Gedenktag „Selige Jungfrau Maria, Mutter der Kirche“
Doch was steht überhaupt im Zentrum dieses Gedenktages? Der Tag verehrt Maria als Mutter der Kirche – Papst Franziskus will mit diesem Gedenktag das Verständnis für die „Mutterschaft der Kirche“ und eine „unverfälschte Marienfrömmigkeit“ fördern.
Bedeutung und Geschichte
Auf Anordnung von Papst Franziskus führte die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung per Dekret vom 11. Februar bzw. 3. März 2018 („Dekret über die Feier der seligen Jungfrau Maria, Mutter der Kirche, im Römischen Generalkalender“) einen neuen gebotenen Gedenktag für den Montag nach Pfingsten ein: Der bewegliche Gedenktag „Selige Jungfrau Maria, Mutter der Kirche“ („memoria B. Mariae Virginis Ecclesiae Matris“) setzt damit einen neuen Akzent und betont die „geistliche Mutterschaft Mariens“, wie es in Kardinal Robert Sarahs Kommentar zum Dekret heißt.
Der Marientitel „Mater Ecclesiae“ ist seit dem Kirchenvater Ambrosius von Mailand (339–397) bekannt und fand im Hochmittelalter weite Verbreitung in Theologie und Volksfrömmigkeit. In manchen Diözesen und Orden begeht man die Feier Marias als Mutter der Kirche anderntags bereits jahrzehntelang, auch in der vatikanischen Petersbasilika, wo Papst Paul VI. 1964 im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils die offizielle Ausrufung des Marientitels (Konzilsdokument „Lumen gentium“, Kapitel 8, Art. 53) vornahm, wird der Gedenktag schon viele Jahre begangen.
Bereits in der frühen Kirche wurde Maria als Muttergestalt für die Gemeinschaft der Gläubigen beschrieben, sie war nach dem Zeugnis der Bibel beim Pfingstereignis in Jerusalem zugegen, so heißt es in der Apostelgeschichte (Apg 1,13–14): „Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus. Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.“
Durchaus pfingstlich lässt sich daher auch die Verbindung zwischen Pfingsten und dem Gedenktag interpretieren, wenn man bedenkt, dass es bereits in „Lumen Gentium“ (Kapitel 8, Art. 63) 1964 heißt: „Die selige Jungfrau ist aber durch das Geschenk und die Aufgabe der göttlichen Mutterschaft, durch die sie mit ihrem Sohn und Erlöser vereint ist, und durch ihre einzigartigen Gnaden und Gaben auch mit der Kirche auf das innigste verbunden.“
Aktualität
Die Osnabrücker Dogmatikprofessorin Margit Eckholt zeigte sich im Interview mit „Vatican News“ zur Einführung des Gedenktages 2018 davon überzeugt, dass dieser Chancen für eine theologische Weiterentwicklung der Frauenfrage in der Kirche biete. „Maria steht im Grunde für alle Menschen in der Nachfolge Jesu Christi, und das ist es, was wir heute herausarbeiten müssen. Wir haben die Möglichkeit, über den Blick auf Maria die Volk-Gottes-Ekklesiologie in einer partizipativen Weise weiter zu entfalten. Es geht um die gleiche Würde in der Nachfolge Jesu Christi von Mann und Frau“, so die Theologin gegenüber „Vatican News“.
Mit dem neuen Fest versuche Papst Franziskus, die Rolle der Frau in der Kirche über liturgische Neuerungen zu stärken. Diesem Schritt vorangegangene Neuerungen hinsichtlich einer Stärkung der Rolle der Frau seien der Einschluss von Frauen in die Fußwaschung am Gründonnerstag, die liturgische Aufwertung des Gedenktags zu Maria Magdalena zum Fest sowie ihre Anrufung als „Apostelin der Apostel“.
Das Marienfest erinnere demnach, so Eckholt, „[…] an eine starke große kreative Frau, die ganz aus dem Vertrauen auf Gottes Wort gelebt hat und die von dort her auch von Gott erwählt worden ist, Mutter Gottes zu werden, und in diesem Sinne dann auch Mutter der Kirche, Vorbild für alle, die sich auf diesen Weg der Nachfolge machen.“