Filialkirche Valentinhaft
Der Sage nach kam hier des Öfteren der heilige Wolfgang, Bischof von Regensburg, vorüber. Auf der rechten Seite des westlich gelegenen Haupteinganges wird ein Stein gezeigt, in dem sich eine armdicke krumme Öffnung befindet, durch welche der heilige Wolfgang den Türriegel innen auf- und zuschob, um die Kirche zu öffnen oder zu sperren.
Die Anwesenheit des heiligen Wolfgang zwischen 974 und 976 ist historisch erwiesen. Aus der Munderfinger Pfarrchronik konnte entnommen werden, dass Valentinhaft bereits urkundlich 1179 erstmalig erwähnt ist, was darauf hindeutet, dass schon damals Sakralbau bestanden haben muss.
Valentinhaft war von jeher ein Wallfahrtsort. Am Feste des heiligen Valentin (7. Jänner) pilgerten bei günstiger Witterung tausend und mehr Gläubige herzu, um die „Hinfallende Krankheit“ (Epilepsie) abzuwehren. An diesem Festtage wurde ein feierliches Hochamt mit Predigt gefeiert. Während des Jahres wird monatlich (mit Ausnahme im Dezember) sowie am Bittmontag (Montag vor Christi Himmelfahrt) eine heilige Messe gefeiert.
Die heutige Kirche wurde am 29. April 1458 vom Weihbischof von Passau, Sigmund von Salona, geweiht. Kaiser Joseph II. ließ sie 1786 sperren, die gesamten Kirchengeräte mussten an die neu errichtete Pfarre Überackern abgegeben werden.
Versteigerungstermine und Abbruchsaufträge wechselten lange einander ab. Am 8. Oktober 1790 wurde das Kirchlein zum Ausrufpreis von 114 Gulden 25 Kreuzer zur Versteigerung angeboten, ohne dass auch nur ein Käufer erschien. Ebenso war es bei der zweiten Versteigerung am 20. Jänner 1791. Als auch die für den 21. Februar 1791 anberaumte Versteigerung zum dritten Mal ergebnislos blieb, haben am 24. Februar 1791 elf Ortschaften des Landgerichtes Friedburg ein Gesuch bei Seiner Majestät eingereicht, die Kirche als „Lokalkaplanei“ zu erhalten, um dadurch den befohlenen Abbruch zu verhindern.
Das Ansuchen wurde abgewiesen und der Müller zu Achenlohe, der Initiator der Bittschrift, am 21. März 1791 zu 24-stündigem Arrest verurteilt. Mit der Bitte um Offenlassung dieser Kirche ist die Gemeinde nämlich schon 1787 abgewiesen worden. Aus einem Lizitationsprotokoll vom 5. Mai 1791 geht hervor, dass sich die ganze Dorfgemeinde von Valentinhaft mit Ausnahme des Hanslbauers bereit erklärte, die Kirche zum Ausrufpreis zu kaufen, wenn sie für ihre Privatandachten auch weiterhin benützt werden darf. Doch auch diese Bedingung wurde in Linz verworfen und verlangt, die Kirche nach Ankauf durch die Genannten sofort abzubrechen. Bei einer neuerlichen Lizitation am 7. September 1791 erwarb Mathias Gerner, Müller in Achenlohe, als Meistbieter die Kirche um 158 Gulden.
Wahrscheinlich wegen des inzwischen ausgebrochenen Krieges mit den Franzosen geriet der Abbruchsbefehl in Vergessenheit. Von Mathias Gerner ging der Besitz des Gotteshauses auf dessen Nachfolger Anton Huber über. Von ihm kauften fünf Bauern die Kirche um 165 Gulden. Es waren dies ein gewisser Reitmayr, der Wirt zu Kolming, der Petermichl in Unterweißau, Reitshamer, und Johann Stockinger in Stocker.
Erst 1833 wurde die Kirche wieder zum Gottesdienst zugelassen. In den Folgejahren wurde die Kirche renoviert und das Fehlende allmählich ergänzt. 1863 wurde der Turmhelm neu aufgebaut. Seit 1967 hat Konsistorialrat Hofstötter, der umsichtige Pfarrer von Munderfing, das schon arg angeschlagene Bauwerk durch Außen- und Innenrenovierung vor dem Verfall gerettet und der Nachwelt erhalten.
Der Innenraum
Beeindruckt von der Außenwirkung, betritt man durch ein kleines, gotisches Portal das Innere des Kirchenraumes und ist von seiner Schönheit, seiner Ausgewogenheit und seinem Reichtum an Kunstschätzen einfach überrascht: Dem Beschauer bietet sich im Presbyterium eine schönes gotisches Netzrippengewölbe mit Tuffsteinrippen, im Hauptschiff ein frühbarockes Gewölbe mit Perlstab.
Der Hochaltar aus dem Jahre 1646, ein Werk der Spätrenaissance, mit ursprünglich gotischer Mensa und drei gotischen Figuren aus 1459, darstellend den Kirchenpatron St. Valentin im Schrein und die Heiligen Sebastian und Florian, fasziniert jeden Kunstfreund. In seiner hervorragenden Qualität verbindet er zwei Stilepochen zu einem harmonischen Ganzen. Sehr reizvoll wirkt auch der rechte Seitenaltar im Knorpelstil aus dem Jahre 1660 mit einem neu erworbenen barocken Abendmahlsbild.
Das Oratorium an der linken Wand des Presbyteriums dürfte um 1670 entstanden sein. Der linke Seitenaltar und die Kanzel entstanden 1717, die Empore um 1720. Diesem Altar wurde anstelle einer wertlosen Gipsfigur nunmehr ein schönes barockes Madonnenbild (Maria im Blumenkranz) beigegeben. Es stammt aus der Pfarrkirche Neukirchen an der Enknach und wurde mit Genehmigung des Bischöflichen Ordinariates erworben.