7 Werke der Barmherzigkeit nach Bischof Wanke
1. Einem Menschen sagen: Du gehörst dazu
Was unsere Gesellschaft oft kalt und unbarmherzig macht, ist die Tatsache, dass in ihr Menschen an den Rand gedrückt werden: die Arbeitslosen, die Ungeborenen, die psychisch Kranken, die Ausländer usw. Das Signal, auf welche Weise auch immer ausgesendet: "Du bist kein Außenseiter!" "Du gehörst zu uns!" – z. B. auch zu unserer Pfarrgemeinde – das ist ein sehr aktuelles Werk der Barmherzigkeit.
Mk 14,6-7 M. M.
Gestaltelement: Geschichte Flüchtlingskind-Helena: Ich will neben dir sitzen:
Vor einigen Jahren nahm ich eine Mutter mit drei Kindern aus Ghana am Hof auf. Nach wenigen Tagen fuhr ich mit Ihnen zur Volksschule Schweinbach, um ihnen den Schulweg und die Schule zu zeigen. Die Direktorin erklärte uns, in welche Klasse Helena kommen werde. 5 Minuten vor der Pause klopften wir an die Klassentür. Helena stellte sich kurz vor und die Lehrerin erklärte den SchülerInnen, dass sie als neue Schülerin in die Klasse kommen werde. Kurz darauf läutete die Pausenglocke. Plötzlich stürmten 10 Schülerinnen zur Lehrerin und sagten, sie möchten neben Helena sitzen.
Umsetzung heute: Kenne ich persönlich einen Menschen am Rand?
Was macht das mit mir?
Die Brüdergemeinschaft von Taize hat sich zum Ziel gesetzt, dass jeder Bruder einen Menschen am Rand kennen soll.
Aus der Kirche Ausgetretenen offen begegnen! Bei Begräbnissen von Ausgetretenen Barmherzigkeit walten lassen.
2. Ich höre dir zu.
Eine oft gehörte und geäußerte Bitte lautet: "Hab doch einmal etwas Zeit für mich!"; "Ich bin so allein!"; "Niemand hört mir zu!" Die Hektik des modernen Lebens, die Ökonomisierung von Pflege und Sozialleistungen zwingt zu möglichst schnellem und effektivem Handeln. Es fehlt oft – gegen den Willen der Hilfeleistenden – die Zeit, einem anderen einfach einmal zuzuhören. Zeit haben, zuhören können – ein Werk der Barmherzigkeit, paradoxerweise gerade im Zeitalter technisch perfekter, hochmoderner Kommunikation so dringlich wie nie zuvor!
Lk 18,41-42 Bartimäus;
Gestaltelement: Panflöte oder ein anderes Instrument
Umsetzung heute: Impulsfrage zum Nachdenken:
Was willst du, dass ich dir tue? (entgegen dem Helfersyndrom)
Zuerst fragen und zuhören, das ist die Basis fürs Helfen.
3. Ich rede gut über dich.
Jeder hat das schon selbst erfahren: In einem Gespräch, einer Sitzung, einer Besprechung – da gibt es Leute, die zunächst einmal das Gute und Positive am anderen, an einem Sachverhalt, an einer Herausforderung sehen. Natürlich: Man muss auch manchmal den Finger auf Wunden legen, Kritik üben und Widerstand anmelden. Was heute freilich oft fehlt, ist die Hochschätzung des anderen, ein grundsätzliches Wohlwollen für ihn und seine Anliegen und die Achtung seiner Person. Gut über den anderen reden – ob nicht auch Kirchenkritiker manchmal barmherziger sein könnten?
Mk 10,16-20 Kindersegnung
Gestaltelement; Shalomtanz = Segenstanz zum Lied shalom chaverim(Das Lied wird gesungen und getanzt zugleich)
Tanz (Choreograpie)
Jeweils 2 Personen stellen sich gegenüber.
Shalom chaverim: Beide falten die Hände vor der Brust und verneigen sich voreinander = Begrüßung
Shalom chaverim: Beide strecken die Hände nach oben und schauen nach oben = Begrüßung Gottes
Shalom: Der Größere von Beiden beginnt beide Hände auf das Haupt des Gegenüber zu legen = Segnen (gleich, wieder weggeben)
Shalom: Der/die Andere legt beide Hände auf das Haupt des Gegenübers.
Lehitrahaot: Der Größere beginnt mit der rechten Hand den Segen auf das Haupt des Gegenübers zu Schaufeln.
Lehitrahaot: Der Kleinere schaufelt ebenfalls mit der rechten Hand den Segen auf das Haupt des Gegenübers.
Shalom Beide falten beide Hände vor der Brust und Verneigung voreinander = Verabschiedung
Shalom: Beide gehen auseinander und suchen sich ein neues Gegenüber.
Der Tanz beginnt von vorne, wenn alle einen neuen PartnerIn gefunden haben.
Umsetzung heute: Segnen heißt lateinisch benedicere = das Gute sagen.
Als Christen sind wir berufen, zu segnen = das Gute, dem PartnerIn, den Kindern, den Gemeindemitgliedern, ArbeitskollegInnen zu sehen und zu sagen.
Wo sehe/sage ich im Alltag das Gute/Positive?
4. Ich gehe ein Stück mit dir.
Vielen ist mit einem guten Rat allein nicht geholfen. Es bedarf in der komplizierten Welt von heute oft einer Anfangshilfe, gleichsam eines Mitgehens der ersten Schritte, bis der andere Mut und Kraft hat, allein weiterzugehen. Das Signal dieses Werkes der Barmherzigkeit lautet: "Du schaffst das! Komm, ich helfe dir beim Anfangen!" Unsere Sozialarbeiter der Caritas wissen, wovon ich rede.
Aber es geht hier nicht nur um soziale Hilfestellung. Es geht um Menschen, bei denen vielleicht der Wunsch da ist, Gott zu suchen. Sie brauchen Menschen, die ihnen Rede und Antwort stehen und die ein Stück des möglichen Glaubensweges mit ihnen mitgehen.
Lk 24,13-15 Emmaus;
Gestaltelement: Text: Franziskus und Klara
„Weinend sagte Franziskus eines Tages zum Herrn:
Ich liebe die Sonne und die Sterne
Ich liebe Klara und ihre Schwestern
Ich liebe das Herz der Menschen
Und alle schönen Dinge
Herr, Du musst mir verzeihen
Denn nur dich sollte ich lieben.
Lächelnd antwortete der Herr:
Ich liebe die Sonne und die Sterne
Ich liebe Klara und ihre Schwestern
Ich liebe das Herz der Menschen
Und alle schönen Dinge
Mein Franziskus
Du musst nicht weinen
Denn das alles liebe ich auch.“
( aus Leonardo Bott, Schrei der Erde, Schrei der Armen)
Umsetzung heute:
- Tauf-Firm-Patenschaft übernehmen
- Eine Patenschaft für eine Person in einem armen Land übernehmen.
- Eine Partnerpfarre begleiten
5. Ich teile mit dir.
Es wird auch in Zukunft keine vollkommene Gerechtigkeit auf Erden geben. Es braucht Hilfe für jene, die sich selbst nicht helfen können. Das Teilen von Geld und Gaben, von Möglichkeiten und Chancen wird in einer Welt noch so perfekter Fürsorge notwendig bleiben. Ebenso gewinnt die alte Spruchweisheit gerade angesichts wachsender gesellschaftlicher Anonymität neues Gewicht: "Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude!"
Mt 14,16-20 Brotvermehrung:
Gestaltelement: Fladenbrot brechen und verteilen, alle dürfen ein kleines Stück essen.
Umsetzung heute: Mittagstisch in Schönau im Mühlkreis
Pfarr-Caritasmitarbeiter holen mit dem Auto alle 14 Tage Personen, die nicht mehr mobil sind (teilweise Essen auf Räder beziehen) zum gemeinsamen Mittagstisch im Dorfgasthof ab. Beim Essen wird viel erzählt und gelacht. Anschließend werden sie wieder nach Hause gebracht (Manche wollen noch schnell vorher im Supermarkt einkaufen.)
6. Ich besuche dich.
Meine Erfahrung ist: Den anderen in seinem Zuhause aufsuchen ist besser, als darauf warten, dass er zu mir kommt. Der Besuch schafft Gemeinschaft. Er holt den anderen dort ab, wo er sich sicher und stark fühlt. Die Besuchskultur in unseren Pfarrgemeinden ist sehr kostbar. Lassen wir sie nicht abreißen! Gehen wir auch auf jene zu, die nicht zu uns gehören. Sie gehören Gott, das sollte uns genügen.
Lk 19,5-6 Zachäus
Gestaltelement: Mit einer Geste oder Standbild – Zuwendung oder Willkommen ausdrücken und kurz in diese Geste hineinspüren.
Umsetzung heute: Paartherapie-Imago (auch ohne Therapeut möglich)
Imago greift das positive Bild eines Besuches auf, jemand kommt zu mir auf Besuch und möchte mir was Wichtiges offenbaren. (kein small-talk über das Wetter).
Der Besucher darf erzählen (kurze Abschnitte), der andere hört zu und wiederholt dann in eigenen Worten das Gehörte! Am Ende Rückfrage: „Habe ich dich gehört?“ Antwort Ja, du hast mich gehört oder Korrektur, „das fehlt noch…..“
Dann erzählt der Besucher den nächsten Abschnitt……
Der Gastgeber stellt keine Fragen, noch versucht er sich zu verteidigen oder…. sondern versucht zuzuhören und das Gehörte zu widerholen. Das nächste Mal Wechsel von Besucher und Gastgeber. Ein möglicher Weg, um die Qualität der Beziehung bei Paaren zu verbessern.
7. Ich bete für dich.
Wer für andere betet, schaut auf sie mit anderen Augen. Er begegnet ihnen anders. Auch Nichtchristen sind dankbar, wenn für sie gebetet wird. Ein Ort in der Stadt, im Dorf, wo regelmäßig und stellvertretend alle Bewohner in das fürbittende Gebet eingeschlossen werden, die Lebenden und die Toten – das ist ein Segen. Sag es als Mutter, als Vater deinem Kind: Ich bete für dich! Tun wir es füreinander, gerade dort, wo es Spannungen gibt, wo Beziehungen brüchig werden, wo Worte nichts mehr ausrichten. Gottes Barmherzigkeit ist größer als unsere Ratlosigkeit und Trauer.
Lk 23,34 Jesus am Kreuz
Gestaltelement: Freie Fürbitten (alle sind eingeladen eine freie Fürbitte laut oder leise zu formulieren)Antwortlied: Hab erbarmen Herr…… oder Stille
Umsetzung heute: Eine Messe „bezahlen“ Sinn von Messstipendien bzw. Gebetsmeinung bei Wortgottesfeiern: Z.B Jemand hat ein besonderes Anliegen, jemand ist krank oder ein Angehöriger ist verstorben oder… Diese Person möchte dass sein Anliegen zum Anliegen der ganzen anwesenden Gemeinde wird und gibt dafür eine Spende. Dieses Anliegen wird in der Liturgie vorgetragen (beim Hochgebet oder Fürbitten oder…) und alle beten für dieses Anliegen. Die Spende = Messstipendium wird für die Anliegen der Pfarre bzw. für die Armen, für die Kirchen in den armen Ländern verwendet, einen kleinen Teil bekommet der Priester.
Die 7 Werke der Barmherzigkeit können als Weggeschichte mit Biblelfiguren oder Power-point dargestellt werden. Alle gehen von Station zu Station (wie Kreuzweg). (Die Bibelstelle wird mit Figuren dargestellt)
Bei jeder Station können alle oder einzelne Elemente ausgedrückt werden:
- Impuls von Wanke
- Bibelstelle lesen
- Gestaltelement darstellen
- Konkrete Umsetzung heute formulieren als Beispiel?