Personen teilnahmen. Jägerstätter-Biografin Dr.in Erna Putz hatte berührende „Impulse aus dem Leben von Franz und Franziska zum Jahr des Glaubens" vorbereitet. Den Gottesdienst auf dem Richtberg feierten Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz, Bischofsvikar Mag. Maximilian Mittendorfer und Pfarrer Alfons Einsiedl. Auch das Land Oberösterreich war durch Landesrat Max Hiegelsberger und LAbg. Martina Pühringer vertreten.

 

Dr.in Erna Putz (mit Mikrofon) erinnerte am Kreuzweg an fünf Stationen aus dem Leben von Franz und Franziska Jägerstätter. © Elisabeth Jungmeier.
V.l.: Landesrat Max Hiegelsberger, Bischofsvikar Mag. Maximilian Mittendorfer, Bischof Dr. Ludwig Schwarz, Pfarrer Alfons Einsiedl, Jägerstätter-Biografin Dr.in Erna Putz und LAbg. Martina Pühringer. © Elisabeth Jungmeier.
Gottesdienst auf dem Richtberg mit Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz. © Elisabeth Jungmeier.
Jägerstätter Wallfahrt Station 2. © Elisabeth Jungmeier.

 

5. Jahrestag der Seligsprechung


Vor fünf Jahren wurde Franz Jägerstätter seliggesprochen. Der oberösterreichische Landwirt verweigerte im Zweiten Weltkrieg aus Glaubensgründen den Kriegsdienst und wurde dafür vom NS-Regime zum Tode verurteilt und hingerichtet. Seine Seligsprechung am 26. Oktober 2007 bei einem Festgottesdienst im Linzer Mariendom, an dem auch Jägerstätters heute 99-jährige Frau Franziska teilnahm, fand weltweit Beachtung.

 

Anlässlich des 5. Jahrestages der Seligsprechung von Franz Jägerstätter fand am 26. Oktober 2012 eine Wallfahrt von Reindlmühl bei Altmünster am Traunsee zur Kirche auf dem Richtberg statt. Begleitet wurde die Veranstaltung unter dem Motto „Impulse aus dem Leben von Franz und Franziska zum Jahr des Glaubens" von der Historikerin und Jägerstätter-Biografin Erna Putz. Entlang des Kreuzwegs erinnerte Putz an fünf Stationen aus dem Leben von Franz und Franziska Jägerstätter: an seine Verurteilung, an Wegbegleiter, die ihm die Last seines Kreuzes tragen halfen, an den Halt, den Franziska ihrem Mann auch während der schweren Zeit seiner Haft im Linzer Ursulinenhof gab, und schließlich an den Tod von Franz Jägerstätter.

 

Bischofsvikar Mittendorfer betonte, Franz Jägerstätter habe zu seiner Gewissensentscheidung nur kommen können, weil er mit seiner Frau Franziska im Glauben gewachsen sei, etwa durch gemeinsames Lesen in der Bibel und gemeinsames Gebet.

 

Beim Gottesdienst auf dem Richtberg begrüßte Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz alle Mitfeiernden, besonders aber die jungen Menschen, die gekommen waren. Schwarz betonte die Bedeutung von Franz Jägerstätters Gewissensfreiheit für die Menschen von heute. In den Fürbitten wurde besonders an die 99-jährige Witwe Franziska Jägerstätter gedacht.

 

 

Märtyrer und Familienvater


Franz Jägerstätter (1907 – 1943) stammte aus St. Radegund im oberösterreichischen Innviertel. 1936 heiratete er Franziska Schwaninger, eine Bauerntochter aus dem benachbarten Hochburg, das Paar bekam drei Kinder. 


Franziska regte ihren Mann zur Bibellektüre und zum gemeinsamen Beten an. Durch das Studium religiöser Literatur, regelmäßige Bibellesung und häufige Gottesdienstbesuche war für ihn ab 1938 klar, dass seine katholische Weltanschauung mit dem Nationalsozialismus unvereinbar sei. 


Bei der "Volksabstimmung" über den "Anschluss" am 10. April 1938 gab er die einzige Nein-Stimme in seinem Ort ab. Die Wahlbehörde unterschlug diese Gegenstimme und meldete eine hundertprozentige Zustimmung. Diesen Tag bezeichnete Jägerstätter später als den "Gründonnerstag Österreichs", dort habe sich die Kirche Österreichs gefangennehmen lassen. 
Sein Widerstand gegen den Nationalsozialismus zeigte sich zunächst darin, dass er sich aus dem öffentlichen Leben seiner Gemeinde immer mehr zurückzog, Vergünstigungen durch die NSDAP nicht in Anspruch nahm und nichts für die Partei spendete, obwohl er sonst sehr freigebig war.

 

Im Sommer 1940 wurde Jägerstätter zur Wehrmacht einberufen, konnte aber durch Intervention des Bürgermeisters nach wenigen Tagen auf seinen Hof zurückkehren. Im Oktober wurde er erneut zur Grundausbildung nach Enns einberufen. Mit einem weiteren Soldaten wurde er am 8. Dezember 1940 in Enns in den Dritten Orden des Heiligen Franziskus aufgenommen. Er wurde auf Ansuchen seiner Heimatgemeinde im April 1941 wieder als "unabkömmlich" eingestuft, konnte zu seiner Familie zurückkehren und war als Mesner in seiner Heimatpfarre tätig.

 

Die negativen Erfahrungen beim Militär und das sogenannte Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten, von dem er um diese Zeit erfuhr, festigten Jägerstätters Entschluss, nicht wieder einzurücken. Er erklärte auch öffentlich, dass er als gläubiger Katholik keinen Kriegsdienst leisten dürfe, da es gegen sein religiöses Gewissen wäre, für den nationalsozialistischen Staat zu kämpfen. Seine Umgebung versuchte ihn umzustimmen und wies ihn auf die Verantwortung seiner Familie gegenüber hin, konnte aber seine Argumente nicht widerlegen. Sogar den Bischof von Linz Josef Fließer suchte er auf; auch dieser riet ihm von einer Kriegsdienstverweigerung ab. Seine Frau Franziska unterstützte ihn, obwohl sie sich der Konsequenzen bewusst war.

 

1943 wurde Jägerstätter neuerlich einberufen, woraufhin er sich weigerte, für Hitler in den Krieg zu ziehen. Nach zwei Monaten im Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis im Linzer Ursulinenhof wurde er Anfang Mai 1943 nach Berlin überstellt. Sein Antrag auf Sanitätsdienst wurde abgelehnt. Am 6. Juli verurteilte ihn das sogenannte "Reichskriegsgericht" wegen "Wehrkraftzersetzung sowie zum Verlust der Wehrwürdigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte" zum Tod. Am 9. August 1943 wurde Franz Jägerstätter von Berlin nach Brandenburg an der Havel gebracht und dort enthauptet.

 

Im Auftrag des damaligen Linzer Diözesanbischofs Maximilian Aichern wurden ab 1989 Personen, die Franz Jägerstätter gekannt hatten, als Zeugen befragt. 1997 wurde der Seligsprechungsprozess für Franz Jägerstätter offiziell eröffnet und am 21. Juni 2001 auf diözesaner Ebene abgeschlossen. Der Vatikan bestätigte am 1. Juni 2007 offiziell das Martyrium.

 

 

Felix-Mitterer-Stück über Jägerstätter


Das Leben des Seligen steht im kommenden Jahr auch im Mittelpunkt eines neuen Theaterstücks von Felix Mitterer. Das Stück „Jägerstätter“ des renommierten österreichischen Dramatikers wird am 20. Juni 2013 im Wiener Theater in der Josefstadt uraufgeführt und steht von 3. Juli bis 9. August auf dem Spielplan des Theatersommers Haag (Niederösterreich).

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