Schöpfungsgedicht
So rief er die Erde und den Himmel,
und die Liebe fiel auf die Erde,
und sie keimte und grünte zum Himmel zurück.
Er rief die Sonne und den Mond,
und sie strahlten von Liebe,
die Sonne am Tag und der Mond in der Nacht.
Er rief das Wasser,
und es sprudelte Liebe hinunter in die Täler.
Er rief das Feuer,
und es loderte und brannte die Liebe hinauf.
Er rief die Luft
Und sie hauchte und wehte Liebe,
geradeso wie sie wollte.
Und dann hauchte Gott Vögel in die Luft,
und sie flatterten.
Er legte Fische ins Wasser, und sie taumelten von Liebe zu Liebe.
Und anderen Tieren zeichnete er ganz persönlich
Augen, Mund, Nase und Ohren,
damit sie ein liebliches Gesicht hätten
und dem Wesen glichen,
das er ganz zuletzt mit besonderer Hingabe formte.
Gott beugte sich tief hinunter zur Erde.
Er nahm vom Acker eine Handvoll Erde.
Er schloss die Augen, um ganz bei sich zu sein.
Und dann begann er zu kneten und zu formen,
was er in sich selbst gesehen hatte.
Er gab seine Zärtlichkeit hinein in die Hände,
in die Finger.
Er knetete und knetete
und schaute und schaute
und formte und formte
den Menschen.
Als er zufrieden war mit seinem Werk,
nahm er allen Atem, den er in sich hatte,
und hauchte ihn warm und liebend an:
die Füße, die Beine, den Bauch, die Brust, das Gesicht.
Und dann legte er seine Lippen auf die Lippen des Menschen
und küsste und hauchte,
bis der Mensch sich bewegte
und die Augen aufschlug.
Und Gott wurde innerlich entflammt von seiner Liebe
und schaute den Menschen in die Augen
und sagte:
Mensch du mein Ebenbild!
Ich will, dass du mich vertrittst
in der Liebe, die ich habe
für Sonne und Mond,
für Himmel und Erde,
für Feuer und Wasser,
für Luft und für alles, was lebt
und gegenüber allen, die Menschen sind wie Du.
Ach Mensch, du mein Ebenbild!
Und dann nahm Gott den Menschen in die Arme.
Er drückte ihn ans Herz,
ganz lange
und ließ ihn dann los,
damit er seinen Weg gehen könne.
Anton Rotzetter OFM cap