Geschichte
Bischof Franz Maria Doppelbauer bat 1897 die Redemptoristen, in Linz eine neue Niederlassung zu gründen. Er bot ihnen dafür die stark wachsenden Stadteile Lustenau und Waldegg an, die erst kurz vorher in Linz eingemeindet wurden.
Die Redemptoristen waren damals ein aufblühender Orden. Er wurde im 18 Jhdt. in Italien gegründet und der erste Redemptorist nördlich der Alpen war der Heilige Clemens Maria Hofbauer. Seine erste Gründung war in Warschau, wo sie eine ständige Mission entwickelten - Den ganzen Tag wurde in der Kirche in verschiedenen Sprachen gepredigt, Andachten gehalten und Gottesdienste gefeiert. Das Ziel der Redemptoristen ist die Mission, vor allem der armen und einfachen Bevölkerung.
1898 nahmen die Redemptoristen die Einladung, nach Linz zu kommen, an. Sie wollten von hier aus die Tschechienmission durchführen. Als Superior kam Pater Georg Freund nach Linz. Er war in Peterskirchen in Oberösterreich geboren und ein bedeutender Volksmissionar im deutschsprachigen Raum - vor allem ein erfolgreicher Männerapostel. Zum Beispiel wird berichtet, dass ihm, bei einer im Rahmen einer Volksmission im Innviertel gehaltenen Predigt, 30 000 Menschen zuhörten.
Anfang 1899 kamen die ersten Redemptoristen nach Linz und ein Kirchenbauverein wurde gegründet. In diesem Jahr schrieb Papst Leo XIII eine Enzyklika über die Herz Jesu Verehrung und weihte das gesamte Menschengeschlecht dem Herzen Jesu. Kein Wunder, dass auch die neu zu bauende Kirche dem Herzen Jesu geweiht wurde.
Pater Georg Freund unternahm eine Wallfahrt mit 520 oberösterreichischen Pilgern ins Heilige Land und nahm einen Stein vom Ölberg als Grundstein für die Herz Jesu Kirche mit nach Hause. Dieser Grundstein wurde am 16. Juni 1901 feierlich gelegt. Vorher wurde schon das Kloster (der heutige Pfarrhof) und der Kirchturm gebaut. Wie groß die Begeisterung und Hilfsbereitschaft der Bevölkerung war, zeigt die kurze Bauzeit von nur eineinhalb Jahren. Viele Arbeiten werden die Redemptoristen Brüder selbst übernommen und geleitet haben, aber ohne ein ganzes Heer von freiwilligen Helfern wäre so ein Bau nicht möglich gewesen.
Wichtig für die Anfangszeit ist auch das Ehepaar Jax. Sie hatten eine Nähmaschinenfabrik im heutigen Pfarrgebiet. Sie erwarben den Löfflerhof, der baufällig und schon teilweise abgetragen war und stellten den Grund für den Kirchenbau zur Verfügung. Dieses Grundstück war so groß, dass rund um die Kirche auch ein großer Park angelegt wurde und auf der anderen Seite der heutigen Lissagasse ein Fußballplatz entstand. Pater Georg Freund und das Ehepaar Jax sind in unserer Krypta gemeinsam mit drei Redemptoristen Brüdern der Anfangszeit begraben.
Die feierliche Einweihung der Herz Jesu Kirche fand am 26. April 1903 statt. Es war der 3. Ostersonntag und es wurde von 7.00 früh bis 21.30 Uhr in der Kirche gefeiert. Insgesamt nahmen an dem Fest 2500 Menschen teil. Der 26. April ist der Gedenktag der Jungfrau Maria, der Mutter vom guten Rat. Ihr ist auch die nahegelegene Wallfahrtskirche in Dörnbach geweiht, wohin jedes Jahr, seit Beginn der Herz Jesu Kirche, eine Pfarrwallfahrt zum Dank für den gelungenen Kirchenbau gemacht wird. Gleich am Tag nach der feierlichen Einweihung begannen die Redemptoristen mit einer Volksmission.
Eine nächste wichtige Etappe war der 1. Juli 1908: Die Herz Jesu Kirche wurde eine Pfarrexpositur der Pfarre St. Josef (heutige Karmelitenkirche). Man nannte sie Linz Lustenau. Das zugewiesene Gebiet wurde von den zwei damaligen Stadtpfarren St. Josef und St. Matthias (heute St. Martin) abgetrennt. Als Leiter dieser Pfarrexpositur wurde der Diözesanpriester Josef Hemmelmayr ernannt. Der Pfarrhof, wo er auch wohnte, war im heutigen Hamberger Haus in der Markatstraße, da neben der Kirche weiterhin die Redemptoristen ihr Kloster hatten. So ergab sich die besondere Situation, dass die Herz Jesu Kirche sowohl als Konventskirche von den Redemptoristen für ihre missionarische Tätigkeit, als auch als Filialkirche für die Pfarrpastoral genutzt wurde.
Am 1. September 1924 gaben dann allerdings die Redemptoristen ihre Niederlassung in Linz auf und verkauften das Kloster und die Kirche samt Park und Sportplatz an die Diözese Linz. Pfarrer Kohberger wurde für seine nun umfangreichere Arbeiten von zwei Kaplänen unterstützt und sie zogen in den heutigen Pfarrhof ein.
Wie kann man sich das religiöse Leben in der Anfangszeit der Herz Jesu Kirche vorstellen? Es wurden viele Gottesdienste gefeiert und Andachten und Predigten gehalten, die auch einige Stunden dauern konnten. Das Pfarrleben war in Vereinen organisiert, die ihre Mitglieder zu privaten Gebeten anhielten. Es gab zum Beispiel die Herz Jesu Familien, die Herz Jesu Edelknaben und die Herz Jesu Bruderschaft.
Am 1. September 1935 wurde die Herz Jesu Kirche eine selbstständige Pfarre. Gegen Ende des Krieg wurde durch einen Bombeneinschlag der halbe Pfarrhof zerstört, wobei 29 Menschen starben, die im Keller des Pfarrhofes Schutz gesucht hatten. Nach dem Krieg wurde sofort mit dem Wiederaufbau begonnen. Vor allem das schwerbeschädigte Kirchendach musste schnell repariert und die kaputten Fenster zumindest notdürftig zugemacht werden. Das Pfarrleben nach dem Weltkrieg war von der katholischen Aktion geprägt. In den einzelnen Gruppierungen wurde über Gott gesprochen, gebetet und es wurden gesellschaftliche Themen behandelt.
Von 1967 bis 1969 wurde die Herz Jesu Kirche unter Pfarrer Peschek und einem jungen Architektenteam neu gestaltet. Verzierungen, Verschnörkelungen und Türme wurden entfernt und der Kirchenbau außen und innen schlichter und geradliniger gemacht. Man wollte sich auf das Wesentliche konzentrieren und sich auf Gott hin ausrichten. Pfarrer Josef Töne beendete die Umbauarbeiten und gab ihnen noch eine persönliche Note, indem er zum Beispiel den weißen Lack auf den rotbraunen Sandsteinsäulen in der Kirche wieder entfernte und die geplante Betonzwischendecke nicht einzog.
Bis zum Jahrtausendwechsel war der Pfarrhof immer voll bewohnt. Neben dem Pfarrer und den zwei Kaplänen wohnten auch noch andere Priester (Religionslehrer und Seelsorger vom Wagner Jauregg), Klosterschwestern, Haushälterinnen, der Mesner und die Sekretärin hier.
Um die Jahrtausendwende änderte sich auch die pastorale Situation. Die Anzahl der Kirchenbesucher war stark gesunken und Pfarrer Alois Beinhakl halbierte die Anzahl der Gottesdienste. Die katholische Aktion war nicht mehr mit allen Gliederungen vertreten und die Mitgliederzahl stark gesunken.
Die letzten zehn Jahre
Durch göttliche Fügung wird die Seelsorge heute wieder von aus Wien kommenden Priestern geleitet. Pfarrer Dietmar Neubauer und Kaplan Daniel Sancho Mengod wurden im Missionskolleg Redemptoris Mater in Wien ausgebildet, das der besonderen Fürsprache des Hl. Clemens Maria Hofbauer anvertraut ist. Auch wurden in den letzten Jahren mehrere Missionen von den Kleinen Schwestern und Brüdern vom Lamm, die in Wien stationiert sind, in unserer Pfarre durchgeführt.
Im Pfarrleben gibt es einige Gruppen, wie die Legio Mariens und die Jungschar, die schon lange Zeit bestehen und auch neue Wirklichkeiten und Initiativen. Viele junge und ältere Menschen kommen in unsere Kirche und suchen Gott. So formt Gott die kirchliche Gemeinschaft auch heute wieder neu. Auch gibt es bei uns verschiedene Gebetsinitiativen: den täglichen Rosenkranz (vermutlich ununterbrochen seit Beginn der Kirche), Anbetung und verschiedene, neu entstandene Gebetskreise.
Seit der Pandemiezeit wird unsere Pfarrgemeinde auch durch die polnisch sprachige und die englischsprachig, afrikanische Gemeinde bereichert. So finden jetzt am Sonntag wieder fünf Heilige Messen statt: drei deutschsprachige, eine englische und eine polnische. Das erinnert im Ansatz an die ständige Mission der Redemptoristen.
Baulich konnte mit Gottes Hilfe in den letzten Jahren vieles renoviert und neue Akzente gesetzt werden. Die Kirche wurde von ehrenamtlichen Mitarbeitern in nur zehn Tagen innen frisch ausgemalt. Neue Sitzpolster wurden angeschafft und die Kirchenheizung auf Fernwärme umgestellt.
Die gelungene Sanierung der Außenfassade ist auch Gottes Hilfe zu verdanken: das Bundesdenkmalamt willigte ein, die ursprünglichen Farben der Außenfassade wieder herzustellen und auf das Grau zu verzichten.
Der Pfarrhof wurde trocken gelegt, die Einfahrt asphaltiert. Um die Kirche herum wurde eine Schottertraufe gemacht und der Innenhof teilweise gepflastert.
Seit dem Fatima Jubiläumsjahr 2013 ist im Altarraum die Statue der Jungfrau Maria, der Mutter aller Gnaden. Sie schafft als unsere Mutter eine warme Gebetsatmosphäre in der Kirche. Diese Marienstatue wurde von den Bethlehemschwestern in Frankreich geschnitzt. Ebenfalls von ihnen ist das Kreuz mit der Abnahme Jesu durch Nikodemus, die Mutter Gottes in der Lissagasse und die Madonna der neu gebauten Lourdesgrotte im Pfarrgarten.
Eine besondere Bereicherung für den Kirchenraum ist das zu Weihnachten 2020 aufgehängte Ostertuch mit einer Kopie der Ikonen von Kiko Arguello.
Zum 120 Jahre Jubiläum haben die vorhandenen Reliquien vom heiligen Maximilian und vom heiligen Kreuz einen würdigen Platz in der Kirche bekommen. Als Geschenk zum Jubiläum kommt jetzt noch eine Reliquie vom seligen Franz Jägerstätter dazu.
Pfarrer Dietmar Neubauer